StartseiteNeueste BilderSuchenAnmeldenLogin

Teilen
 

 DEAD BITE ;; DIE KAPITEL

Vorheriges Thema anzeigen Nächstes Thema anzeigen Nach unten 
Gehe zu Seite : Zurück  1, 2, 3
AutorNachricht
Ava Litchmore
PATIENT #342
Ava Litchmore

Anzahl der Beiträge : 29
Anmeldedatum : 03.08.13

DEAD BITE ;; DIE KAPITEL  - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: DEAD BITE ;; DIE KAPITEL    DEAD BITE ;; DIE KAPITEL  - Seite 3 EmptyFr Mai 21, 2021 12:41 pm

Avas Worte schienen vor ihr zu zittern. Sie waren so stark durch ihre Wut, ihre Hoffnung und doch waren sie genauso aufgeregt wie Ava und sie konnte förmlich sehen, wie sie in der Luft bebten und sich langsam in Janoschs Haar verfingen. Und solange sie dort blieben und Janosch sie nicht vergaß, brauchte sie auch keine Antwort. In seinen Augen konnte sie erkennen, dass er ihr zuhörte und dass ihre Worte nicht in der Luft zerplatzt waren. Schließlich wusste Ava, wie sie auf Menschen wirkte … wie überfordernd sie war. So überfordernd, dass es anscheinend keinen Platz außer der Hölle auf Erden für sie gab, sediert und in Ketten gelegt, wenn die Angst zurückkam und mit ihr die Wut. Sie hätte es ihm nicht einmal übelgenommen, hätte er kein Wort verstanden.

Ihr nächster Schritt nahm Gestalt an und sobald ihre Worte fest waren und einen Weg wiesen, antwortete auch Janosch und Ava grinste leicht. „Vierhundertsechs. Ich werde da sein, irgendwann nach Mitternacht.“ Sie folgte seinem Blick zu der Tür und knirschte mit den Zähnen. Dort draußen wäre sie nicht mehr Ava. Noch nie hatten die PflegerInnen oder die Wächter ihren Namen genannt – sie behandelten sie wie kaputte Ware, die keinen Namen brauchte und am liebsten würde sich Ava für immer in dieser Abstellkammer verstecken. Aber sie hatten einen Plan! Und einen Weg nach draußen, wenn sie sich nicht allzu dumm anstellten. Es gab Hoffnung und das war ein so ungewöhnlicher Gedanke, dass Ava einfach aufstand und neben Janosch darauf wartete, dass sich einer von ihnen traute, ihren geheimen Moment aufzulösen. „Ich vertraue dir. Ich habe dir ein Versprechen gegeben.“ Ava sah auf und nickte fest, ihr Herz machte einen kleinen Sprung, aber groß genug, um das Stolpern wahrzunehmen. „Ich lasse dich nicht hier allein – wenn wir erstmal draußen sind, wird alles besser. Das ist auch ein Versprechen", antwortete sie leise und sie huschte mit Janosch aus der Tür, schlug den entgegengesetzten Weg ein. Sie konnte nicht verhindern, mindestens einmal über die Schulter zu sehen. Er vertraute ihr. Es gab einen Menschen auf der Welt, der ihr vertraute. Dem sie versprochen hatte, ihn nicht allein zu lassen. Was hatte sie getan? Ava, die ihre nächsten aus dem Leben gestoßen hatte … war verantwortlich für das Leben eines … Freundes? Ava schüttelte den Kopf und versuchte so gelangweilt und müde wie möglich auszusehen, obwohl in ihrem Inneren ein Feuer loderte. Diese ganze Einrichtung sollte in diesem Feuer brennen, aber noch musste sie es geheim halten. Noch waren es ihre Gedanken und wenn er sie verstand auch Janoschs.

