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 Kapitel ;; BLACK SHEETS

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Cuddie McCayden
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Cuddie McCayden

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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyDi Mai 19, 2020 11:21 pm

Je greller die Beleuchtung ausfiel, desto schwerer fiel es ihm wegzuschauen, wenn er in ihr Gesicht schauen wollte. Deswegen beschloss er nach einigen Versuchen sich nur noch umzudrehen, wenn es nicht anders ging und stattdessen mit seinem Rücken zu entzücken. Und noch etwas änderte sich mit der zunehmenden Beleuchtung. War er eben noch ganz entspannt gewesen und vielleicht auch ein bisschen abwesend von dem tatsächlichen Geschehen, wurde ihm nun wieder bewusst wie die Zeit verging und wie lang sich der Weg zu seinem Zimmer anfühlte - und dann wieder nicht. Er war froh bei ihr zu sein. Mit ihr fiel ihm der Umgang einfach sehr leicht, weil er darauf vertrauen konnte, dass sie seine Worte so aufnahm wie sie gemeint waren, und seine Gesten und die Mimik verstehen konnte. Sie fühlte sich von seinem übertriebenen Ego, dass er ab und an zeigte weder eingeschüchtert noch belästigt, sondern erkannte den Humor dahinter. Dabei war es gar nicht so, dass er öfter missverstanden wurde, auch wenn das ab und an vorkam. Aber manchmal...da hatte sein Gegenüber gewisse Erwartungen an ihn, die er selten wirklich erfüllte. Und Sanako schien einfach zu nehmen, was sie kriegen konnte und zu geben was sie geben konnte. Und das passte. Zumindest hatte er es so empfunden. Und zumindest empfand er auch jetzt wieder so...abgesehen davon, dass er ihr gerade nicht ins Gesicht schauen konnte.

Er lachte allein von der Vorstellung von ihrem Zimmer auf. „Das hättest du nicht sagen dürfen. Jetzt habe ich keine Scheu mehr, solltest du dich noch einmal zu-“ da hätte er doch fast zu mir gesagt. Ups. „Zu uns verirren.“, rette er sich gerade noch, ehe zu offensichtlich wurde, dass er ins Stocken geraten war. Noch konnte man alles auf seinen Sprung über die letzte Treppenstufe schieben, oder auf seinen Alkoholpegel. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir dann noch die Mühe mache die dreckige Wäsche vom Boden aufzuheben, wenn es bei dir keinen Deut besser aussieht!“ Er machte den verehrenden Fehler sich bei seiner nächsten Bemerkung zu ihr umzudrehen und ihr verschwörerisch entgegen zu Zwinkern – ein klares Zeichen dafür, dass er sie hochnehmen wollte. „Damit du dich auch heimisch fühlst, meine ich.“ Sofort wanderte sein Blick doch wieder etwas tiefer und fast erschrocken legte sich doch ein beschämter Ausdruck auf sein Gesicht. Das war bei weitem nicht das erste Mal, dass er so eine Aussicht hatte, und normalerweise würde er sie auch ausgesprochen genießen...aber er würde definitiv nicht auf Sanakos kaum verhüllte Haut und Unterwäsche starren. Nope. Er hatte noch den Hauch von Anstand eines Gentlemans in sich. Er musste sich nur sehr stark daran erinnern. Als sie die Arme sinken ließ und zu ihm aufsah, gestaltete sich das Ganze nicht einfacher, weswegen er demonstrativ an die Decke blickte. Beide erreichten endlich den Flur, auf dem sein Zimmer lag. Er fingerte in seiner vorderen Hosentasche nach dem Zimmerschlüssel und steckte es nach dem zweiten Versuch ins Schloss. „Aye! Wir hatten dieses Jahr wirklich richtig Glück!“ Er betrat sein Zimmer zuerst und drehte sich nicht weiter nach Sanako um. Stattdessen ging er in eine kontrollierte Suche über und wand sich seiner Zimmerseite zu, um seinen Koffer weiter von seinem Bett hervor zu ziehen, um gut an ihm vorbei gehen zu können. Dann öffnete er die dünnere Schrankseite seines Kleiderschranks und vergrub den Kopf in den Fächern. Mit einem Handtuch bewaffnet kam er aus seiner kurzzeitigen Deckung wieder hervor. „Schau an! Ich hab‘ schon fast den Überblick über mein Chaos!“, lachte er begeistert und streckte ihr es entgegen, damit sie es am besten auch gleich vor die Aussicht halten konnte, die er nicht sehen sollte. Dann deutete er auf die Badezimmertüre und lächelte ihr unsicher zu. „Bedien‘ dich einfach...ich glaube es steht schon einiges herum...“, nickte er sich fast selbst zur Bestätigung zu. „Oh und ich such in der Zwischenzeit eine kleine Auswahl für dich raus, hm? Wenn ich mich recht erinnere, dann habe ich irgendwo noch ein Shirt rumfliegen, was ein bisschen eingelaufen ist...“, sagte er nachdenklich und blickte zu seinem Koffer herüber. Oder hatte er es schon eingeräumt? Na, ein bisschen Zeit hatte er ja für seine Suche. „Okay?“, fragte er mit dem Gedanken ob sie noch etwas brauchte...dabei wollte sie sich ja nur schnell umziehen und das Bier abwaschen.
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Sanako Asanuma
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Sanako Asanuma

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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyDo Mai 21, 2020 6:51 pm

Sie hatte sich den Weg bereits gemerkt. Für den Fall, dass sich Sanako erneut zu Cuddie verirren würde. Die Rosahaarige grinste und holte ein wenig auf, sodass sie auf den letzten Metern neben ihm lief. „Tu dir keinen Zwang an .. ich bevorzuge es ohnehin, wenn Menschen einfach so merkwürdig sind, wie sie sind und nicht versuchen, sich zu verstecken“, versuchte sie es mit einem eher unverfänglichen Thema. Denn sie hatte seinen kleinen Stocker bemerkt. Jetzt, wo das tiefe Wummern des Basses und das schummrige Licht dem weißen und kalten Neonröhren gewichen war … und der merkwürdigen Stille, schien auch die Realität greifbarer zu sein. Die kollektive Euphorie war fort und die Welt sah wieder aus, wie die kahlen Flure der Wohnheime. Ohne die Ekstase, ohne das Zügellose. Viel eher schienen sowohl Sanako, als auch Cuddie ein wenig gehemmt, sobald sie die Party verlassen hatten. Auf Partys war alles in Ordnung, alles erlaubt. Auf Partys war sogar alles gewünscht. Aber auf den Fluren galten wieder die ungeschriebenen Regeln des Campus und des Erwachsenseins. Nur der Alkohol in ihrem Kopf machte es immer noch schwer, einen erwachsenen und vernünftigen Gedanken zu fassen. Und wenn sie so zu Cuddie aufsah, gab es ohnehin keine Chance, einen vernünftigen Gedanken zustande zu bringen. Sie biss sich auf die Unterlippe und folgte ihm zu seinem Wohnheimzimmer.

Sanako verkniff sich ein Lachen, als sie sah, wie Cuddies Wangen leicht erröteten und er seinen Blick an die kahle Decke haftete, nachdem sie die Arme hat sinken lassen. Er versuchte wohl mit aller Macht, nicht auf ihren BH zu starren, der seinerseits mit aller Macht versuchte, so dominant und aufreizend wie möglich durch den hellen Stoff zu scheinen. Und Sanako selbst wusste nicht ganz, auf wessen Seite sie sich schlagen sollte. Auf der einen schämte sie sich keineswegs für ihren Körper – sie hatte schließlich hart an ihm gearbeitet – und auch genoss sie die Unsicherheit, die der eigentlich gespielt großkotzige Typ an den Tag legte. Aber auf der anderen Seite war ihr diese Situation noch immer unangenehm. Und nicht einmal die Situation mit dem Bier. Dann hatte sie eben eine anziehende Wirkung auf lose Getränkebecher .. Viel eher schämte sie sich noch immer für die witzige Geschichte, die zwar ihre war, aber nicht von ihr vorgetragen wurde. Sie merkte, dass es zwischen Cuddie und ihr stand und am liebsten hätte sie es zum Thema gemacht. Aber wie sagte man „Hey, dein Zimmernachbar und ich hatten zwar einen elektrisierenden Abend, aber viel lieber würde ich mit dir in die Nacht verschwinden und an nichts mehr denken müssen?“ ohne ein wenig needy zu wirken? Oder ziemlich needy.
Aber da hatte er auch schon die Zimmertür aufgestoßen und Sanako sah sich flüchtig um. Jap, so sah ihr Zimmer auch aus. „Also ich habe es mir tatsächlich schlimmer vorgestellt“, sagte sie schulterzuckend und stemmte ihre Hände provokant in die Hüfte. Aber Cuddie hatte keinen Blick für sie übrig, sondern steckte seinen Kopf in einen der Schränke und kramte nach einem Handtuch. Sanako schob die Unterlippe vor und verzog den Mund. Hunde, die bellen, beißen nicht, huh? Als er fündig geworden war, nahm sie das Handtuch entgegen, aber ihrem ersten Reflex widersprechend, hielt sie es einfach locker neben sich und grinste Cuddie zu. Sie konnte sehen, wie er zwanghaft in ihr Gesicht sah. Ein Gentleman. „Wenn ich da sowas schlimmes wie Axe Duschgel finde, werde ich das überall herumerzählen“, scherzte sie und schüttelte dann den Kopf. „Gib mir einfach irgendein Shirt, was du sonst gar nicht trägst .. es gibt gar kein zu groß .. und wenn es ein Kleid wird, umso besser“, meinte sie dann und nickte. „Okay. Und nicht spannen. Ich habe den schwarzen Gürtel ..“ Den schwarzen Gürtel in Nichts Geringerem als Tekken 03, aber das musste sie ja nicht erwähnen.

Wo doch ihre Ansage deutlich genug war, hielt Sanako es nicht für nötig, die Tür hinter sich abzuschließen. Kurz überlegte sie, ob das eine bewusste Einladung war oder doch nur ein Test. Nicht einmal Sanako wusste, was Sanako wollte. Und so zog sie das helle Top über ihren Kopf und warf es in das Waschbecken. Der BH folgte und zum Glück hatten die Partygötter ein Erbarmen gehabt und ihre Shorts hatten wenig bis gar keine nassen Bierflecken. Für heute Abend würden die auch noch reichen.
Sie warf einen letzten Blick zur Tür und stieg in die Dusche, welche ihrem Badezimmer gleichend mit einem groben Milchglas umrahmt war. Zufrieden stellte Sanako fest, dass weder Cuddie noch Otis Duschgel benutzten, das nach Mittelstufenumkleide stank und so konnte sich Sanako für ein paar Minuten dem Duft von Orange und Limette hingeben und das klebende Gefühl des Bieres von der Haut abwaschen.

„Et Voilá“, sagte sie grinsend und stand mit nackten Füßen im Chaos des Jungenzimmers. Sie hatte ihre Haare zu einem verworrenen Dutt zusammengebunden und hielt das Handtuch vor ihren Oberkörper fest. „Ich habe meine Sachen zum Trocknen auf eure Wäscheleine gehangen, wenn das okay ist?“, sagte sie und ging auf Cuddie zu. Die Shorts hatte sie zumindest wieder an, aber selbst der BH war so durchnässt gewesen, dass sie darauf verzichtet hatte, ihn wieder anzuziehen. Und wer brauchte schon BHs? Nieder mit dem Patriarchat, hatten schon ihre Mütter geschrien und eigentlich war auch Sanako bereit, für die Gleichstellung nie wieder einen Bügel unter ihren Brüsten spüren zu müssen. Dass ihre schwarze Spitze jetzt aber ausgerechnet im geteilten Badezimmer von Otis und Cuddie hing, war eine Sache, die sie lieber verdrängen wollte. „Hast du etwas gefunden? Ich bin wirklich nicht wählerisch – nicht einmal ein peinliches World-of-Warcraft-Shirt könnte mich entstellen“, lachte sie und ließ sich ungeniert auf sein Bett nieder. Jedenfalls hoffte Sanako, dass es sein Bett war.
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Cuddie McCayden
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Cuddie McCayden

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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyMi Jun 03, 2020 1:08 am

Man muss sich das einmal vorstellen. Gerade war es das größte Klischee, dem er überhaupt verfallen könnte. Er hatte sie kennengelernt, als er ihr seinen überteuerten, aber leckeren Kaffee über das Shirt gekippt hatte, weil er voller Eile in sie gelaufen war, sie schlichtweg übersehen hatte. Und sie hatten gleich eine Verbindung aufgebaut. Sie hatten gelacht, sich getroffen, geschrieben und nach und nach eine Art seichte Freundschaft aufgebaut. Dann allerdings hatten sie sich etwas aus den Augen verloren, weil die Semesterferien dazwischenkamen und die Familien und die Verpflichtungen und die Rollen, die sie vielleicht auch Zuhause einnehmen mussten. Und jetzt liefen sie sich wieder über den Weg, die Funken sprühten, der Humor traf noch immer genau ins Schwarze und mit Komplimenten in Sanakos Richtung konnte man einfach nicht geizen. Sie war attraktiv, sie war sexy, sie hatte Verstand, sie teilte seinen Humor, er war gern in ihrer Nähe und unternahm gern etwas mit ihr... Und auch ihre Sprüche waren keck. „Und nicht spannen. Ich hab den schwarzen Gürtel!“, rief sie noch ehe sie im Bad verschwand. Was er nicht gern mit ihr unternahm, war herauszufinden, dass Otis sich für sie interessierte. Aber jetzt - gerade jetzt in diesem Moment - da stand Sanako in seinem Bad, unter der Dusche, und es gab die berechtigte Vermutung, dass sie nackt war. Und das tat weh. Sowohl im Kopf als auch in tiefergelegenen Regionen. Vor allem, weil er ja auch schon eine ausgesprochen glückliche Aussicht auf ihren BH gehabt hatte. Er wuschelte sich durch die Haare. Das hatte er wirklich nicht verdient. Ganz gleich wie er sich verhalten wollte, er sollte nicht erst darüber nachdenken, dass er vielleicht Otis verletzte, wenn er zu genau hinblickte, oder gar nicht einsah, ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er an sie dachte, während es im Nebenraum rauschte. Mit verbissenem Blick richtete er seinen Schritt etwas, und blickte dann von seinem Koffer zu seinem Schrank. Hah.