Der harte Plastikstuhl war selbst im Schneidersitz noch unerträglich und Ava stocherte lustlos in ihrem Oatmeal herum. Die Stunden vergingen so langsam an diesem Ort … Ihr Blick ging zu der Uhr über der Essensausgabe. Mitternacht schien so weit entfernt und sie konnte Janosch nicht entdecken. Sie dachte, sie würden sich zumindest zum Abendessen noch einmal sehen. Grübelnd biss sich Ava auf ihre Unterlippe. Hoffentlich hat ihn niemand irgendwo gefunden, wo er nicht sein sollte … hoffentlich haben sie ihn nicht jetzt schon ins Zimmer gesperrt …!Shit …“, fluchte Ava und leckte sich über die Lippe. Der kurze Schmerz und das Blut auf ihrer Zunge brachte sie zurück ins Hier und Jetzt, wo sie eigentlich gar nicht mehr sein wollte und ihr Blick glitt wieder über die unzähligen geduckten Köpfe hinweg.
Nach oben Nach unten
Janosch Ullberg
PATIENT #406
Janosch Ullberg

Anzahl der Beiträge : 26
Anmeldedatum : 03.09.13

DEAD BITE ;; DIE KAPITEL  - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: DEAD BITE ;; DIE KAPITEL    DEAD BITE ;; DIE KAPITEL  - Seite 3 EmptyDo Jul 01, 2021 6:32 pm

Er sah nicht zurück und setzte stur einen Schritt vor den nächsten, ohne auf Risse im Boden zu treten. Das war eine Sorge, mit der er sich gerade nicht auseinandersetzen konnte. Seine Gedanken waren voll. Und sie wimmelten wild durcheinander. Irgendwann nach Mitternacht, meinte sie. Das war eine lange Zeit. Er wusste nicht, wie spät es war, aber er wusste instinktiv, dass es eine lange Zeit war. Er würde die Zeit unauffällig bleiben müssen und wie Ava seine Mitarbeit brauchte, so würde er auch eine Socke oder ähnlichen Stoff in sein Schlüsselloch stopfen müssen, bevor sie die Türen zur Nacht schlossen. Das war ein riskantes Unterfangen, aber er hatte ja lange Zeit. Lange Zeit. Eine lange Zeit, von der er nicht wusste, wie er sie am besten verbringen würde.

I ask myself, everynight
If time is up, it’s do or die


Üblicherweise war Zeit nichts, worum er sich Sorgen machte. Hier in der Anstalt war Zeit kein gegebenes Maß in dem Dinge gemessen wurden. Tage und Wochen, vielleicht. Aber in Zeit wurde hier weder der Fortschritt noch das Gleichbleiben gemessen. Gemessen wurde in Zeit erst, wenn es keine Zeit mehr gab. Wenn jemand gestorben war, zum Beispiel. Dann sagte man: Der Patient hat soundsoviele Jahre und soundsoviele Monate und vielleicht noch soundsoviele Tage in der Psychiatrischen Anstalt Tulipvillage verbracht. Da eine Besserung seines geistigen Zustandes nicht gesichert festgestellt worden war, konnte er seine verbleibende Zeit nicht in den Kreisen seiner Familie verbringen. Er fand am soundsovielsten in seiner Zelle seinen Tod. Aber alles war natürlich ganz natürlich. Man bedauert vieles und zugleich nichts. Bedauern konnten alle gut. Aber wie gesagt: keine Zeitmessung, bis zum Tod.

Mit Kamille an seiner Seite, hatte er sich darum auch keine Gedanken machen müssen. Sie war sein Leitpfaden durch den Tag, wenn nicht sogar durch sein ganzes Leben. Sie hatte die Zeit im Überblick behalten und die Aufgaben, die sie jede Woche wieder aufs Neue für ihre Beschäftigung bekamen. Montags taten sie etwas, Dienstags taten sie etwas, Mittwochs taten sie etwas, Donnerstags taten sie etwas, Freitags taten sie weniger weil manche Wärter früher frei bekamen, am Wochenende taten sie weniger weil sie die Schichten durchtauschten. Welcher Tag also heute war wusste er nicht so ganz genau, aber er meinte dumpf das Gefühl zu haben, dass es einer der Tage war, an denen sie weniger bis gar nichts machten. Er brauchte eine Pause von seinen Gedanken, so voll war sein Kopf, aber das konnte er sich nicht leisten, denn er musste versuchen sich zu konzentrieren und seine Gedanken etwas geradliniger zu verfolgen als Kamille ihm das sonst gestattete. Er brauchte einen Überblick über den Tag, über ihr Vorhaben, über das was er tun konnte und über das was er tun musste. Und vielleicht arbeitete ausgerechnet heute die lange Zeit sogar gegen ihn, weil er schlichtweg nicht den ganzen Tag über fokussiert bleiben konnte. Nicht mehr. Das ging wenn Stille in seinem Kopf herrschte und Kamille ihn hier und da in eine wichtige Richtung lenkte. Er brauchte Kamille. Aber er sollte sie nicht brauchen. Womöglich hätte er sie bald zurück. Würde er sich darüber freuen?