Das Zimmer glänzte an für sich mit der neutralen Nüchternheit, die die Campuszimmer mit sich brachten. Weiße kahle Wände, Holzmöbel, die den engen Raum noch etwas klobiger wirken ließen und einen grauen Teppichboden, der immerhin keine offensichtlichen Flecken von den vorherigen Bewohnern offenlegte. Sein Bett hatte er mit der eigenen Seegrünen Bettwäsche bezogen, die er frisch gewaschen von Zuhause mitgebracht hatte. Auf seinem Nachttisch stand bereits eine leere Pfandflasche, und eine kleine Schale, die gefüllt war mit bunten Ringen. Auf dem grauen Teppich vor seinem Bett hatte er einen weiteren Teppich gelegt, auf den man sich auch gerne mit nackten Füßen oder dem Popo bewegen konnte. Sein Schreibtisch sah noch etwas erschlagend aus, da sämtliche Bücher die er für das kommende Semester brauchte und aus vorherigen Semestern zehren konnte, sowie bereits einige gefüllte Ordner mit Unterlagen, leere und volle Collegeblöcke und schon eine Kaffeetasse voller bunter Kullis, sowie ein leerer Rucksack und sein Macbook darauf lagerten und warteten bis sie sortiert wurden. An seinem Kleiderschrank lehnten bereits zwei Bilderrahmen, in denen er Filmposter gerahmt hatte, die er irgendwann als Dekoration aufstellen würde. Auf dem Boden vor seinem Bett lagen sowohl sein offener Koffer als auch seine offene und halb geplünderte Reisetasche, aus der noch Sachen quollen, die weggeräumt werden wollten. Aber immerhin hatte er seinen Wäschebeutel, der neben der Badezimmertür lehnte einmal für lange Zeit leergeräumt. Im Bad selbst hatte er erst seinen Kulturbeutel verteilt und seine Zahnbürste auf der Ablage ausgebreitet, und frische Handtücher hingehangen. Die Zeit seine Zimmerseite noch liebevoll, unordentlich und gemütlich fertigzurichten würde später kommen. Jetzt musste er erst einmal ein T-Shirt finden!

Er wählte extra eines, das einen nicht zu individuellen Aufdruck hatte, damit Otis, würde er ihr noch begegnen nicht gleich das Schlimmste dachte. So hielt er ihr als sie aus dem Bad trat triumphierend eines seiner älteren Shirts in dunkelgrau entgegen. War das Teil also doch noch für etwas gut! Doch als er sah, wie Sanako ihm seinerseits entgegen trat klappte ihm doch kurz die Kinnlade hinab. Verdammt. Das hatte er gar nicht beachtet... vielleicht hätte er ihr das Shirt ins Badezimmer legen sollen?! Aber dann hätte sie vielleicht gedacht er würde spannen... „Hast du was gefunden? Ich bin wirklich nicht wählerisch – nicht einmal ein peinliches World-of-Warcraft-Shirt könnte mich entstellen.“, meinte sie dann und ließ sich geradewegs auf seinem Bett nieder. Mit der Fassung ringend kniff er gekränkt die Augen zusammen und griff sich an die Brust. „Sanako! Also wirklich. Ein World-of-Warcraft-Shirt entstellt niemanden. Es wertet auf.“, auch wenn er nicht wusste, ob das olle Handtuch nicht viel besser war als ein Wow-Shirt... Nein definitiv. Dem alten Handtuch hatte er so eine Magie gar nicht zugetraut. Vielleicht dachte er lieber daran, dass ihre Sachen auf der Wäscheleine in seinem Bad hingen... denn die würden definitiv jemandem auffallen, sobald er wieder bei sich war. „Tja, dass mit deiner Unterwäsche müssen wir uns dann überlegen, wenn wir wissen wie der Abend weiterlaufen soll.“, meinte er mit vielleicht etwas kratziger Stimme und überreichte ihr in einer angedeuteten Verbeugung das Shirt, ehe er sich umdrehte und an seinem Schreibtisch Dinge nach links und rechts verschob, bis sie die Luft freigab. Da sollte noch einer wissen, was er wollte. Wann er es wollte. Mit wem er es wollte...und wo. Wie war es bloß dazu gekommen?!
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Sanako Asanuma
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyMi Jun 17, 2020 6:28 pm

Sanako hatte nicht gewusst, was sie erwartet hatte, wenn sie vom Bier befreit wieder in Cuddies und Otis Zimmer stehen würde, aber dass Cuddie so sehr vermied, ihr schamloses Flirten von der Party bis in sein Wohnheimzimmer zu tragen, enttäuschte sie dann doch. Natürlich hatte sie nicht gedacht, dass er sie an sich ziehen würde und sie mit einer lockeren Bewegung des Handgelenks von ihrem Badetuch befreien würde, aber ein wenig mehr .. Engagement hätte sie doch tatsächlich begrüßt. War es doch ein leichtes gewesen beim Tanzen offensichtliche Blicke zu tauschen, vermied Cuddie den ihren jetzt in diesen vier Wänden, als würde sie ihn mit alter Hexenmagie verzaubern wollen.
Sie verfluchte Claire und Otis. Hätte Claire doch nur einmal das genutzt, was ihr ihre überaus erfolgreichen und intelligenten Eltern in die Wiege gelegt hatten, anstatt sich nur auf ihr Aussehen und ihren Charme zu stützen, hätte Cuddie vielleicht nie von Sanakos letztem Fehltritt mitbekommen. Und war es doch auch nur genau wegen dieser Situation ein Fehltritt. Wäre es das geblieben, was es zunächst war – ein kleiner nächtlicher Ausflug in Otis Arme, der weder wiederholt werden wollte, noch jemals wieder erwähnt werden sollte – dann hätte Sanako jetzt nicht dieses Problem, sondern bloß eine weitere Erinnerung an jugendliche Eskapaden und könne sich nun ganz ohne Sorge der nächsten hingeben. Aber das blieb heute wohl aus.  Viel eher schien Cuddie diese ganze Sache mit dem altbekannten theatralischen Gebären überspielen zu wollen. „Sanako! Also wirklich. Ein World-of-Warcraft-Shirt entstellt niemanden. Es wertet auf“, sagte er also und Sanako sah grinsend zu, wie er sich an die Brust fasste und ihr so wohl zeigen wollte, dass er es nur zum Teil ernst meinte. Sie fragte sich, wie viele Geek-Shirts wohl in seinem Schrank waren und gleichzeitig fragte sie sich, ob sie es stören würde, wenn er leidenschaftlicher WoW-Spieler wäre. Und direkt danach fragte sie sich, warum sie sich diese Dinge fragte. Schließlich schienen sie hier nicht von Zukunftsmusik sprechen zu können, wenn sie so unglaublich unsicher auf der Stelle tanzten und sich auszuweichen schienen. „Wenn es die Horde ist, wertet es auf. Wenn es von der Allianz ist, muss ich dir leider die Freundschaft kündigen“, spielte sie also diesen unsicheren Tanz mit und hielt das Handtuch brav vor ihren Brüsten fest und achtete darauf, dass es keinen Zentimeter herunterrutschte.
Den Wink mit dem Zaunpfahl verstand Cuddie dann wohl doch und überreicht ihre ein dunkelgraues T-Shirt. Seine Worte danach überraschten Sanako mit einem Schlag zutiefst. Konnte er sich denn nicht entscheiden? „Tja, dass mit deiner Unterwäsche müssen wir uns dann überlegen, wenn wir wissen wie der Abend weiterlaufen soll“, hörte sie und hob ihren Kopf, seine Stimme brachte ihr kleines alkoholisiertes Herz zum Stolpern - sie drehte den Stoff in der Hand und stand wieder vom Bett auf. Wie der Abend weiterlaufen soll? Gerade hatte sie doch die Chance auf ein näheres Kennenlernen unter ihren anderen Träumen begraben und bereits die weißen Blumen auf die Erde geworfen und jetzt hatte Cuddie mit seinen Worten eine imaginäre Schaufel heraufbeschworen, die in aller Eile diesen Traum wieder herausgraben wollte.
Bevor sie eine eloquente und kokette Erwiderung aus ihrem Repertoire zaubern konnte, hatte er sich umgedreht und gab ihr den Raum, sich ungestört anziehen zu können. Sie blies die Backen auf und rollte mit den Augen. Wirklich ein Gentleman. Sanako ließ das Handtuch von ihrem Körper auf den Boden gleiten und zog sich das ihr eigentlich zu große Shirt über, steckte die Längen in ihre Shorts und zupfte so lange herum, bis sich der Stoff zwar an ihrem Körper orientierte, aber locker von ihren Schultern bis zur Taille fiel. „Ich .. hatte überlegt, ob wir nicht vielleicht erst einen Spaziergang über den Campus machen könnten, bevor wir zurückgehen? Ich muss erst wieder ein wenig nüchterner werden, bevor ich mich von Claire wieder abfüllen lasse.“ Sie hatte sich wieder auf sein Bett gesetzt. Ihre Beine waren in einem lässigen Schneidersitz gefaltet und sie sah Cuddie fragend an. Sie wollte nicht zurück der Party, nicht jetzt. Die Möglichkeiten, die sich ihr da jetzt eröffneten, waren nicht die, denen sie gerade nachgehen wollte. Denn weder hatte sie Lust diese Panne mit Drogen aus ihrem Körper zu schwemmen, noch wollte sie sich jetzt mit anderen Menschen über Nichtigkeiten unterhalten. „Ich fühle mich immer noch schuldig, dich so links liegen gelassen zu haben in den Semesterferien .. ich würde es gerne wieder wettmachen und mir von dir super langweilige Geschichte über deine Heimatstadt anhören.“ Sie schenkte ihm ein breites Lächeln und sah ganz offensiv in seine Augen. Das, was ihn aufhielt, nervte sie nur. Und sie wollte, dass er wusste, dass sie daran eigentlich keinen Gedanken verschwenden würde, wenn er es nicht tun würde. „Und danach möchte ich diese langweiligen Geschichten wieder mit ganz viel Alkohol vergessen und mit dir tanzen. Also das war mein Plan. Dafür kann die Unterwäsche auch noch bis morgen früh bei euch an der Leine hängen“, endete sie ihren grandiosen Alkoholgedanken und streckte ein Bein aus dem Schneidersitz hinaus und drehte ihren Fuß ein wenig ums Gelenk, als würde sie sich aufwärmen wollen für eine weitere Tanzsession.
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Cuddie McCayden
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyMo Jun 22, 2020 6:42 pm

Cuddie blieb der leicht verstohlene Blick in seinen Kleiderschrank nicht verborgen. Obwohl die Türen kaum offen oder nur angelehnt war schien Sanako sich mehr zu fragen, was er noch alles darin versteckte, als dass sie wirklich versuchte etwas auszumachen. „Wenn es die Horde ist, wertet es auf. Wenn es von der Allianz ist, muss ich dir leider die Freundschaft kündigen.“ Darauf konnte auch er nur mit einem verstohlenen Grinsen antworten. Obwohl eigentlich nicht viel zwischen ihnen passierte, so waren es doch ihre kleinen Gesten und Neckereien, die ihn langsam wieder beruhigten. Das war wirklich der falsche Ort um sich wie ein aufgeschrecktes Huhn zu benehmen. Schließlich wollte er nicht, dass Sanako die Beine in die Hand nahm und rannte, so schnell sie konnte. Stattdessen wollte er Otis Kram nicht mehr im Augenwinkel sehen müssen und so leichter verdrängen oder vergessen, was er eben noch erfahren hatte. Denn langsam zogen doch unheilvolle Wolken auf, die deutlich machten, dass intensives Nachdenken über Otis Wiedergabe der Geschehnisse für die Beziehung zwischen Sanako und ihm bedeutete, dass er schier aus der Haut fuhr. Was für eine dramatische Wendung... Na, immerhin verstand er was von Drama. Die heimliche Dramaqueen war sich also nicht zu schade, auch einen Kommentar abzugeben. „Da muss ich mir gleich eine Sanako-Blutelfe vorstellen. Würde mir zumindest gefallen...“, gab er vermeintlich von seiner Vorstellung abgelenkt von sich und stierte in die Luft. Eine gute Überleitung dazu, sich ganz seiner Vorstellung hinzugeben. Immerhin hatte er ihr kurzzeitig den Rücken zugedreht und Zeit seine Gedanken abschweifen zu lassen.

Als sie sich umgezogen hatte, meldete sie sich wieder zu Wort, weswegen er einen prüfenden Blick nach hinten warf, ehe er sich grinsend umdrehte. Stand ihr doch ganz gut...sein Shirt. Ausgesprochen gut. Sollte sie vielleicht öfter tragen, wenn seine Meinung da als berechtigter Einwand gelten konnte. Sie ließ sich wieder auf seinem Bett nieder und für einen Moment war er geneigt sich ebenfalls zu setzen, wenn auch vielleicht nur auf den Boden zu ihr, doch ihr Vorschlag war besser! „Ich...hatte überlegt, ob wir nicht vielleicht erst einen Spaziergang über den Campus machen könnten, bevor wir zurückgehen? Ich muss erst wieder ein wenig nüchterner werden, bevor mich von Claire wieder abfüllen lasse.“ Sehr gut. Das war ein fantastischer Plan. Weg von Otis Kram und noch nicht wieder direkt dorthin, wo er sich mittlerweile bestimmt gut zugedröhnt hatte. Und ein bisschen frische Luft schadete ihm jetzt auch nicht. „Ich fühle mich immer noch schuldig, dich so links liegen gelassen zu haben in den Semesterferien... Ich würde es gerne wieder wettmachen und mir von dir super langweilige Geschichten über deine Heimatstadt anhören.“ Er wusste wirklich nicht, was er ihr alles erzählen wollte, aber er musste sich eine Menge Geschichten überlegen, sobald sie aufbrechen würden. Denn ganz ehrlich? Nach diesem Lächeln konnte die Party warten. Länger. Ne ganze Weile. Er hatte es überhaupt nicht mehr eilig. Und auch wenn es etwas an seinem Ego kratzte, dass Sanako ihn hätte links liegen lassen... es schadete auch nicht sich ein bisschen in seiner vermeintlichen Unschuld zu suhlen. „Und danach möchte ich diese langweiligen Geschichten wieder mit ganz viel Alkohol vergessen und mit dir tanzen. Also das war mein Plan. Dafür kann die Unterwäsche auch noch bis morgen früh bei euch an der Leine hängen.“ Er gab ein langes und tiefes Brummen von sich und fuhr sich durch die Haare ehe er sie vor der Brust verschränkte. „Also, wenn du weiter so einen ungefilterten Unsinn von dir gibst, dann tanzen wir gleich den Tango des gebrochenen Egos.“, schmunzelte er und zwinkerte ihr zu, während er ihr die Hand reichte, um ihr aufzuhelfen. „Erst bestehst du darauf mich gegohstet zu haben und dann unterstellst du mir noch so etwas wie langweilige Geschichten zu kennen...und willst die dann auch noch wieder vergessen - so wie du angeblich mich vergessen hast.“, gluckste er nun mit seinem gewohnten selbstzufriedenen Grinsen im Gesicht. „Dabei wissen wir beide doch, dass es mehr als ein bisschen Drogenkonsum braucht, um dieses spektakuläre Grinsen und seine Geschichten zu vergessen.“ Besser er stapelte erst einmal tiefer, falls die Geschichten über Nachmittage mit seiner Familie womöglich doch keinen Höhepunkt darstellten. Um seine Geschichten zu vergessen brauchte es natürlich bedeutendere Erinnerungen, die während seiner Erzählungen gesponnen wurden. Und er war bereit dafür zu sorgen! „Wenn ich fertig mit dir bin, dann träumst du noch von meinem Onkel Phillip oder meiner Gwen!“, gab er also überzeugt von sich und hielt ihr den Arm hin, um sich einzuhaken. Jetzt wo Körperkontakt irgendwie wieder erlaubt war - auch wenn Vorsicht geboten schien - gelang es ihm sehr viel leichter seine Überschwänglichkeit auszuleben. „Aber Moment...vielleicht hat der Plan ernste Fehler. Besser du träumst von mir als von Phillip...wer will schon von Onkel Phillip träumen?!“, meinte er dann kopfschüttelnd während er die Zimmertüre öffnete und ihr bedeutete vor zu gehen, damit er abschließen konnte. Es sollte ja keiner die Unterwäsche klauen können...
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Sanako Asanuma
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyDi Jul 28, 2020 1:20 am

Langsam spielten sie sich wieder ein. Zwar fehlte jede Spur von dem hemmungslosen alkoholgeschwängerten Geflirte von vorhin und auch tanzten sie nicht aneinandergeschmiegt, aber kleine Sticheleien hin und herzuwerfen war schon einmal ein willkommener Anfang und Sanako nahm sich vor, ab jetzt ein wenig kleinere Ansprüche zu haben. Und spazieren zu gehen und zurück zu dem Punkt zu kommen, an dem sie vor den Semesterferien schon einmal gewesen waren, klang eigentlich noch immer nach einem mehr als schönen Abend. Und das hatte ihr Otis kleine Erzählung der Gattung Psycho-Thriller auch nicht vermiesen können. „Also, wenn du weiter so einen ungefilterten Unsinn von dir gibst, dann tanzen wir gleich den Tango des gebrochenen Egos“, fügte Cuddie inmitten von Sanakos Überlegungen ein, ohne zu wissen, dass sie gerade tatsächlich auch ungefilterten Unsinn dachte. Sie sah ihn mit einem breiten Lächeln an und quittierte sein Zwinkern mit einer ausgestreckten Zunge, ehe sie sich aufhelfen ließ. Eigentlich war ihr egal, welchen Tanz sie tanzten, Hauptsache sie tanzten wieder miteinander und überließen der wortlosen Kommunikation alle Verantwortung. Langsam hatte Sanako nämlich nicht mehr die Hoffnung auf einen Ausgang der Geschichte, wie er im College-Märchenbuch stand. Sie sah zu Cuddie und musterte sein Gesicht, die Proportionen, die einen David neidisch machen würden. Nein, sie brauchte das College-Märchenbuch auch nicht. Es gefiel ihr einfach hier bei ihm zu sein und irgendwie dankte sie dem Erstsemester auch ein wenig. Vielleicht hätten sie ohne seine nervöse Tollpatschigkeit keine einzige Gelegenheit gehabt, sich abzukapseln. „Erst bestehst du darauf mich geghostet zu haben und dann unterstellst du mir noch so etwas wie langweilige Geschichten zu kennen...und willst die dann auch noch wieder vergessen - so wie du angeblich mich vergessen hast.“ Seine Stimme war förmlich Musik in ihren Ohren. Sein sanftes Brummen hatte etwas Beruhigendes und sie fragte sich, wie es sich wohl anfühlte, auf seiner Brust zu liegen, während er so brummte. Sanako legte den Kopf schief und drückte ihm ihre Handfläche auf die Brust. Von unten sah sie mit einem schiefen Lächeln zu ihm auf und runzelte kurz ihre Stupsnase. Sie wusste, wie niedlich das aussah. Irgendwann hatte sie einmal realisiert, dass der Ausdruck ihres Gegenübers diese komische Weichheit annahm, wenn sie diese Geste bewusst – und meistens unbewusst – tat. Jetzt jedoch war es schiere Taktik. Cuddie schaffte es zwar nun endlich, ihr ins Gesicht und in die Augen zu sehen. Aber sie wollte, dass er sie richtig .. ansah. „Also ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie auch mit ein bisschen viel Drogenkonsum nicht vergessen werde. Wobei ich die Träume deiner bestimmt sehr reizenden Verwandtschaft gerne aussparen würde ..“, fügte sie grinsend hinzu und nahm den ihr dargebotenen Arm an und hakte sich unter. Beim Ballett machte sie es so oft, dass sie gar nicht daran dachte, dass es vielleicht ein wenig komisch aussehen konnte. Sie hielt die andere Hand auf der Oberseite seines Arms und spürte seine weiche Haut unter ihren Fingerspitzen. Nein, sie mochte wirklich, wo der heutige Abend hinführte, auch wenn sie vermutlich nicht zusammen noch einmal in einem der Wohnheimzimmer landen würden. Aber sie hatte Spaß und endlich war ihrem Sarkasmus jemand gewachsen, der nicht gleich bei der ersten stichelnden Bemerkung Reißaus nahm. „Okay okay, das klingt schon besser. Vorausgenommen, dass du in meinem Traum auch machst, worauf ich Lust habe.“ Sie grinste frech zu ihm hoch und schüttelte dann den Kopf. „Nicht sowas, Freundchen .. ich dachte an eine nette Schwanensee-Choreo. Ich würde Geld bezahlen, dich im Kostüm zu sehen“, lachte sie und stellte sich den doch eher langen edgy tätowierten Studenten im hellen Prinzenoutfit und Strumpfhosen vor. Sie würde sogar ziemlich viel Geld bezahlen, um in diesen Genuss zu kommen.

Sanako trat aus dem Wohnheimzimmer und sie nahmen den Weg über den Hintereingang nach draußen. Das war zwar so ziemlich die entgegengesetzte Richtung zur Party, aber dafür liefen sie sogleich auf dem leeren grünen Campus. Und Sanako hatte ohnehin nicht wirklich vor, so schnell wie möglich wieder zum Gemeinschaftszimmer zu gehen und sich dort wieder von Musik, Alkohol und schreienden leeren Gesprächen berieseln zu lassen. Sie sah zu Cuddie auf und die schwächelnden Laternen beleuchteten sein Gesicht nur zur Hälfte, während sie sich immer weiter vom Lärm und den Bässen entfernten. Sie spürte ihr Herz über einen furchtbar kitschigen Gedanken stolpern. Sanako unterdrückte das Bedürfnis, wissen zu wollen ,wie sich die Lippen wohl anfühlten, die gerade so unglaublich weich aussahen und sie in diesem schummrigen Licht zu hypnotisieren schienen. Sie errötete und sah schnell nach vorne. „Also .. erzähl. Was macht ein so unglaublich kompetenter Typ in seiner Freizeit, wenn er nicht gerade meine T-Shirts ruiniert? Oder mich eben rettet, nachdem mein T-Shirt ruiniert wurde.“ Sie hatte einfach eine Kurzschlussreaktion und wollte nicht, dass er noch merkte, wie sie ihn ansah. Oder dass er womöglich hörte, wie schnell ihr Herz pochte. Still genug war es schließlich ja. Also war es ihr lieber, sie fragte etwas Triviales. Etwas, wozu er genug reden konnte, damit sie schnell auf andere Gedanken kommen konnte.
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Cuddie McCayden
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Cuddie McCayden

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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyDo Jul 30, 2020 12:31 am

Das war vermutlich nicht der einzige Grund, warum er nach seinem Tod nicht sieben Jungfrauen in himmlischen Wolken vögeln würde, aber ein guter der mit dafür sorgte. Sein guter Kumpel hatte sich verguckt. Je länger er Sanako ansah, desto mehr offenbarte sich diese weniger schöne Wahrheit. Und das war auch absolut verständlich. Ihre Haare, die aussahen wie gesponnene Zuckerwatte? Ihre Augen, die aussahen wie ein wolkenverhangener Himmel? Die Figur einer Ballerina? Also, wenn es noch nicht offensichtlich genug war, dann hier noch einmal für Dumme: Das Mädchen schrie geradezu danach Gedichte über sie zu schreiben. Und dann wusste er auch noch, dass sie keinen BH trug. Das sie unter seinem Shirt, nichts trug. Und das führte dazu, dass er nun noch öfter zu ihr hinschaute, herüberschielte und seinen Blick eilig auf etwas anderes wendete. Sie war sexy. Heute Abend hatte sie hübsch ausgesehen und geglänzt. Jetzt trug sie sein Shirt, und verdammt, das war absolut sexy. Das und ihre verdammt niedliche Art, kostete ihn alle Kraft sich nicht all die Dinge auszumalen, die ihm übermotiviert in den Kopf kamen. Das war verdammt unangebracht, selbst für ihn. Aber ganz vermeiden ließ es sich nicht. Wie auch? Wenn sie die Nase kräuselte und ihm einen Blick zu warf, der viel zu wirkungsvoll war, um erst jetzt das Licht der Welt zu erblicken, was sollte er dann anderes tun, als sich zu überlegen mit welcher Ausrede er sie sich über die Schulter werfen könnte, um wieder umzukehren? Oder wenn sie die Unterlippe zwischen die Zähne einsog? Ganz ehrlich. Nicht einmal fucking Jesus hätte die Frau seines Nächsten nicht begehrt. Nur dass sie das nicht wahr... oder? Aber Otis hatte sie geküsst. Er hatte schon einmal gekostet wie weich ihre Lippen tatsächlich waren. Und er wusste wie gut sich ihre Haut unter den Fingerkuppen anfühlte. Und er verstand absolut, dass es für ihn kein Zurück mehr gab. Er hatte sich verguckt. Aber er hatte sie nicht zuerst kennengelernt. Und wenn Cuddie, der eigentlich für das freie Leben und offene Sexualität und überhaupt Sexualität per se war, das zu einem Höhlenmenschen machte...dann wollte er eben die härtere Keule schwingen.

Es gab keinen Grund sich von ihr fern zu halten. Sein Hirn und sein Schwanz waren sich da super einig. Sein Herz war noch wankelmütig, aber noch war alles eine einzige Grauzone und so konnte sein Gewissen noch nicht komplett mit Zaunpfählen winken. Und ja, es würde mehrere brauchen. Und wie sie von ihm träumen sollte. „Okay okay, das klingt schon besser. Vorausgenommen, dass du in meinem Traum auch machst, worauf ich Lust habe.“, meinte sie und grinste gleich verwegen. Sie hatte ihn voll erwischt, und er war nicht einmal anständig genug zu versuchen so auszusehen, als hätte er an etwas anderes gedacht. „Ich dachte an eine nette Schwanensee-Choreo. Ich würde Geld bezahlen, dich im Kostüm zu sehen.“, tja also er würde ebenfalls gerne sehen, wie Sanako sich in ihren Kostümen über einer Bühne bewegte. Definitiv. Aber ehrlicherweise, war das eine Vorstellung die er eher mit Ehrfurcht als Erotik verband...und das kam ihm sehr gelegen. „Da bist du ganz sicher nicht die Einzige. Vielleicht bekommst du ja eine ziemlich volle Unterschriftenliste zusammen und ich überlege es mir!“, gab er deutlich gelassener von sich und fand langsam wieder zu seiner gewohnten Aufmüpfigkeit und Freude zurück. Ganz automatisch nahmen sie den Weg über den Hinterausgang und liefen größtenteils nebeneinander her. Die Türen hielt er ihr natürlich auf. Er hatte seinen Anstand noch nicht gänzlich hinter seinem Jeansstoff verloren! Seine ausladenden Erzählungen über seinen Familienurlaub allerdings konnte er nur mit einer Hand unterstreichen. Aber das war vollkommen in Ordnung, denn auch wenn sein Onkel ein absoluter Tollpatsch war und seine Frau und die gesamte Familie jedes Mal in den Wahnsinn trieb, weil er sich nicht entsprechend vorsichtig benahm... war das noch immer nicht wert dafür nicht ihre Hand auf seinem Arm zu spüren. Die Geschichte wie alle in Aufruhr geraten waren, als der Verdacht aufkeimte, dass er dieses Mal eine Biene verschluckt haben könnte, empfand er trotzdem als gelungene Geschichte um seine völlig bescheuerte Familie zu beschreiben. „Mom schob direkt Panik, weil er wohl irgendwann als Kind einmal ins Krankenhaus eingeliefert worden war, als ihn eine Biene gestochen hat. Weiß der Geier wie sie sich sowas merken kann.“, meinte er kopfschüttelnd. „Er hat das irgendwann mal erzählt und sie hat es sich gemerkt...Onkel Phil ist nicht wirklich mein Onkel- das war vielleicht etwas verwirrend. Er hat fast sein ganzes Leben lang neben meinem Dad gewohnt und weil sie so viel Zeit miteinander verbracht haben ist er irgendwie mit in den Stammbaum gemalt worden.“, meinte er dann um sich zu erklären und grinste versunken den Boden an. „Naja. Jedenfalls stellte sich dann raus, dass Enie, seine elfjährige es unheimlich witzig fand, ein paar Papierkugeln zu verschießen...und sich im Gebüsch so begeiert hat, dass es etwas brauchte, bis sie die Panik auflösen konnte.“, jetzt schüttelte er den Kopf und blickte selbst ungläubig drein. Seine Familie war eindeutig zu bescheuert. Wieso noch gleich hatte er davon erzählen wollen? Immerhin hatte es ihn für eine Zeit lang davon ablenken können, zu genau zu Sanako zu schauen, weil er sich alles noch einmal bildlich vorstellen musste.

Aber sie schien das Irrenhaus, dass Zuhause auf ihn wartete, nicht zu schlimm zu finden, denn offensichtlich war sie noch nicht müde ihm zuzuhören. Und tatsächlich machte ihn das wirklich glücklich. Sie hatten sich eine Zeit lang wirklich viele Nachrichten geschrieben, so viele, dass er sich immer wieder fragen musste, was das war. Wurden sie die besten Freunde aller Zeiten oder etwas ganz anderes? Und alles was er heute empfand, wäre enttäuscht, wenn er sie für den Rest ihrer gemeinsamen Zeit nur aus der Ferne beobachten dürfte. Wie gesagt, wenn ein Höhlenmensch, dann bitte mit der härtesten Keule. „Was macht ein so unglaublich kompetenter Typ in seiner Freizeit, wenn er nicht gerade mein Shirt ruiniert? Oder mich eben rettet, nachdem mein Shirt ruiniert wurde.“, fragte sie ihn schließlich. Für einen kurzen Moment hätte er gern mit allem geantwortet, was er tatsächlich genau jetzt in seiner Freizeit tun wollte... „Unglaublich kompetent, hm? Würdest du mir das als Zeugnis ausstellen?“, zwinkerte er ihr zu und blieb an ihren Lippen hängen. „Also noch hüpfe ich nicht in Strumpfhosen herum. Das ist ein Debut, was ich mir aufspare. Es soll das richtige Publikum haben, verstehst du?“, meinte er schließlich. Das war nah genug an dem, woran er dachte und weit genug von der Wahrheit entfernt um verfänglich zu werden. Glaubte er. „Aber ich bin talentierter als du dir vorstellen kannst.“, gab er mit einem bestätigenden Brummen von sich. „Ich bin nicht nur unglaublich kompetent, humorvoll und intelligent, ich bin gerade zu berauschend. I know I know. Die Ladys hätten sich kaum mehr im Griff, also verrate es keinem... ich kann Gitarre spielen.“, offenbarte er schließlich nach seiner entsetzlich langen Überleitung. Aber wer war er, dass er die wenigen Dinge, die er neben seinem Charme tatsächlich besaß, nicht entsprechend einleitete.
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Sanako Asanuma
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptySo Aug 09, 2020 2:22 pm