Frustriert fasste er sich an den Kopf und krallte die Finger in die Haare die ihm fast bis in die Augen fielen und in seinen Wimpern hängen blieben, wenn er nicht wie gerade die Augen geschlossen hielt. Konzentrieren. Er musste sich konzentrieren. Er durfte nicht, jetzt wo Kamille ihn nicht davon abhielt, all die Gedanken denken die sonst gar nicht in seinen Kopf kamen. Dafür hatte er keine Zeit. Der Plan war doch eigentlich einfach. Ganz besonders aus dem Grund, da Ava das Denken für den Plan übernommen hatte. Sie hatte seine Gedanken erfasst und auf das Wesentliche heruntergebrochen. Sie hatte seinen Wirrwarr gesehen und den Nebel verscheucht, bis nurnoch klare Dinge übrigen blieben. Vielleicht war Ava ihm ebenso eine Hilfe wie Kamille, wenn es darum ging seine Gedanken zu ordnen? Nun, gerade verließ sie sich darauf, dass er es ganz alleine schaffte.

Stoff.
Wenn er sich auf einen einzigen Teil des Plans konzentrierte, dann konnte er Ava vielleicht doch noch nützlich sein und eine echte Hilfe in dem Plan bleiben. Die Hände noch immer in den Haaren vergraben, öffnete er nun langsam wieder die Augen und blickte auf den Boden vor sich. Verdammt. Da waren Füße in festen Schuhen vor ihm. Jemand war aufmerksam auf ihn geworden. Panik ergriff ihn und ließ ihn ganz langsam die Füße, die Beine aufwärts blicken. Er durfte nicht auffallen und er durfte den Plan nicht gefährden. Stoff. Er musste Stoff finden, dass er in sein Schlüsselloch stopfen konnte. „Vier-Null-Sechs, stimmt etwas nicht? Hören Sie mir überhaupt zu?“, fragte der Mann dem Janosch nicht ins Gesicht schauen konnte, aber dessen breite Schultern registrierte und standhaft anstarrte. Eigentlich war der Mann sogar etwas kleiner als Janosch. Aber wer wem überlegen war, war gar keine Frage. „Stoff...ich...Stoffarbeit.“, stammelte Janosch so geistesgegenwärtig wie er mit Panik und einem Plan den er nicht aussprechen konnte, überhaupt sein konnte. Und er erntete ein dumpfes Brummen dafür. Einen Moment geschah nichts, als wartete der Mann auf weitere Worte von Janosch oder als würde der Mann so lange auf ihn starren, bis Janosch entweder den Blick hob und sich verriet oder auch ohne den Blick zu heben alles gestand wofür es sich jetzt überhaupt noch lohnte morgens die Socken anzuziehen und aus der Zelle zu treten. „Stoff...arbeit?! Meinst du den Kunstraum? Junge, junge.“, meinte der Mann endlich nach einer ganzen Weile und wollte dann fast gar nicht mehr aufhören zu sprechen. Er murmelte etwas Garstiges, das Janosch nicht hören wollte und da seine Hände noch immer über seinen Ohren in seinen Haaren klemmten konnte er es auch nicht hören. Dann wurde er am Oberarm gepackt und ruppig mitgezogen. Was geschah nun? Würde Janosch zum Kunstraum gebracht werden oder gleich in seine Zelle ohne eine Chance das Türschloss zu präparieren?