So ganz konnte Sanako sich auch nicht wirklich auf eine Traumvorstellung festlegen. Cuddie in einem grenzenlosen und gesetzlosen Raum, gesteuert von dem verworrenen Gehirn einer impulsiven Studentin ..? Da war Schwanensee vielleicht nicht die realistischste Option. Sie könnten im Traum die kleine Storytime von Otis vergessen und von vorne anfangen. Von vorne mit dem Alkohol und dem Tanzen und den bedeutungsvollen Blicken auf der Tanzfläche, beschienen von dem künstlich flackernden Licht; und von dort weitergehen, wohin auch immer.
Von vorne anfangen mit dem Kennenlernen und dem ironischen Flirten, dass doch insgeheim gar nicht so ironisch war. Zumindest nicht von Sanako aus. Denn ganz ehrlich .. wie konnte man nicht in Cuddies Gegenwart plötzlich das Bedürfnis verspüren, schamlose Andeutungen zu machen und eben solche NSFW-Traumvorstellungen in die Luft zu malen? Er war smart, witzig, hatte die perfekte Portion von Nerdigkeit – und versand WoW-Andeutungen, ohne die „Gamer-Girl“-Keule auszupacken – und zu allem Überfluss waren seine Eltern wohl auch noch Models und hatten all die richtigen Gene im richtigen Maß weitergegeben.
Aber vielleicht war Sanako auch einfach zufrieden mit dem, was sie außerhalb ihrer Träume hatte. Nun, nicht vollkommen zufrieden natürlich, aber sie hatte Spaß und es war wirklich nicht der schlechteste Start ins Semester. Ihre halbjährliche Getränkedusche hatte sie schon, Sanako war also vermutlich sicher vor weiteren Faux Pas und konnte den Rest des Semesters entspannt über den Campus laufen und sich auf wichtigere Dinge konzentrieren. (Sehr wahrscheinlich ihr Smartphone, was nie weiter entfernt als 3 Meter war und öfter noch in ihrer Hand.) Aber so genau konnte sie das natürlich nicht sagen. Wer wusste schon, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, überhaupt einem solchen Missgeschick zum Opfer zu fallen? Und dann war Sanako auch noch furchtbar schlecht in Stochastik. Aber nicht nur, dass sie ihr fair share an Unglück schon hatte, sie hatte auch einen verlorenen Freund wiedergefunden. Sanako blickte mit einem breiten Lächeln zu Cuddie hoch und legte eine überlegende Miene auf. „Da bist du ganz sicher nicht die Einzige. Vielleicht bekommst du ja eine ziemlich volle Unterschriftenliste zusammen und ich überlege es mir!“, meinte er mit der üblichen süffisanten Ironie. Sie ließ sich von ihm die Tür öffnen und zog die warme Sommerluft in die Lungen. Sie hatte vergessen, dass der Männerdorm doch seinen ganz eigenen Geruch hatte, den eine menschliche Nase aber als Schutzmechanismus nach wenigen Minuten bereits ausblendete. „Ouch. Dass meine Wünsche und Träume nicht einmal reichen ... braucht es eine Horde anderer Verehrerinnen?“, scherzte sie und schob die Unterlippe in einem erstklassig gespielten Schmollen vor.  
Die Nacht war warm, eigentlich sogar zu warm, und der Campus dank der Party ansonsten wie ausgestorben. Nur hier und da lagen bereits die ersten Schnapsleichen oder die ersten Lovebirds bauten sich ein provisorisches Nest für Pillow Talks und weniger unschuldige Dinge, die man eben in einem Nest tat.
Sie sah immer wieder hoch zu Cuddie, während er ihr einen Einblick in seine chaotische Familie gewährte. „Kannst du Enie ausrichten, dass ich ihr größter Fan bin?“, lachte Sanako und musste sich Cuddie vorstellen, wie er panisch nach einem Heimlich-Griff-Tutorial googelte, während eine boshafte Mittelstufenschülerin lachend nach Luft schnappte. „Das klingt wirklich 10000x besser, als von meinen Müttern von Vortanzen zu Vortanzen geschleppt zu werden … ich habe mehr Tanzstudios im Land gesehen, als die Gesichter meiner Moms. Und die sind ziemlich selbstverliebt, das heißt also was“, meinte sie in einer Mischung aus echter Genervtheit und lockerem „Ist-mir-eigentlich-auch-egal“.

Es schien, als würden Sanako und Cuddie kopflos in eine Richtung gehen, ohne ein Ziel zu verfolgen. Aber es gab auch tatsächlich nicht viel und so landeten sie irgendwie auf dem Vorhof des ältesten Gebäudes des Campus. Es war genau der erste Eindruck, den man von dem College bekam, wenn man sich nicht auskannte. Und wenn man eben keine Ahnung von der Realität dieser kleinen Subwelt hatte, mochte man meinen, dass alles so prunkvoll und edel war. Ein riesiger Springbrunnen zierte den Vorplatz und das Wasser plätscherte leise in einem hohen Bogen über den Statuen wieder ins Becken. Ein perfekter Ort, um sich wissenschaftlich weiterzubilden und die Weichen zu stellen, um später die Welt verändern zu können. Mochte man eben meinen, wenn man noch nie einen Fuß in eine Vorlesung oder eben auf eine Collegeparty gesetzt hatte. Aber gerade war es auch der perfekte Ort, um sich einfach auf den Rand des Brunnens zu setzen und die Füße ins Wasser zu halten. Und genau das hatte Sanako jetzt vor und sie ergriff Cuddies T-Shirt-Stoff, um ihn dorthin zu manövrieren, während er sprach. „Unglaublich kompetent, hm? Würdest du mir das als Zeugnis ausstellen? Also noch hüpfe ich nicht in Strumpfhosen herum. Das ist ein Debut, was ich mir aufspare. Es soll das richtige Publikum haben, verstehst du?“ Sein jovialer Ton zauberte ihr ein dickes fettes Grinsen aufs Gesicht und sie ließ auf den Brunnenrand fallen, überlegte kurz. „Und wenn ich ganz lieb frage? Hüpfst du dann für mich ohne Publikum in Strumpfhose herum? Das muss auf jeden Fall in die Bewertung deines Zeugnisses einfließen. Ansonsten kann ich dir nicht mit gutem Gewissen eine allumfassende Kompetenz ausstelenn." Sie beugte sich runter und zog ihre Vans von den Füßen, drehte sich mit dem Gesicht zum Wasser und zwinkerte Cuddie zu, ehe sie ihre Füße und Waden ins Wasser hielt und zufrieden seufzte. „Komm, twinkle toes .. es ist viel zu heiß und für Skinny Dipping gibt es nicht keinen geeigneten See in der Nähe“, meinte sie und Sanakos Grinsen würde einen Haifisch neidisch machen. Vielleicht wäre auch Skinny Dipping das perfekte Setting für einen Sanako-Traum.
Sie band ihre Haare zu einem wilden Dutt zusammen und verkniff sich ein Lachen, während Cuddie seine Vorzüge auf allerliebste Art aufzählte. „Du hast vergessen, dass du bescheiden und bodenständig bist“, fügte sie hinzu und lachte dann. „Aber .. noch sehe ich tatsächlich keine Ladies, die sich dir an den Hals schmeißen“, stichelte sie und streckte ihm die Zunge raus. Nicht, dass sie nicht wollen würde ... eigentlich hätte sie ganz und gar nichts dagegen. Sie unterdrückte ein Seufzen und sah dann wieder zu Cuddie auf, als die Pointe seiner Einleitung auch letztendlich angekommen war. „Lass mich raten. Du spielst am Lagerfeuer Wonderwall, um die ganzen Indie-Girls and Boys für dich zugewinnen?“, scherzte sie und stieß ihm den Ellenbogen sanft in die Seite. „Das ist aber tatsächlich ein Talent, dass du mir mal zeigen musst. Ich bin so unmusikalisch .. und wenn ich dir ein Geheimnis verraten soll ..“ Sanakos Stimme wurde verschwörerisch und sie rutschte etwas näher an Cuddie heran, streckte sich, damit er ihre Flüsterstimme hören konnte. „Ich hasse klassische Musik wie die Pest. So sehr, dass ich schreien könnte, wenn ich den Namen Mozart höre. Wäre er nicht schon tot, hätte ich ein paar Ideen, um ihn für die Folter, die ich ertragen muss, zu bestrafen.“ Sie grinste und sprach wieder normal, lehnte sich etwas zurück und sah in den Sternenhimmel. Damn, war das kitschig. Die Sterne schienen heute um die Wette scheinen zu wollen. Es wäre der perfekte Abend, um alles um sich rum zuvergessen. Und Sanako war so nah davor. „Jedes Mal, wenn wir mit Musikbegleitung tanzen, platze ich innerlich vor Wut … und muss mir manchmal vorstellen, wie ich in das Klavier rein trete, um nicht durchzudrehen.“ Eine Ballerina, die klassische Musik am liebsten mit den Spitzenschuhen in die Tonne treten würde .. ungünstig und zugleich doch irgendwie passend, wenn man sich Sanakos Vorlieben für Kontraste und ungleiche Paare betrachtete. Immerhin saßen gerade der Traum eines jeden erwachsengewordenen Emo-Mädchens und die menschliche Form einer Zuckerwatte nebeneinander und gaben das perfekte imperfekte Bild ab.
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Cuddie McCayden
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyDi Aug 25, 2020 6:24 pm

Cuddie wusste nicht, ob er weiter darauf eingehen sollte, wie Sanako ihre Semesterferien verbracht hatte. Ihre Bemerkung machte ihm Sorgen, und so unwirklich das auch schien, er kannte sie doch vielleicht noch nicht genug, um bereits zu wissen, ob sie es ihm übelnehmen würde. Es schienen nicht unbedingt fröhliche Erinnerungen zu sein, denn zumindest war ihr Gesicht alles andere als erhellt. Und das konnte er sich auch vorstellen. Wenn die einzige Zeit, in der man vom Campus verschwinden konnte, keine Last von Klausuren, Referaten und Zimmernachbarn auf einem spürte, und zurück zu seiner Familie konnte irgendwie doch wieder in Arbeit ausartete... dann waren das keine echten Semesterferien.

Er fasste einen Plan. Er wusste nur noch nicht, ob er Sanako zusagen würde, geschweige denn wie er seinen Vorschlag vorbringen sollte. Aber kam Zeit kam Rat, kam der richtige Moment. Ganz sicher. Was stattdessen zuerst kam, war die Erkenntnis, dass sie tatsächlich schon eine Weile nebeneinander her spazierten. Eigentlich ein ungewöhnlicher Anblick für den ersten Tag im neuen Semester. Der ganze Campus versammelte sich in den Verbindungshäusern, den Wohnhäusern und feierte was das Zeug hielt. Die Ersten hatten vielleicht schon ihre Grenzen kennenlernen müssen. Andere hatten sich in ihre Zimmer, in Ecken oder dunkle Flure verschanzt. Und wieder andere huschten über den Campus. Entweder, weil sie „zu spät“ waren und nun Zeit und Alkohol aufholen mussten oder aber, weil sie gemeinsam noch eine der etwas zurückgezogenen Ecken suchten, um sich zu vergnügen. Sanako und Cuddie dagegen schienen besonders dadurch herauszustechen. Er konnte nicht abstreiten, dass er nicht immer und immer wieder kurz darüber nachdachte, es einem der kichernden torkelnden Pärchen nachzuahmen... aber es war nicht richtig. Und vor allem war das, was sie gerade teilten irgendwie viel besonderer. Es war nicht eines der Gespräche, in denen man dem anderen die Seele anvertraute, das Innerste nach Außen kehrte, Ängste und Sorgen beichtete und sich nach Geborgenheit sehnte. Viel eher waren sie darauf konzentriert den anderen kennenzulernen, sich wieder anzunähern, zu verstehen warum sie überhaupt ein paar Wochen ausgesetzt hatten. Sie holten dabei keine Zeit nach. Stattdessen entdeckten sie lieber zusammen etwas gänzlich Neues zwischen sich. Und das gefiel ihm unheimlich gut.

Als sie also den Platz umringt von beeindruckendem, alten Stein des Campus erreichten, fiel auch sein Blick sofort auf den Brunnen in der Mitte des Platzes. Als Sanako dann nach seinem Shirt griff und ihn hinter sich herzog, ließ er sich nur zu gern von ihr führen. Auch er löste schnell die Schnüre seiner Schuhe und zog sich selbige mit den Socken schnell aus, ehe er es ihr gleichtat. Das kühle Wasser um seine Zehen waren wirklich eine willkommene Abwechslung zu dem Drahtseiltakt auf dem er zu glänzen versuchte und der unbestreitbaren Hitze, für die Sanako sorgte. „Twinkle toes, huh?“, wiederholte er leise und mit einem schiefen Grinsen seinen wohl neuen Spitznamen. Da hatte sie einen Punkt! Noch warfen sich ihm wirklich keine Frauen an den Hals...und das war auch gut so. Das es aber auch keine einzige Frau tat, war auf seltsame Weise sehr verwirrend und... naja vielleicht war es auch hauptsächlich verwirrend. Ganz besonders, weil er es sich anders wünschte. Das Scherzen holte ihn aber wieder zurück. Er wollte gerade protestieren, dass er diesen Hieb gar nicht verdient hatte - immerhin holte er seine Gitarre nicht für wahllose Frauen heraus. Für gewöhnlich reichte es aus, dass er ein paar Scherze machte und positive Züge oder Talente an ihnen bemerkte und sie von Herzen komplimentierte... Aber heute klang das viel gefühlloser als sonst. Aufmerksam betrachtete er sie, als sie ihm gestand, dass sie die Musik, die genau für das typisch war, was ihre ganzen Semesterferien bestimmt und eingenommen hatte hasste. Mit gerunzelter Stirn folgt er ihrem Blick in den Himmel und ließ einen theatralischen Seufzer aus. „Und ich dachte schon, dass da diese seltsame Seite an dir ist, die sich ganz den Klassikern hingibt und ergründet werden will. Ich meine... ich bin sicher ich hätte auch daran irgendwann Gefallen gefunden und es verstanden... aber hey! Nachdem du mir so ein großes Geheimnis offenbart hast, kann ich dir ja vielleicht einen Wunsch erfüllen.“, gab er doch etwas angespannter von sich, als gedacht. Um seine Unsicherheit ein wenig zu überspielen, stand er zügig auf und warf sich ganz in Pose. Dass der Springbrunnen dadurch jetzt nicht mehr nur seine Füße kühlte, sondern auch kleine Wassertropfen auf seinem Shirt landeten. Er streckte ein Bein gerade von sich, lehnte sie Hände in seine Hüften und blickte so heroisch wie es ihm noch möglich war gen Himmel. „Ich gebe dir eine Chance mich zu überzeugen, dass ich dir vielleicht auch ohne Strumpfhosen eine Freude machen kann, indem ich mich deinem Können ausliefere.“, meinte er ernst und blinzelte dann so gut er konnte, ohne seinen Stand aufzugeben zu Sanako herüber. Er ahnte, dass sie gleich wohl einen Lachkrampf bekommen würde, aber das war nur fair. „Okay ich bin dir offensichtlich ein bisschen voraus. ‚Haltung‘ und ‚linkes Bein gestreckt‘ gilt, denke ich... was nun?“, meinte er und gab seine steife Haltung auf, um ihre Reaktion voll erfassen zu können. Wenn sie lachte, wollte er sehen wie sehr ihr Gesicht strahlen könnte. Und wenn nicht, dann wollte er unbedingt wissen, welche Reaktion sein Wagnis hervorrief.
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Sanako Asanuma
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyFr Sep 18, 2020 10:43 am