Er wusste es erst, als er durch die Doppeltüre trat und vor den im Boden verankerten Holztischen und Sitzbänken angelangte, die über und über mit Farbflecken bezogen waren. Er hatte es womöglich wirklich geschafft. Überwältigt suchte er die Bänke ab, nach Plätzen die besetzt waren. Der Raum war fast leer. Die zuständige Aufpasserin war an ihrem Tisch und beobachtete aufmerksam einen Jungen der nicht nur aufgrund seines Geistes hier zu sein schien. Mit einer seltsamen Haltung schien er auch körperlich nicht dem Maß an Normalität zu entsprechen, dass außerhalb der Mauern von Tulipville gerne gesehen war. Als man seinen Arm losließ und er mit weiteren genuschelten Worten zurückgelassen wurde, ließ er endlich die Arme sinken. Ob seine erhobenen Ellenbogen ihn tatsächlich vor Eindringlingen in seinen Kopf und Avas Plan geschützt hatten? Er wollte sein Glück nicht herausfordern und setzte sich langsam nieder, griff nach einem Pinsel, der bereits steif von Kleberesten war und tunkte ihn nachdenklich in die kleine Pfütze Flüssigkleber vor sich. Dann nahm er einen Stofffetzen nach dem nächsten und klebte sie in ausdauerndem Schweigen und den immer wieder gleichen Bewegungen aneinander. Und das beruhigte ihn derart, dass auch sein Kopf wieder konzentriert verfolgte was gerade geschah. Er formte aus Resten einen ganzen Fetzen aus Stoff, groß und sperrig genug um zerknüllt einem zuschnappenden Schloss Widerstand zu leisten, klein genug um überhaupt nicht aufzufallen und in seiner Handfläche zu verschwinden als er aufstand und den Raum, ohne auch nur einem einzigen Menschen in die Augen geschaut zu haben, wieder verließ.
Er wusste nicht wer gedacht hatte. Aber er hatte sich gerettet. Schritt für Schritt ging er zur Kammer, zur Zelle, Vier-Null-Sechs. Und dann strich er mit der Hand über den Türgriff, ließ die rechte Hand ein Stück hinabgleiten und den Stoff in der kleinen Ausbuchtung verschwinden. Und dann setzte er sich auf sein Bett und starrte auf den Boden. Er durfte sich nicht erlauben wieder in Panik zu verfallen. Das Abendessen dafür ausfallen zu lassen war ein Übel, dass er nicht scheute. Kamille konnte kommen. Und besonders Ava konnte kommen. Denn als die Türen geschlossen wurde, da hörte er das übliche Kratzen nicht, sondern nur ein dumpfes KLONK KLONK, des Schlüsselbundes an der Türe, dass jedes fehlende Geräusch übertönte. Er wagte nicht sich zu bewegen und verharrte weiter in seiner Position. Damit würde er niemanden anlocken. Keinen Wärter, keinen Dead Bite, keine Aufmerksamkeit, keine Fehler. Hoffentlich fand Ava ihn trotz seiner schieren Unauffälligkeit in der er mit seinem Zimmer gerade zu verschmolz. Mit der Zeit verschmolz.
Nach oben Nach unten
Ava Litchmore
PATIENT #342
Ava Litchmore

Anzahl der Beiträge : 29
Anmeldedatum : 03.08.13

DEAD BITE ;; DIE KAPITEL  - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: DEAD BITE ;; DIE KAPITEL    DEAD BITE ;; DIE KAPITEL  - Seite 3 EmptyFr Jan 14, 2022 11:38 pm

In dem Meer aus Gesichtern konnte sie Janosch nicht erkennen. Überall suchte sie nach seinen blonden Haaren, etwas anderes würde man auch kaum sehen. Sein Blick ging nie nach oben, niemals in Gruppen aus Menschen. So als würde er sich vor ihnen verstecken wollen, sich dagegen wehren, wahrgenommen zu werden. Und Ava wusste nicht, ob es nur ein Versuch war, sich selbst zu schützen, oder ob es mittlerweile zu einem Zauberspruch geworden war, der Ava davon abhielt, ihn jetzt zu finden. Ihre Beine waren schon lange taub, aber sie hatte sich nicht aus dem Schneidersitz gelöst, seitdem sie hier war. So musste sie immerhin nicht den harten Stuhl unter ihr spüren. Ihr Blick glitt zurück zu ihrem Tablett, zu dem Löffel in ihrer Hand. Ihre blassen Lippen verzogen sich zu einem halben spöttischen Grinsen. Dieser verfickte Löffel. Sie steuerte auf die Zwanzig zu, hatte mehrere Geburtstage hinter Gittern verbracht, in verschiedenen Anstalten, und selbst in jeder von diesen Irrenfallen hatte sie immerhin eine Gabel gehabt. Sie wusste nicht, warum sie bei allem Schrecklichen, was sich um sie herum abspielte und das sekündlich, die Tatsache, dass sie nie wieder mit einer Gabel essen sollte, am meisten frustrierte. Das Blut in ihrem Mund schmeckte immerhin frisch, nicht wie das Oatmeal auf dem Löffel. Sie legte das Besteck beiseite und lehnte sich im Stuhl zurück. Das Einzige, was ihr jetzt blieb, war unauffällig zu sein und darauf zu warten, dass die Nacht hereinbrach.

DEAD BITE ;; DIE KAPITEL  - Seite 3 Ezgif-10

Warten konnte Ava. In den nach Krankheit und Desinfektionsmittel stinkenden Wartezimmern, in ihrem vollgestellten Kinderzimmer, welches auch genauso gut Spiegel ihrer Seele genannt werden konnte. Ava hatte ihre Socken ausgezogen und sie auf das graue Bett geworfen, welches viel zu hart für ihren Rücken war. Ihre Schritte machten leise Geräusche auf dem toten Plastik unter ihnen, während Ava versuchte geduldig zu warten. Im Gegensatz zu dem kahlen Zimmer in der Anstalt war ihr eigenes zu Hause voller Bilder gewesen. Ihre Zeichnungen an den Wänden, sorgfältig mit Klammern an die ehemalige orange Wand festgemacht, waren zum größten Teil düster, zeigten Figuren mit übergroßen Händen und schreiende Mädchen, die immer die hell leuchtenden Augen von Ava hatten. Sie suchte nach den gelben-braunen Tupfern in den Bildern, während sie wartete. Ihre unbedeckten Beine hingen locker vom Bettrand herunter. Ihr Vater mochte es nicht, wenn sie noch eine Hose anhatte, wenn er kam. Es machte die Sache so viel langsamer, hatte er gesagt. Und Ava hatte ja auch gewollt, dass es schnell vorbei war. Wütend schüttelte sie den Gedanken ab. Nein, sie wartete nicht auf den Wichser eines Vaters. Ohne es zu wollen, ging ihre Hand hoch und sie schlug wütend gegen die Wand. „RAUS AUS MEINEM KOPF!“ Schnaufend krümmte Ava sich zusammen, hielt ihre pulsierende Hand fest an ihren Bauch gedrückt. „Du verfickter Bastard bist tot und deine schweigende Schlampe von Ehefrau auch … verzieh dich …“ Lange war sie nicht mehr so wütend gewesen. Doch ausgerechnet in diesem aller Momente war er aufgetaucht: hatte sie doch gerade wieder Hoffnung geschöpft, hatte sogar einen Freund gefunden! Und jetzt kam er und wollte ihr wieder alles nehmen, es ihr aus den zitternden Händen zerren und sie alleine und mit blauen Flecken alleine lassen. Ihre Zähne knirschten übereinander, so laut, dass es ihr in den eigenen Ohren wehtat. Sie hielt ihre Augen mit aller Macht zu, so als befürchtete sie ihren Vater vor sich zu sehen. Seinen desinteressierten Blick, sobald sie den Raum betrat und dann seine flüsternden Entschuldigungen, sobald er in ihr Bett gekrochen war. Wenn sie könnte, würde sie ihn noch einmal töten. Solange, bis zufrieden mit sich war und diese Bilder nie wieder sehen musste. Langsam schwoll das Geräusch von Schritten an. Noch immer war ihr Sichtfeld rot umrandet, sobald sie die Augen öffnete, aber sie erhob sich langsam und betrachtete zuerst ihre Knöchel. Kleine Schürfwunden, die brennen würden, wenn man sie mit Alkohol reinigte. Langsam, aber sicher wurde aus dem fernen Geräusch von Schritten eine Welle, die über Ava hereinbrach.