Das Geheimnis, das jetzt kein Geheimnis mehr war, und zwar nur von Cuddie gewusst wurde, aber niemandem sonst, schwebte noch ein bisschen vor Sanako umher. Alleine bei dem Gedanken an klassischer Musik lief ihr ein Schauer über den Rücken und sie musste dieses Gefühl schnell fortschieben. Wenn sie eine Gänsehaut bekam, dann nicht wegen Mozart. Nicht heute. Am ersten Tag des Semesters sollte die Gänsehaut von elektrisierenden Flirts und cheesy Sprüchen kommen, vielleicht auch vom Alkohol, der mal wieder eigenständig übertrieben hatte. Sanako sah zu Cuddie auf und merkte erst jetzt, wie nah sie sich waren. Am liebsten hätte sie mit ihm zusammen geseufzt. Es gab so viel zum Seufzen: der frische Semesterstart, der neue Classes bedeutete, die Sanako eigentlich wenig interessierten, die Hausarbeit, welche noch vom letzten Semester in Sanakos To-Do Liste dümpelte und natürlich diese kleine Sackgasse, in der sie sich mit diesem edgy Traum befand. „Und ich dachte schon, dass da diese seltsame Seite an dir ist, die sich ganz den Klassikern hingibt und ergründet werden will. Ich meine... ich bin sicher ich hätte auch daran irgendwann Gefallen gefunden und es verstanden... aber hey! Nachdem du mir so ein großes Geheimnis offenbart hast, kann ich dir ja vielleicht einen Wunsch erfüllen“, riss er sie ein wenig aus ihren Gedanken und während er noch aufstand, legte sich Sanako ihre Worte zurecht. „Seltsame Seiten hab ich auch .. aber die präsentiere ich dir nicht einfach so. Die musst du wirklich ergründen“, entgegnete sie mit einem schiefen Lächeln und war gespannt, welchen Wunsch er erfüllen würde. Und welcher Wunsch so groß war, dass er dieses gut gehütete Geheimnis aufwiegen konnte. Nur noch Claire wusste von Sanakos Abneigung gegen alte deutsche Männer, die auf Klavieren klimperten. Und eigentlich war das auch wirklich nicht das Spannendste an Sanako. Sie hoffte nur, dass Cuddie nach dem Desaster bei der Party auch noch Interesse hatte, diese anderen Seiten zu entdecken. Vielleicht auch alle. Sanako sah zu ihm auf und spürte ihr kleines hartes Herz einen Sprung machen, als Cuddie sich in Pose warf. Für eine Sekunde starrte sie ihn nur an, spürte das Blut in ihren Ohren rauschen. Wie macht er das nur verdammt? Cheeky bastard. Dann brach sie in schallendes Lachen aus. Lachen war unverfänglicher als Starren. Egal wie schwer es war, Cuddie nicht anzustarren, egal wie lächerlich seine Pose war. Und wenn sie lachte, konnte sie zur Seite sehen und ihr Gesicht zur Hälfte bedecken, ohne allzu offensichtlich ihre Röte zu verstecken. Aber er hatte es tatsächlich geschafft, aus dieser romantischen Sternennacht mehr zu machen. Einen Versuch, sich kennenzulernen und auf einander einzugehen. Ganz ohne Alkohol und abgedroschene Flirtsprüche. „Soll das eine Ballettpose sein?“, brachte sie dann zwischen Lachern hervor und stand ebenfalls auf, ging einen Schritt auf Cuddie zu und baute sich vor ihm breit grinsend auf. „Ich gebe dir eine Chance mich zu überzeugen, dass ich dir vielleicht auch ohne Strumpfhosen eine Freude machen kann, indem ich mich deinem Können ausliefere“, sagte er eifrig und brachte Sanako mit diesen Worten nur noch mehr zum erröten. Körper ausliefern war nicht direkt mit Ballett assoziiert und Sanako hatte Mühe, sich auf seine Haltung zu konzentrieren, wenn er so verdammt gut aussah und ihr dabei einen Freifahrtschein für seinen Körper schenkte. Sie räusperte sich ein wenig und nachdem Cuddie seine übertriebene Haltung aufgegeben hatte, musste sie noch einmal lachen und hielt sich an seinem Arm fest, während ihr Körper damit beschäftigt war dieses Bild mit schallendem Gelächter zu verarbeiten. „Vergiss das, was du gerade gemacht hast. Was auch immer es war.“ Sanako legte eine Hand auf seinen Arm und positionierte sie in die Grundhaltung, schob seine Füße anschließend mit ihren Füßen in die richtige Grundposition. „Baby-Ballerinas fangen mit der ersten Position an.“ Sie stellte sich neben ihn und machte ihm ein paar einfache Schritte vor. Strecken, einziehen, heben, wieder absetzen. Was so einfach aussah, stellte sich für einen hochgewachsenen und zugegebene nicht ganz so flexiblen Informatikstudent natürlich nicht so leicht heraus, wie für eine Primaballerina, die bereits in großen Theatern stand und für gewöhnliche ihre Archtiekturzusammenfassungen im Spagat schrieb. „Schon gar nicht schlecht. Du solltest aber aufhören, dauernd nach unten zu schauen. Stell dir vor, da vorne sitzen eine Reihe versnobbter Verehrerinnen, die wollen dein Gesicht sehen, Schwanenprinzessin. Und wenn du das irgendwann kannst, dann kannst du auch bald das.“ Sanako lächelte ihm mit einem breiten Zuckerlächeln entgegen, stellte sich auf die Zehenspitzen und beugte sich in eine Penché, hob das Bein von hinten beinahe kerzengerade dem Mond entgegen und balancierte ihren Oberkörper aus, bevor sie ihr hinteres Bein wieder in den Brunnen absenkte und mit etwas Übermut einen Sprung tat – natürlich nicht ohne den obligatorischen Split in der Luft – und landete wie eine Zuckerfee wieder auf ihren nackten Füßen. Der Brunnen war dank der eifrigen Verwaltung nicht einmal ganz so glitschig, wie erwartet. Sie drehte sich zu Cuddie um und stemmte die Hände in die Hüften. „Try it if you dare. Ich bin mir sicher, du bist ein Naturtalent. Und dann kann ich dir wirklich eine allgemeine Kompetenz ausstellen ..“, grinste sie und ignorierte das Stolpern in ihrer Brust. Der Mond hatte sich hinter den Wolken hervorgeschoben und beschien die beiden Studenten in einem warmen Licht, während hinter ihnen noch das Bassgewummer zu hören war. Sanako ließ selten eine Party aus, aber gerade war sie mehr als glücklich, Cuddie nicht mit einer Vielzahl anderer Augen teilen zu müssen. Das, was sie sah, gehörte für eine Nacht ihr und als Einzelkind teilte sie wirklich ungern.
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Cuddie McCayden
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyMi Dez 02, 2020 8:13 pm

Er hatte Erfolg gehabt. Sie hatte wie beabsichtigt ein wirklich erfrischend schönes Lachen von sich gegeben und wieder einmal ein bisschen vergessen, wie ernst der Abend vielleicht zu der ein oder anderen Zeit gewesen war. Und er begann auch zu vergessen. Alles was ihn eigentlich davon abhielt sich ihr gegenüber ganz frei zu bewegen und zu benehmen, wie er das wollte, wie er war. Und das tat unheimlich gut. „Soll das eine Ballettpose sein?“, fragte sie ihn zwischen ihrem köstlichen Lachen. Und er nickte nur eifrig. „Na klar!“ meinte er so ernst er konnte, während er breit grinsend vor ihr stand. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte war, dass sei aufstehen und sich neben ihn stellen würde, um ihn zu belehren und ihn zu lehren. „Vergiss das was du da gerade gemacht hast. Was auch immer das war.“, meinte sie und begann ihn ein wenig zu positionieren. In einer für ihn völlig ungewohnten Haltung stehend murmelte er ein wenig herausfordernd. „Na hör mal, wenn du dich von meiner natürlichen Begabung einmal inspirieren lassen würdest, dann wäre Mozart vielleicht dein bester Freund geworden!“, zwinkerte er ihr entgegen, wagte es aber nicht die Haltung aufzugeben, in die sie ihn gebracht hatte. „Baby-Ballerinas fangen mit der ersten Position an.“, meinte sie nüchtern, wobei er behaupten würde einen winzigen koketten Unterton herauszuhören. Also echt. Sie war gar nicht so leicht zu durchschauen, aber dennoch konnte er sich gewiss sein, dass er unwissend, wie er war genau das Richtige getan hatte. Zur richtigen Zeit. Denn noch war das Wasser angenehm kühl. Hätte er sich beispielsweise bis Mitternacht nicht getraut sich zum Hampelmann zu machen, könnten seine Füße bereits jetzt erfroren sein. Sein natürliches Talent konnte man ihm also nicht nehmen, wo auch immer genau das liegen mochte.

Aufmerksam beobachtete er, wie elegant sie sich neben ihm bewegte und ganz darin verfiel, wie geübt sie eben auf diesem Gebiet war. Sie war wahrlich eine gute Tänzerin und hatte sichtbar mehr Stunden ihres Lebens darauf investiert, wie man den Körper in vorgegebenen Positionen bewegte und dabei elegant aussah, als er. Dennoch fühlte er sich nicht eingeschüchtert in seinen Versuchen, einfach weil sie an ihn auch gar nicht die Forderung stellte sie im Heben und Senken seines Fußes zu überwältigen. „Na? Beeindruckend, was?“ meinte er aber natürlich selbstbewusst wie eh und je. „Schon gar nicht schlecht. Du solltest aber aufhören, dauernd nach unten zu schauen. Stell dir vor, da vorne sitzen eine Reihe versnobter Verehrerinnen, die wollen dein Gesicht sehen, Schwanenprinzessin. Und wenn du das irgendwann kannst, dann kannst du auch bald das.“, meinte sie und ließ ihm gar keine Zeit sich darauf vorzubereiten, dass sie ihm hier eine Privatshow lieferte. Ganz offen zeigte er wie beeindruckt er war und nickte ihr anerkennend zu.
Sie war so elegant, dass es schon fast gemein war. Es zuckte ihn geradezu in den Fingerspitzen sie zu berühren, aber hätte er dem nachgegeben, hätte er der Situation wohl vorausgegriffen. Bei all dem war sie ganz mit sich selbst beschäftigt und würdigte ihn erst wieder eines verschmitzten Blickes, mit in die Hüften gestemmte Hände, als sie beide Füße im kühlen Nass hatte. „Try it if you dare. Ich bin mir sicher, du bist ein Naturtalent. Und dann kann ich dir wirklich eine allgemeine Kompetenz ausstellen...“, meinte sie lässig grinsend und gerade zu unschuldig in ihrer verdammten Herausforderung. Er ahnte geradezu, dass es in einem Genickbruch enden würde, wenn er es versuchte...und doch war er doch nicht Cuddie wenn er eine Herausforderung sausen ließ, oder? Zumindest nicht eine ebensolche! Er knetete die Hände mit Bedacht und bereitete sich auf das vor, was er wohl gleich anstellen würde. Und auch darauf, dass es nicht besonders elegant ausgehen würde. „Du hast ja keine Ahnung in welche Lage du mich bringst!“, meinte er kopfschüttelnd und hob nun seinerseits die Stimme ein wenig belehrend an. „Wie soll ich gleich eine ganze Fanbase an versnobten Verehrerinnen verschmähen und ihnen nicht die Performance zeigen, die sie dazu treiben wird, mir ihre Herzen und Höschen vor die Füße zu werfen?!“, sagte er nonchalant und winkte leicht mit seiner Hand in die unsichtbaren Zuschauerbänke. „Vergessen sie nicht ihren Verstand zu verlieren und den Atem anzuhalten!“, meinte er also gelassen und schwenkte ganz leicht sein Bein, als wollte er sich aufwärmen. Er hatte keine Chance auch nur halbwegs eine gekonnte Performance abzuliefern und das wusste er. Also musste er das Beste rausholen und beten, dass er sich nicht das Genick brach und dass Sanako schnell einen Sanitäter auftrieb, falls er sich beide Beine und Arme in einem Springbrunnen brach. Mit einem letzten Kopfnicken, um seine Entschlossenheit zu zeigen, bewegte er viel zu dramatisch die Arme neben sich und imitierte die Ballerinas die er in Filmen bewundern hatte können. Dann hob er sein Bein hinter sich, soweit er konnte und versuchte nicht allzu armselig auszusehen, während er seine Balance beisammen zu halten versuchte. Das gelang ihm auch erstaunlicherweise ganze fünf Sekunden, ehe ein stärker werdendes Wackeln seines Fußes ankündigte, dass der Auftritt beendet war und der Vorhang vorgelassen werden sollte. Dabei warnte er das Publikum allerdings nicht ausreichend vor, dass er den Fuß zwar senken würde, um wieder gerade stehen zu können, den Oberkörper aber noch zu weit vorgebeugt hatte, um beides gleichzeitig miteinander zu vereinbaren. Und so wich sein gelassenes Grinsen plötzlich einer kleinen Panik, die sich in seine Augen schlich. Wenig elegant die Arme vor sich gestreckt, fiel geradewegs auf Sanako zu, dem Brunnenrand immer näherkommend. Bemüht sie nicht mit sich nach vorn oder in ihrem Fall nach hinten zu stürzen, legte er ihr einen Arm um den Rücken und zog sie näher zu sich, so dass sie beide ungünstig aber unversehrt auf dem Brunnenrand landeten. Sich irgendwie mit Armen und Beinen abstützend, so dass weder ihr Steißbein noch sein Kinn den Brunnenrand küssen mussten. „Vorführung beendet!“, murmelte er verlegen sich der plötzlichen Nähe nur allzu bewusst. Er hielt sich rechts und links von ihr mit den Armen am Gestein fest und schielte geradezu herausfordernd zu ihr auf. Hatte ihn diese Aktion durcheinandergebracht? Ja. Wollte er sich das anmerken lassen? Auf keinen Fall. „Wenn mir ihre Benotung nicht passt, muss ich womöglich andere Talente zeigen, die meine versnobten Fans sicher nicht mögen würden, hm?“, murmelte er ganz leise und alles andere als verlegen. Man konnte für einen Augenblick fast glauben er wollte, dass sie sich davon überrumpeln ließ. Und dann wiederum wollte er vielleicht doch nur, dass sie die Nähe genauso spürte wie er. Und dass sie gewiss an diesen Moment zurückdenken würde. Er würde es ganz sicher noch einige Male tun, so wie sein Herz klopfte. „Keine Abzüge in der B-Note für die Anfänger-Ballerina heute...“, zwinkerte er ihr also zu, ihren Blick dabei ganz aufmerksam mit seinem verfolgend. Verdammt noch eins, er würde auch Strumpfhosen anziehen, wenn das ein Grund war ihr abermals so nahe zu kommen. Sogar rosane. Und es war ihm zumindest in diesem Moment ganz egal ob Otis dabei im Publikum sitzen würde oder nicht. Dafür war es zu berauschend!
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Sanako Asanuma
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyMi Dez 02, 2020 11:58 pm