Ihr großes Glück war, dass sie ihre Wut nur an sich selbst ausgelassen hatte und dass ihre Akte voller Gewalthandlungen war. Es war also nicht verwunderlich, dass auch sie einen gelegentlichen Aussetzer hatte. Ihr großes Glück bestand darin, dass man sie nicht an ihr Bett fixierte, oder sie in eine gesicherte Zelle steckte. Auch gab es keine weitere Disziplinierungsmaßnahme. Wenn wollte man denn hier erziehen? Sollten sich die Irren doch selbst den Kopf einschlagen, solange sie es nur nicht sahen und hörten. Ava zischte zwischen den Zähnen, als der nasse Wattebausch auf ihren Knöcheln landete. „Nun, Mund auf. Wir gehen dieses Mal extra sicher, dass du deine Medikamente nimmst, 342. Es ist besser für uns alle, wenn Menschen wie ihr, schön in eurem Bettchen bleibt.“ Die Pille schmeckte bitter und sie bat ihren eigenen Körper, die Wirkung einfach zu ignorieren. Janosch brauchte sie.

Alles war weicher. Selbst das Metall an ihren Fingern, als sie ihre eigene Klinke herunterdrückte, leise wie eine Maus und so langsam wie eine Schildkröte dank der noch immer schwachen Wirkung des Medikaments in ihren Adern, gab das Metall wie wachs nach und fasziniert sah Ava zu, wie ihre Fingerabdrücke langsam aus dem Metall herausgedrückt worden. „Keine Zeit, für Alice im Wunderlandshit, verdammt ..“, murmelte sie sich selbst zu. Es hätte alles so glattgehen können und jetzt fühlte sie sich wie ein Geist, der es nicht gewohnt war, einen Körper bewegen zu müssen. Aber sie fand Janosch Tür. Es musste Ewigkeiten gedauert haben, aber Ava hatte weder eine Uhr, noch einen klaren Kopf, auf den sie sich hätte verlassen können. Gepresst atmend drückte sie die weiche Klinke zu Janoschs Zimmer auf und schlüpfte hinein. Er hatte daran gedacht. Er hatte sie nicht vergessen. Ihr Herz fühlte sich mit einem Mal schwer an. „Janosch? Sie .. sie haben mich ruhi‘g gestellt .. nachm Essen“, flüsterte sie in den Raum, ging mit vorsichtigen Schritten auf die Gestalt auf dem Bett zu, breitete Hilfe suchend die Arme aus und war sich nicht sicher, ob sie auf der Matratze oder in seinen Armen gelandet war. Es war so schwierig, sich gegen die Erdanziehung zu wehren. Sie zog doch so unerbittlich an ihren Gliedern, zog sie immer wieder zu sich, sobald Ava einen Schritt machen wollte. „Tut mir leid … ich bin gleich besser ... es war schon schlimmer …“, sprach sie aus dem Weich hervor, in das sie ihr Gesicht gelegt hatte. Sie brauchte nur eine kurze Pause, der Weg war anstrengend gewesen und sie hatte sich nicht nur einmal vor einem Wächter oder einer Schwester verstecken müssen. „Ich schaff‘ es aber … ich hab’s versprochen. Ich hab’s bis hierher geschafft … und sie haben einen Neuzugang bekommen …
Nach oben Nach unten
Gesponserte Inhalte



DEAD BITE ;; DIE KAPITEL  - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: DEAD BITE ;; DIE KAPITEL    DEAD BITE ;; DIE KAPITEL  - Seite 3 Empty

Nach oben Nach unten
 

DEAD BITE ;; DIE KAPITEL

Vorheriges Thema anzeigen Nächstes Thema anzeigen Nach oben 
Seite 3 von 3Gehe zu Seite : Zurück  1, 2, 3

 Ähnliche Themen

-
» CHARAKTERE ;; DEAD BITE
» STORYLINE ;; DEAD BITE
» Serendipity ;; DIE KAPITEL
» KAPITEL ;; *MIDSUMMERNIGHT
» Kapitel ;; BLACK SHEETS

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
'CAUSE THE DEVIL LIKES IT WHEN WE'RE SPINNING IN HIS GRIN :: YOU GOT NOWHERE TO RUN TO, SO DON'T TRY HIDING :: DEAD BITE-