Vielleicht war Sanako inspiriert. Oder wie auch immer man das warme Gefühl im Bauch beschrieb, das ihr Herz aufspringen ließ, wenn Cuddie sein schiefes Grinsen ihr und der gespannt zuschauenden Sternen präsentierte. Denn mit einem Mal fühlte es sich wirklich so an, als würden sie auf einer besonders kreativen Bühne stehen, umgeben von den großen Augen des Himmels und dem Getuschel des Basses, wenn schon das Publikum fehlte. Und Sanako wusste, wie man sich auf der Bühne bewegte, wie man sie einnahm, auch wenn nur für einen winzigen Augenblick. (Mozart würde sie zwar nie mögen, von Freundschaft war schon gar keine Rede. Aber sie würde sich gerne etwas mehr inspirieren lassen.) Sanakos kokettes Lächeln wurde von den Campuslaternen angeschienen, als sie Cuddie die erste Lektion erteilte. Und die war nicht ausschließlich auf das Tanzen beschränkt. Sanako wurde auf der Party und auch im Alltag des Colleges oft genug hin und hergeworfen, von Situationen, die konfrontativ bis peinlich waren. Von angreifenden Cafébechern und brüllenden Tanztrainern bis zu der peinlichen Reunion. Hier war sie in ihrem Element und auch, dass sie das Tanzstudio mit einem Brunnen getauscht hatte tat dieser Tatsache keinen Abbruch. Auch Cuddie stellte sich ausgesprochen gut an, nachdem er seine eigenen Posen fallen gelassen hatte und sich Sanakos Anleitungen hingegeben hatte. Aber langsam war es Zeit, auch wirklich zu zeigen, was unter den recht harmlos aussehenden rosafarbenen Haaren steckte. Und vielleicht, ganz vielleicht wollte sie auch Cuddie einen Grund mehr geben, die höchst unangenehme Erkenntnis ihrer passiven Verbindungen mit Otis zu verdrängen. Wie gerne würde sie diesen Moment einfach wegtanzen können und sich wie in ihrem letzten Stück dem Tänzer in die Arme werfen. Sie senkte die Füße und war gespannt, wie ihre Herausforderung ankam. Sie schätzte Cuddie nicht wie all die Jocks ein, die die Farbe Rosa wie einen Feind mieden und bei jeder Handlung darauf bedacht waren immerzu männlich auszusehen. Cuddie hatte keine Probleme damit, sich die Fingernägel zu lackieren und selbst das bedeutete für die meisten ihrer KommilitonInnen ein indirektes Outing. Eine kleine Tanzanheit würde ihn doch nicht abschrecken. Und Sanakos Nacht wäre wirklich einer der besten seit Langem.

„Du hast ja keine Ahnung in welche Lage du mich bringst!“, stieß er hervor und Sanako biss sich auf die Unterlippe und sah noch immer keck zu Cuddie hoch. „Also entweder du zeigst mir dein Naturtalent und bekommst deinen Abschluss Summa cum Laude … oder du kneifst und enttäuschst das Publikum. Und ich weiß nicht, ob du nicht dann von der Bühne mit Tomaten gejagt wirst“, grinste sie und wusste, dass sie gar nicht hätte mit imaginären Tomaten drohen müssen. „Wie soll ich gleich eine ganze Fanbase an versnobten Verehrerinnen verschmähen und ihnen nicht die Performance zeigen, die sie dazu treiben wird, mir ihre Herzen und Höschen vor die Füße zu werfen?!“ Cuddies elegantes Winken, welches der Queen in nichts nachstand, brachte Sanako noch einmal zum Lachen und  sie ging einen Schritt zurück, um Cuddie den Raum für seine Darbietung zu geben und gleichzeitig, ihn in der gesamten Pracht beobachten zu können. Kurz glaubte sie, er würde wirklich ihre Routine nachtanzen wollen, aber dann verfiel er doch wieder in seine ganz eigene Interpretation. Sanako hatte nichts daran auszusetzen, zu sehr genoss sie das kleine Schauspiel und hoffte, dass dieser federleichte Moment niemals endete. Es fehlte nichts, um diesen Moment in ein Einmachglas stecken zu wollen, um ihn immer und immer wieder neuzuerleben, wenn die Tage nicht so bunt und glitzernd waren wie jetzt. Cuddie bannte ihren Blick auf sich und kurz achtete sie gar nicht mehr auf seine Bewegungen. Sie war von seinem Grinsen, diesem ironisch selbstverliebten Grinsen so gebannt, dass sie einen winzigen Schritt vorging. In dieser Bewegung nach vorne verlor Cuddie seinen Halt nach hinten und stolperte geradewegs auf die echte Ballerina zu. Hätte Sanako nicht wie von einer Oase angezogen ihren Schwerpunkt gerade nicht im Gleichgewicht, hätte sie ausweichen können, aber so hatte sie keine Chance als mit aufgerissenen Augen zu hoffen, dass sie nicht mit dem Kopf an die Kante knallte. Sie griff nach vorne und hielt sich an Cuddies Schulter fest, während sie in derselben Sekunde eine Hand in ihrem Rücken spürte. Instinktiv drückte sich Sanako an seinen Oberkörper und kniff die Augen zusammen, erwartete einen Schmerz im Rücken, aber nach einer angsterfüllten Sekunde spürte sie den sicheren Halt und öffnete zögerlich die Augen. „Vorführung beendet!“, fasste Cuddie äußerst herzerwärmend diesen kleinen Unfall zusammen und Sanako spürte, wie warm und vermutlich tiefrosa ihre Wangen wurden. Sie konnte seine Körperwärme spüren und hielt sich noch immer wie erstarrt an seiner Schulter fest. „Ich ... befürchte, für eine abgebrochene Aufführung kann ich nicht die volle Punktzahl geben“, murmelte Sanako in Ermangelung an Mut, das zu sagen, was sie eigentlich sagen wollte. Drei Worte. Drei Worte, die vielleicht viel zu unpassend waren, aber Sanakos Kopf fluteten und jeden anderen Gedanken nur schleppend vorankommen ließen. Küss mich, verdammt. Cuddie schien von der Antwort angestachelt, denn seine nächsten Worte waren fester und auch Sanako fühlte den festen Boden unter den Füßen langsam wieder auftauchen. „Wenn mir ihre Benotung nicht passt, muss ich womöglich andere Talente zeigen, die meine versnobten Fans sicher nicht mögen würden, hm?“ Cuddie wusste bestimmt, was er in ihr anrichtete. Es konnte nicht anders sein und für einen kleinen Moment war sie sauer, dass er nicht auch den letzten Schritt tat, dass er sie hier in dieser verdammt kurzen Distanz zappeln ließ. Sie konnte ihn so nah an sich spüren, konnte das Deo riechen, was sie für sich selbst im Bad der Jungs rigoros ausgeschlossen hatte, aber an ihm irgendwie mochte. „Die anderen Talente würde ich gerne sehen, vielleicht mag ich sie ja“, wisperte sie in dieser quälenden Distanz und sah auf seine Lippen. Nur noch ein kleines Stück und sie musste sich nicht mehr fragen, wie Cuddie küsste, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er sie an sich heranzog und … „Keine Abzüge in der B-Note für die Anfänger-Ballerina heute...“ Sanako schüttelte kaum merklich den Kopf und ihr Blick traf Cuddies Zwinkern, als wäre das hier alles ein Spiel. Fuck it. Sanako wollte mitspielen. Ohne Regeln, ohne Rücksicht. Und dieser verdammte Idiot machte es so schwierig, sich an diese dämlichen ungeschriebenen Campusregeln zu halten. Was interessierte es sie, wen sie gestern geküsst hatte, wenn sie heute Cuddie küssen konnte. Ein Schwarm Motten stoben in Sanakos Brust auf, die diese aufgeheizte Stimmung nicht länger ertragen konnten.
Sie versicherte sich ein letztes Mal, dass er nicht vorhatte zurückzuweichen, sie sofort wieder loszulassen. Es brauchte nur eine winzige Bewegung und Sanakos leicht geöffnete Lippen trafen auf Cuddies. Sie spürte ihr Herz förmlich in ihrer Brust explodieren. Ihr Kopf war mit einem Mal so leicht und drohte ihr von den Schultern zu schweben, wenn Cuddie nicht ein verdammt guter Grund gewesen wäre, auf der Erde zu bleiben. Und wenn er sie jetzt fortdrücken würde … dann wusste sie jetzt immerhin, wie es sich anfühlte, Cuddie zu küssen. Lieber einmal als kein Mal, denn das hier hüllte die restliche Welt für einen Moment in gespanntes Schweigen.
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Cuddie McCayden
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyMi März 10, 2021 11:42 pm

Das hatte er nicht kommen sehen. Und irgendwie doch. Und er hatte es sich ganz sicher gewünscht. Und darüber nachgedacht hatte er auch schon einmal... aber, dass es jetzt dazu gekommen war?! Und konnte er überhaupt noch klar denken?

Jedenfalls war ihm zugleich klar, dass dieser Kuss Ärger bedeuten würde. Und dennoch konnte er sich diesen Ärger gerade gar nicht vorstellen. Alles war in Ordnung. Nein. Alles war viel mehr als in Ordnung. Das fühlte sich verdammt richtig an und verdammt gut. Als hätte er es verdient, nur er, diese Lippen spüren zu können. Als hätte er es verdient, dass Sanako sich ihm in diesem Moment hingab. Egal was er getan hatte, es musste etwas sehr Gutes gewesen sein und jemandem den ganzen Tag versüßt haben. Dabei erinnerte er sich gar nicht, ein Kätzchen aus einem Baum gerettet zu haben... Denken war wirklich nicht mehr drin. Er reagierte nur noch auf das Prickeln auf seinen Lippen und in seiner Brust, dass dieser Kuss auslöste und sehnte sich nach mehr. Und genau deshalb schreckte er keine Sekunde zurück, sondern wollte so lange genießen, wie er nur konnte.

Doch als der Punkt kam, an dem sich entschied, ob beide Körper sich voneinander lösen würden oder der Kuss sich intensivierte, kroch doch langsam die Erkenntnis in seinen Kopf, dass sie noch immer in dem Brunnen mitten auf dem Campusplatz waren und jederzeit von den ersten ordentlich betrunkenen Leuten gestört werden konnten... und so löste er sich doch ganz vorsichtig von ihr, nicht ohne sie weiterhin zu beobachten. Da war er, Cuddie McCayden, der vorlauteste seiner ganzen Familie, der Spross der regelmäßig für neuen Gesprächsstoff sorgte, den Campus aufmischte, das Leben nicht zu ernst nahm und immer ein paar Worte in jeder Lage bereit hatte... und er war sprachlos. Nur für einen Moment, aber für einen guten Moment fehlten ihm tatsächlich die Worte. Er war einfach zufrieden, den Moment erlebt und in vollen Zügen genossen zu haben. Und wie sie ihn ansah... Er blickte sie zumindest nicht minder fasziniert an und konnte sich noch immer nicht sattsehen. Da war sie, Sanako, die freche Ballerina, die ihn mitten im Brunnen geküsst hatte... Moment mal. Sie hatte ihn geküsst! Wie war das denn passiert?!

Völlig verdattert begann sein Gehirn wieder zu arbeiten. Sonst küsste er die Frauen. Und selten vergaß er dabei alles um sich herum und plante nicht womöglich den nächsten Schritt, oder auch wie er am nächsten Tag damit umgehen wollte. Aber in einem Brunnen galten scheinbar andere Regeln, oder ganz einfach mit Sanako, völlig unabhängig vom Ort. Er brachte sich langsam wieder in eine aufrechte Position und half ihr, sobald er mit beiden Füßen wieder einen festen Stand gefunden hatte auf, zog sie allerdings noch einmal an seine Brust und strich ihr zärtlich mit dem Daumen ihre Kinnpartie nach. Diese Frau faszinierte ihn mehr als er zugeben wollte. „Du hast soeben wohl das große Geheimnis gelüftet, was es braucht, um mich sprachlos zu machen – es braucht bloß einen verdammt guten Kuss von dir...“, kam es schließlich ganz leise und noch immer mit dieser Zärtlichkeit in seiner Stimme von ihm. „...doch jetzt, wo mein Gehirn langsam wieder arbeitet...muss ich dich bitten so schnell wie möglich mit mir aus diesem eiskalten Wasser zu steigen. Immerhin würde ich gerne noch einmal mit dir... tanzen.“, murmelte er ganz leise und begab sich zum Beckenrand, um hinaus zu steigen. Dabei reichte er ihr selbstverständlich die Hand als Stütze. Er beobachtete sie aufmerksam und wurde doch von Sekunde zu Sekunde mehr von einem schlechten Gewissen gerügt. Das gerade war einfach perfekt gewesen und wunderschön und er würde es nie ungeschehen machen wollen, und doch schwirrte da in seinem Kopf auf einmal das Gesicht seines nervigen Zimmernachbarn Otis, der noch zu Beginn des Abends damit geprahlt hatte, wie er Sanako hatte küssen dürfen. An sich war das nichts, was man nicht aus der Welt schaffen konnte...wäre da nicht sein verdammter Blick gewesen. Der Blick als wenn er den Boden auf dem Sanako lief anbetete und sich seiner Sache verdammt sicher war. Der Sache, die Gefühle beinhaltete, die einen verdammt schmerzen konnten, wenn sie nicht erwidert wurden. Die Sorte Gefühle, die ein guter Freund respektierte und schätze. Heilige Scheiße. Wie war er innerhalb von ein paar Minuten von himmelhochjauchzend zu ‚Ich hab‘ verdient, dass man mir in die Eier tritt‘ gefallen?! Unruhig wuschelte er sich durch die Haare und versuchte sich nur auf Sanako vor ihm zu konzentrieren. Das mit Otis...das konnte er später klären. Das musste er später klären. Jetzt wollte er auf keinen Fall, dass sie spürte, dass er für einen Moment neben sich stand und im schlimmsten Fall denken würde, es hätte ihm nicht gefallen oder wenig bedeutet. „Ich hoffe du hast meine Nummer noch.“, gab er also mit kehliger Stimme von sich und dachte gar nicht daran ihre Hand so bald wieder loszulassen. Für den Augenblick – nur für jetzt – da wollte er es einfach noch so lange er konnte genießen.
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptySa Apr 17, 2021 7:42 pm

Er erwiderte ihn! Er erwiderte den Kuss! Sanakos Herz setzte für einige Sekunden aus. Vielleicht war sie klinisch tot, aber was interessierten sie wissenschaftliche Fakten, wenn Cuddie McCayden ihren Kuss inmitten eines romantischen alten Brunnens unter leuchtenden Sternen erwiderte?! Außerdem begann ihr Herz ohnehin nur wenige Sekunden später damit, wie wild zu schlagen. Auch wenn sie nicht mehr klinisch tot war, schien ihr Kopf noch in den Wolken zu hängen und bei dieser Gelegenheit bedankte sie sich bei den Göttern und Göttinnen für diese schicksalhafte Fügung.

Seine Lippen waren weich und sie passten perfekt auf ihre. Der Geschmack des Alkohols passte mindestens genauso perfekt zu dieser dummen Entscheidung. Und es war ihr noch keine dumme Entscheidung untergekommen, die sie bereute. Noch nie hatten Lippen so ausgezeichnet mit ihren zusammengepasst und fast instinktiv ließ sie ihre Finger in die schwarzen Strähnen gleiten, hielt sich nur für diesen einen Moment sanft fest. Am liebsten würde sie auch diesen Moment festhalten, nicht mehr loslassen und für immer in diesem Brunnen stehen, halb im Fallen, halb im Gehaltenwerden. Doch auch ihre Zehen verloren langsam das Gefühl und bedächtig löste sich Cuddie aus diesem Moment und die Zeitlinie nahm wieder ihren Lauf. Sanako sah mit sanftem Blick zu Cuddie auf, spürte das Rasen ihres Herzens und noch immer seine Lippen auf ihren. Vergessen waren die alten Küsse aus alten Partys und die möglichen Konsequenzen, die sie schon immer stoisch gut ertragen konnte. Am liebsten würde sie den gleichen Fehler noch einmal machen und noch einmal. Schließlich lernte man doch aus nichts besser als Fehlern.

Sanako sah innerlich schmollend dabei zu, wie Cuddie sich erhob und in dem glitschigen Brunnen sicheren Stand suchte. Sanako band sich ihre rosa Haare zusammen und sah auf, als Cuddie ihr die Hand reichte. Nach seinem Schweigen hatte sie beinahe gedacht, dass er nicht die gleiche Euphorie über ihre ganz eigene Filmszene verspürte, aber sein Blick hatte nichts an Sanftheit gebüßt. Die Ballerina ließ sich aufhelfen und fand sich selbst plötzlich an Cuddies Brust wieder, das Kinn erhoben und schon wieder ganz nah. Wollte er sie umbringen? Wollte er, dass sie an einem Herzinfarkt starb und morgen eine Horde Reporter an den Toren des Colleges standen, um die Skandalgeschichte auszuschlachten? Studentin und Ensemble-Mitglied des Tanztheaters tot im Brunnen aufgefunden.
Cuddies Daumen strich sanft über die Kontur ihres Kinns und sie lächelte ihm entgegen. „Du hast soeben wohl das große Geheimnis gelüftet, was es braucht, um mich sprachlos zu machen – es braucht bloß einen verdammt guten Kuss von dir...“ Als Cuddie seine Worte wiederfand, fand Sanko ihr Grinsen wieder und leckte sich leicht über die Lippen. Oh my! Oh my! Er fand ihren Kuss verdammt gut! Immerhin über das Image einer schlechten Küsserin musste sie sich keine Gedanken mehr machen. „Dann habe ich ja herausgefunden, wie man zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Du hältst die Klappe und ich bekomme auch einen verdammt guten Kuss.“ Woher sie diesen Mut hatte, wusste Sanako nicht. Vielleicht waren es die Jahrzehnte seelischer Folter in Tanzräumen und bei Wettbewerben. Wenn man zwanzig Stunden inmitten von dreißig schreienden Müttern überlebt hatte, fehlte einem zu nichts mehr der Mut. „...doch jetzt, wo mein Gehirn langsam wieder arbeitet...muss ich dich bitten so schnell wie möglich mit mir aus diesem eiskalten Wasser zu steigen. Immerhin würde ich gerne noch einmal mit dir... tanzen.“ Cuddie hatte wohl weniger Höllenstunden verbracht, aber Sanako nickte und ignorierte gekonnt die helfende Hand, als sie alleine und ziemlich geschickt aus dem Brunnen sprang. Eine Sanako brauchte keinen Prinzen, der sie rettete. Eine Sanako brauchte einen Prinzen, der sie bewunderte und den sie bewundern konnte. Denn Helfen konnte sich Sanako schon immer alleine. Aber für den eigenen Wert war so eine Portion Bewunderung Balsam. Erst als sie neben ihm stand und ihn anlächelte, ergriff sie die Hand erneut und verschränkte ihre Finger mit seinen. Das hieß ja nicht, dass sie nicht gerne seine Hand hielt.
Sie lachte auf, als Cuddie diesmal fester und einem College-Studenten eher entsprechend das Wort ergriff. „Ich hoffe, du hast meine noch. Und ein wenig Zeit … ich glaube nicht, dass ich jetzt schlafen gehen und mit dir unter der Bettdecke Nachrichten austauschen kann.“ Und dass sie gerne die nächsten Nächte an inhaltlosen, aber dafür unterhaltsamen Konversationen mit Cuddie verschwenden würde, machte sie mit einem weiteren Lächeln klar, bevor sie ihre Schuhe – mit einer Hand – wieder über ihre frierenden Füße zog.
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyFr Mai 14, 2021 2:47 pm

Noch bereute er nichts. Es war schön, bei ihr zu sein. Es war schön, was sie geteilt hatten und was Sanako ihn fühlen ließ. Es war hinreißend sie dabei zu beobachten wie sie beide noch nicht ganz in der Realität ankamen und erst nach und nach zu begreifen schienen, was eben zwischen ihnen geschehen sein mochte. Und auch wenn er noch nicht im vollen Umfang begriff, was das für sie beide bedeutete, begriff er doch, dass er sich das schon eine ganze Weile lang gewünscht hatte. Er hatte es sich vielleicht nicht explizit vorgestellt und darauf gehofft, aber nun war es als wäre sein unausgesprochener Wunsch doch in Erfüllung gegangen. Und mit ihr gemeinsam Hand in Hand mit verschlungenen Fingern und sanftem Druck auf die Handfläche des Anderen zurück zu den Gebäuden zu schlendern, in denen noch immer all die anderen feierten und das neue Campusjahr begrüßten…auch das war einfach schön. Er bekam gar nicht genug davon ihre wilde Zuckerwattenmähne zu beobachten, wie sie sachte mit ihren Schritten hin und her wippte. Und ihre zierlichen wohlgeformten Gesichtszüge in sich aufzunehmen. Denn er wusste doch zu gut, dass er sie nicht auf Dauer so genau beobachten können würde, wie in diesem Moment.

„Alles gut. Ich verstehe schon, dass ich mit meinem Geplapper dem ein oder anderen auf dem Tortenguss herumtanze, aber ich halte es auch für meinen ganz eigenen Charme – der irgendwo auch ganz bezaubernd ist.“, meinte er leise zu ihr herüber, als würden lauter gesprochene Worte gerade ganz und gar nicht zu diesem Moment passen. Und womöglich war es so. Sie hatten zwar zu ihrem üblichen Geplänkel zurückgefunden und zogen einander wieder liebevoll auf, beziehungsweise ließen sich selbst aufziehen. Doch sie hielten einander auch noch immer an den Händen. Er sah das Gebäude vor sich und hörte die dröhnende Musik durch die teilweise geöffneten Fenster und Türen, sah die Menschen sich im Takt bewegen oder gänzlich frei von jedem von der Musik vorgegebenen Rhythmus. Sie hatten eine ganze Menge Spaß – doch irgendwie war ihm gerade gar nicht danach wieder zurückzukehren. „Da wären wir. Zurück zwischen der tanzenden Meute und all dem was morgen bereut werden wird!“, gab er zwinkernd von sich. Aber was die zwei geteilt hatten würde er ganz sicher nicht bereuen. Nie.

Und dann bereute er doch. Kaum kamen sie zwischen den Menschenmassen an, zu denen sie Claires Plan nach ja wieder hatten zurückkehren sollen, da bereute er wieder hier gelandet zu sein. Als hätte er gewusst, dass dieser Abend anders werden würde als all die anderen Abende sonst und vielleicht deswegen nur Alkohol konsumiert hatte, wurde es ihm nun all zu bewusst. Er und Sanako hatten nun einen gemeinsamen Moment, den sie geteilt hatten und den er ganz sicher mit keinem anderen teilen wollte. „Siehst du die anderen schon?“, murmelte er nun etwas lauter zu ihr herüber, während sie bereits wieder von der wabernden Musik umschlungen wurden und von den Leuten immer weiter gedrängt wurden. „Noch könnten wir-“, stammelte er leise und drehte den Kopf bereits wieder zum Ausgang herüber. Er wollte nicht wissen, ob sie seine Hand loslassen würde, sobald sie bei den anderen ankamen. Und er wollte nicht wissen, ob er ihre Hand loslassen würde, sobald er Otis sehen würde. Er wollte nicht wissen, ob das zwischen ihnen ein zarter geteilter Augenblick gewesen war, der nun vorbei war und nicht wiederkehren würde. Aber er würde es gleich wissen, denn Claire hatte sie schon entdeckt und steuerte auf die beiden zu. Drei, zwei, eins, - ein letzter Blick in ihre lebendigen Augen – dann hieß es aufwachen.
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyFr Mai 21, 2021 12:17 pm

Ein amüsiertes Lächeln kräuselte sich auf Sanakos Lippen. Cuddie sprach so bedächtig, als würde die Erinnerung an den Kuss mit jedem lauten Geräusch verschwinden und ihnen nie wieder zugänglich sein, bis sie sich von Neuem trauten. Und wenn nur die kleinste Gefahr bestand, dass einer ihrer laut gesprochenen Worte dafür sorgte, dass sie diesen Moment vergas, wollte sie es auf keinen Fall riskieren. Nicht, dass sie lange darauf gewartet hätte und bei jeder seiner Nachricht sich vorgestellt hätte, wie sich seine Lippen wohl anfühlten … nun, wahrlich nicht bei jeder! Aber der Kuss war einer der guten Sorte gewesen und der Moment um sie herum fast heilig, wenn sie an so etwas wie Götter wirklich glauben würde. Es wäre eine Schande, diese Heiligkeit nicht zu wiederholen und zu testen, ob sie wirklich nicht an Götter glaubte. „Ich habe dich noch nie auf Torten tanzen sehen, aber du gehst mir nicht auf den Nerv. Obviously“, lachte sie leise und war froh, dass sie immerhin noch immer seine Hand in ihrer spüren konnte, während sie langsam zurück zum Männerdorm gingen. Mit jedem Schritt verloren sie ein wenig diesen Zauber des frischen Kusses, und wurden immer mehr von lauter Musik eingehüllt. Noch nie hatte Sanako so wenig Lust gehabt, einen Fuß auf eine Party zu setzen. Sie könnten wieder verschwinden, sich auch ein kleines Nest suchen, wie die anderen vor neugierigen Augen fliehenden Vögelchen. Aber da standen sie schon direkt davor und Cuddie zwinkerte ihr zu, provozierte ein großes Grinsen. „Ich gebe mir Mühe, heute nichts zu bereuen – zur Abwechslung“, lachte sie und schob sich vor Cuddie durch die tanzende Meute.

Man würde meinen, College-Studenten würden irgendwann müde sein von all den Partys. Aber egal die wievielte Fete es war, die Akkus waren noch ziemlich aufgeladen. Sanako drückte die Hand in ihrer vielleicht sogar etwas Hilfe suchend. Ihre eigene Energie passte so gar nicht zu dem laut schreienden und hüpfenden Partytieren. Sie hielt Ausschau nach Claires wippendem Afro, konnte aber niemanden entdecken. „Nö! Die stehen alle zu dicht und Claire ist zu klein“, gab Sanako zum einen Teil unzufrieden wieder und zum anderen Teil flammte die Möglichkeit auf, sich einfach umzudrehen und die Party Party sein zu lassen. Wem würde schon auffallen, dass ausgerechnet sie beide verschwunden waren? Außer Claire, die alles interessierte und ausnahmslos alles auffiel, was von Belang sein könnte für endlose Gespräche auf ihrem Balkon. Und ein Kuss zwischen Cuddie und Sanako würde für mindestens 1,5 Weinflaschen und 7 Kippen reichen – ein regelrechter Treat für Claire also.
Sie sah zu Cuddie auf, war gerade bereit dazu, zu nicken und seinen Satz zu vollenden, bis sie ihren Namen hörte und die Stimme dahinter war unverwechselbar. Es war zu spät. Würden sie jetzt auf den Fersen umkehren, wären es mindestens 3 Flaschen und 12 Kippen. Und Sanako vertrug weder so viel Wein, noch konnte und wollte sie erklären, was sie so sehr an Cuddie fesselte. Sanako drückte noch einmal die Hand in ihrer fest und hielt ihre Hände hinter ihrem Rücken, während sie auf Claire durch die tanzende Masse durchging. So konnte immerhin Claire nicht sehen, was sie nicht loslassen wollte. „Da seid ihr ja! Ich habe Otis gerade so aufhalten können, nach euch in deinem Zimmer nachzusehen“, offenbarte Claire so offen und sorglos in Richtung Cuddie, wie es Sanako von ihr gewohnt war. Doch kurz blieb ihr Herz stehen und sie hatte ganz vergessen, vor welchem Problem sie noch standen, sobald sie unter anderen Menschen waren. „Sanako, deine Zimmernachbarin ist doch noch nicht da, oder?“ Sanako nickte leicht, bereits wissend, was kam. „Einer der Mathetypen hat auf den Floor gekotzt – im richtigen Exorzismus-Style. Wir verlagern die Party in dein Zimmer, ich will nicht darauf ausrutschen“, offenbarte Claire und Sanako folgte ihr weiter durch die Masse zu den anderen. Sie warf einen Blick über die Schulter zu Cuddie herüber und zog eine Augenbraue hoch. „Du kommst doch mit, oder?“
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyDo Jul 01, 2021 7:56 pm

Jemand ächzte ganz in seiner Nähe. Was zur Hölle? Jemand ächzte? Er bekam ja nicht einmal die Augen auf. Da war ihm, wer auch immer sich hier langsam dessen bewusst wurde was gestern für ihn passiert war, eindeutig ein Paar Schritte voraus. Und es klang als hätte er eine ganze Menge verpasst, wenn derjenige am nächsten Morgen ächzen musste! Er spürte, dass er im Aufwachen lag, aber dass sein Körper noch deutlich beduselt war und noch ein bisschen Zeit brauchte, bis er verarbeiten konnte was sein Gehirn schon zu verarbeiten versuchte. Noch war nur eins sicher: Wenn er die Augen öffnen würde, dann würde ihm vermutlich nicht mehr nur das Pochen in seiner Schläfe einen „Guten Morgen“ wünschen, sondern der Schmerz, der noch ziemlich dumpf darauf wartete mit seinem Erscheinen auch „Überraschung“ zu rufen, über ihn herziehen wie ein Schlag mit einer Bratpfanne auf den Hinterkopf. Sein Körper jedoch fand das Ächzen aus dem Hintergrund mehr als angebracht. Cuddie läge vermutlich gleich ebenfalls eines auf den Lippen, die ganz schön trocken zusammenklebten. Hatte er gestern etwa doch noch was gezogen und zu tief in den Becher geschaut? Eigentlich hatte er ja genau das nicht vorgehabt. Was verdammt war gestern denn noch alles geschehen? Und wer stöhnte da so rum? Otis? Oder war der das, der hier einen halben Wald absägte – wenn auch in unregelmäßigen Abständen, als wäre es zu anstrengend für ihn durchgängig diese nervigen Töne zu produzieren. Verfluchter Mist! Er musste sich aufrappeln und sich dann erinnern! Dringend. Vorzugsweise auch so schnell, dass ihm der Kopf nicht zu platzen drohte...wegen der Kopfschmerzen oder wegen Otis Geschnarche (im Zweifel für den Angeklagten so hieß es doch...) und dem Ächzen des noch Unbekannten im Raum. Immerhin wusste er noch, dass es die Einstiegsparte zum neuen Semesterstart gewesen sein musste, die ihn gestern bis vielleicht in die frühen Morgenstunden wachgehalten hatte und ihm diese Kopfschmerzen, die kommen würden, beschert hatte.

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Sanako hatte sich ihm zugewandt, nachdem Claire sie aufgefordert hatte die Party doch in ihr Zimmer zu verlegen. Auch wenn keiner wusste, ob Sanakos Zimmernachbarin sich darüber freuen würde, stand der Plan jetzt fest. Sie würde schon Verständnis haben, oder sogar selbst dazu stoßen, mh? „Klar komme ich mit. Den Exorzisten schaue ich immerhin erst wieder, wenn Halloween-Week eingeläutet wird. Auch wenn man natürlich nie zu früh an seiner überzeugenden Performance arbeiten kann!“, lachte er Sanako und Claire entgegen als hätte Claire ihm nicht gerade ohne es zu wissen das Gefühl beschert vor eine Wand gelaufen zu sein. Ja da war das Thema Otis wieder und es war ziemlich präsent in seinem Kopf. Besonders nach dem er den trägen aber gut gelaunten Otis auf sie zu schlendern sah. Er hob den Arm, ein Stück zu hoch um noch cool zu wirken, und winkte in einer ausschweifenden Bewegung, die einem weiteren Studenten fast den Becher aus der Hand fegte zu ihnen herüber. Die Chancen standen gut, dass er Sanakos Hand in seiner, die er noch immer nicht loslassen wollte, weder erkennen noch begreifen konnte. Doch auch wenn er sich darauf verließ, rückte der Moment, in dem er sie loslassen musste, mit jedem seiner Schritte immer näher.
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Oh, verdammte Scheiße. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass Otis (noch immer im Zweifel für den Angeklagten) vor sich hin schnarchte und ihn nicht gleich in dieser mit seinem hoffentlich noch nicht erlangten Wissen konfrontieren konnte. Fuck. Er hatte Sanako gestern geküsst und es war der absolute Wahnsinn gewesen und er wollte es wieder tun. Und auch wenn er Otis damit verletzte, er musste sich dem Ganzen wirklich stellen. Aber vielleicht gab es dafür einen besseren Moment als mit den Kopfschmerzen, die sich langsam immer mehr zu erkennen gaben, je mehr er seinen Denkapparat betätigte. Er musste seine Augen aufbekommen und seinen Körper wieder in einen Zustand bringen, den Mediziner nicht mit einem Wachkoma verwechselten. Er bat sein Gehirn also um ein bisschen Kontrolle über seinen eigenen Körper und rümpfte als erste Tat seine Nase, die entweder von seiner bestimmt sehr wilden Frisur gepeinigt wurde oder auf der ein Fremdkörper saß, der dringend weggescheucht werden musste. Als seine Hand sein Gesicht traf und er mit der flachen Hand über seinen Nasenrücken fuhr, stellte er fest, dass es wohl Schokoladenkuchen gegeben haben musste. Stimmt ja! Und nicht nur Kuchen! Natürlich waren im Laufe des Abends ein paar Pizzabestellungen zusammengekommen und hier und da hatten ein paar der Fürsorglichen Sorte (vermutlich niedliche Erstsemester, die auch ihrem Nachbarn ein frischgebackenes Brot herüber bringen würden, um den Einstand zu feiern) etwas Selbstgebackenes mitgebracht und zwischen den roten Plastikbechern und der wahnsinnigen Ansammlung von Flaschen verteilt, damit sich jeder frei bedienen konnte.

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„Maaan – ich hab‘ euch echt aus den Augen verloren!“, begrüßte Otis beide und Claire irgendwie auch noch einmal, obwohl diese ihn offensichtlich gut im Auge behalten hatte. Ganz langsam lösten sich seine und Sanakos verbundenen Finger. Er konnte sie nicht länger halten. Da war einmal Claire die das ganze sehr wohl mit noch viel zu wachen Augen erfassen würde und vielleicht im Laufe des Abends nicht mehr ihren bezaubernden Mund halten konnte. Und dann war da Otis, der vielleicht eine lange Leitung hatte, die ihn in diesem Zustand aber überrollen würde wie einen Güterzug, wenn der Gedanke es doch in seinen Kopf schaffte. Und mit einem Otis der drauf war, wollte er echt nicht darüber sprechen, was gerade zwischen ihm und Sanako gelaufen war. Aber er wollte auch nicht das Feld räumen und wie der Feigling dastehen, der er vielleicht doch war. Und deswegen legte er seine Hand stattdessen an Sanakos unteren Rücken und begann ihre Bewegungen sanft zu verfolgen, auch wenn es so aussah‘ als wenn er sie womöglich aus der Meute hinaussteuern wollte. „Claire hat die Party verlegt, O. Schnapp‘ dir noch was Kuchen, wenn noch wo was liegt und dann immer der Gruppe nach!“, meinte Cuddie also ohne auf die unausgesprochenen Fragen von Otis einzugehen.
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Waren sie etwa immer noch alle bei Sanako im Zimmer? War das der Grund für das allgemein angeregte Ächzen, Stöhnen und Schnarchen, dass die Zweimannbesetzung der Zimmerbelegung deutlich überstieg? Endlich öffnete er die Augen. Das hieß er blinzelte angestrengt und stöhnte dann selber dumpf und leidend auf. Heilige Scheiße. Er hatte mit seiner Vermutung absolut recht behalten. Seine Kopfschmerzen schrien nicht nur „Überraschung“ sondern „Das hast du dir alles selber eingebrockt in dem du irgendwann aufgehört hast zu zählen, wie viele Becher du gelehrt hast!“ und er sah seinen Fehler auch gleich ein. Er rieb sich die Schläfen und fand langsam wieder zu den Lebenden zurück. Er hatte zwar noch immer keinen genauen Überblick über das, was gestern alles geschehen war – und auch die dumpfe Vermutung, dass da definitiv Lücken bleiben würde – aber er war sowas wie wach und lebendig und begann langsam sich aufzusetzen. Er hatte die Nacht auf dem Boden verbracht, seinen Nacken in einer Position an das Bett hinter ihm gelehnt, dass er fest davon überzeugt war, er würde durchbrechen, wenn er aufstehen würde. Klar er benahm sich, als wäre er Achtzig und müsste seine künstliche Hüfte schonen, aber gerade fühlte sich seine Sorge sehr real an. Er brauchte dringend eine heiße Dusche, ein Date mit seiner Zahnbürste und was das ihm wieder Energie gab. Unzufrieden blickte er sich suchend in dem Zimmer um und erkannte einige interessante Dinge. Da war Otis, der ganz wie er vermutet hatte der Schnarch-Übeltäter war, dann war da noch Sanako, die sich eine viel luxuriösere Schlafposition ausgesucht hatte als er selbst, nämlich auf dem Bett in seinem Rücken, und dann war da noch jemand den er klar erkennen konnte. Und erkannte, dass er sie nicht kannte. Das war dann wohl nicht Claire...wo steckte die überhaupt?! Jedenfalls kam das Ächzen von der, für die Verhältnisse einer Schnapsleiche, ziemlich niedlichen weiblichen Person am anderen Ende des Zimmers. „Wie um alles in der Welt sollen wir diesen Schnarch-Bot nur hier raus schaffen?!“, zerbrach diese sich bereits den Kopf, während Cuddie noch versuchte einzuschätzen, ob er angesprochen wurde, oder nur zuhörte, wie sie ihren Gedanken freien Lauf ließ. Er beschloss ihr jedenfalls entgegenzukommen und zu versuchen auf seinen eigenen zwei Beinen das Zimmer zu verlassen. Aber dafür brauchte er tatsächlich mehrere Anläufe. „Einem Tritt in den Arsch, kann jedenfalls auch dieser alte Sack nicht entkommen. Vielleicht ist ihm das ja Ansporn genug...“, gab er angefressen von sich, als ihm wieder bewusstwurde, wie aktiv Otis ihn dazu angehalten hatte all die Becher in sich hinein zu kippen.
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Sanako Asanuma
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BeitragThema: Re: Kapitel ;; BLACK SHEETS    Kapitel ;; BLACK SHEETS  - Seite 2 EmptyMi Jul 14, 2021 1:56 am

Es gab wenige Augenblicke, die so natürlich in der Zeit stehen blieben. Manche taten es vor Aufregung: die winzigen Momente vor einem Auftritt, nachdem der eigene Name hektisch durch ein Mirko geflüstert wurde und man selbst sich darauf vorbereitete, mit federleichten Sprüngen auf der Bühne zu erscheinen. Der erste Eindruck zählte, aber der Moment vor dem ersten Schritt schien oft so unendlich lang. Manche Momente blieben vor Angst stehen: so wie das eine Mal, als ihre Mom die Kurve viel zu eng genommen hatte. Das Auto hatte sich überschlagen und für einen Moment hatte ihre Welt wortwörtlich Kopf gestanden. Und still. Als der Lärm zurückkam, war auch die lähmende Angst verschwunden. Und manche Momente blieben still, weil sie so schön waren, dass man sie in ein gedankliches Einmachglas stecken wollte. Wie nächtliche Privatvorstellungen in kitschigen Wasserbrunnen. Ein leichter Schmerz schoss in Sanakos Stirn und ganz instinktiv zog sie die Decke über ihr Gesicht. Noch für einen Moment hatte sie gedacht, für immer in dem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein zu schweben. Aber wie alle Momente, die sich ewig anfühlten, ging auch dieser weiter und Sanako fand sich einer unangenehmen Realität geworfen. << Rückwärts. Sie war ins Bett gestolpert. Hatte sie etwas an? Ja, eigentlich noch alles, außer ihre Socken. Löblich und enttäuschend. War sie alleine? Sanako spürte starke Arme um sich, die sie näher zogen. Ihre Nase wurde von Strähnen gekitzelt. Für einen Moment blieb ihr Herz stehen. Cuddie? Hatte er etwas an? Ihr Herz lief weiter, auch er hatte sich nicht ausgezogen. Außerdem konnte sie das leise Gemurmel von Claire hören, die sich aus dem Zimmer schlich und einen sich im Schlaf wälzenden Otis zurückließ. Sie nutzte den Moment und zog sich näher an Cuddie heran, vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Ganz leise Worte kamen aus ihrem Mund und bevor sie richtig merkte, was sie da sagte, hatte sie es auch schon getan: „Können, wir das bitte … nicht ignorieren? Das ist zu schön, um nicht daran zu denken …“ Es waren müde und von Lallen durchzogene Worte, aber jetzt, aus der Perspektive eines schmerzenden Kopfes, schlugen sie doch wie eine Bombe ein. Doch noch so ganz verstand Sanako nicht, wie sie hier gelandet waren. <<< Rückwärts. Lautes Lachen. Claire hatte sich eines von Sanakos Tutus aus der unausgepackten Sporttasche gezogen und hatte es Cuddie über den Kopf gezogen. Es war eines der wenigen Sachen in Sanakos Dorm Room, die an ihre Leidenschaft erinnerten. Über ihrem Schreibtisch hingen mehrere Zeichnungen, nicht alle von ihr, aber viele von ihnen waren Aquarelle von dynamischen Szenen. Eine Gitarre stand in der Ecke, die Saiten mussten mal wieder nachgezogen werden und zeugten von ihrer Nachlässigkeit beim Üben. Ansonsten war Sanakos Schreibtisch zum einen voll mit Architekturbüchern, zum anderen mit ihrem Laptop und bunten Krimskrams aus aller Welt. Das meiste kam von ihren Eltern und waren kleine Tierfiguren, je alberner, desto besser, aber alle noch so süß, dass es ertragbar war und man seine Mütter nicht gleich vom Testament streichen musste. Sanakos Wand zeugte von großen und kleinen Abenteuern. Aber nicht nur Fotos mit Grimassen und in Einkaufswägen durften auf die Wall of Fame, auch Mercedessterne, Eintrittskarten für die schönsten Konzerte und für die ästhetische Einrahmung: Kunstdrucke von Gustav Klimt und einige Efeututen, die trotz Sanakos zwei linken Händen wuchsen und gediehen und ihrer Seite des Zimmers einen Hauch von rauem Garten verlieh. Sanakos Kopf fiel wieder zurück auf ihre weiche Ablage, das Tutu kitzelte in der Nase. „Royaler Halsschmuck, mein Herr! Damit musst du jetzt vier Runden spielen“, forderte Claire deutlich lallend und deutete auf die Flasche in ihre Mitte. Sanako lehnte an Cuddies Seite, ihre Haltung war, die eines Fähnchens im Wind und immer wieder gluckste sie vor Lachen auf, obwohl wenig wirklich lustig war, wenn man mal ehrlich zu sich war. Es waren diese Art von Scherze, die man eben nur machen konnte, wenn schon die ein oder andere Weinflasche und der ein oder andere Joint seine Runden gemacht hatte. Im nüchternen Zustand hätte sie Claire vielleicht eher getadelt und sie gebeten, nicht ausgerechnet ihr teuerstes Tutu dafür zu benutzen. Aber gerade merkte Sanako nicht einmal, dass Cuddie dreihundert Dollar um den Hals trug. Noch immer erklärte das herzlich wenig.  <<<< Rückwärts. Otis kam auf sie zu. Sanako erkannte von weitem, dass er auch durch seine Brille wenig sah und atmete erleichtert aus. Wenige Sekunden noch, dann war der Einmachglasmoment vorbei und sie mussten zurück in das echte Leben des Campus, was so viel komplizierter war als der kleine Mikrokosmos eines Brunnens. Aber es waren immerhin noch Sekunden. Langsam lösten sich ihre Finger voneinander, einer nach dem anderen und Sanako war sich sicher, dass ihre Freundin alles sah, sich eine Notiz für später machte und Sanako dankte ihr mental für diese Zurückhaltung. Denn die war selten, aber anscheinend hatte Claire auch eine Empathiepille von einem vermutlich sehr sympathischen Viertsemester angenommen und behielt diesen Moment also für sich und genoss schweigend. Und dann war der Moment vorbei und Sanakos Hand sank an ihre Seite und zugleich zwang sie sich, ein überzeugendes Grinsen aufzusetzen. „Wie schön, dass ihr euch alle in mein Zimmer einladet, aber meinetwegen“, lachte sie und folgte Claire in Richtung ihres Dorms. >>>> Vorwärts. Wenige Stunden, mehrere Becher, alberne Dares und genauso alberne Truths später und Sanako lag alleine im Bett und zog die Decke letztendlich herunter, als die Stimme ihrer Zimmernachbarin unverkennbar zu ihr durchdrang. Verdammt. Sie hatte nicht erwartet, dass Rhea so früh hier sein würde. Sanako richtete sich langsam auf und rieb sich über das Gesicht. Sie sah nach unten, als sie eine andere Stimme hörte und zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Hatte sie sich doch falsch erinnert? Doch nein, sie konnte seine Arme noch um sich spüren, wenn sie an die letzte Nacht dachte, und für gewöhnlich vergaß ein Körper nie. „Was tust du da unten?“, murmelte sie und schwang ihre Beine aus dem Bett, passte auf, Cuddie dabei nicht zu treffen. „No chance, dass ich beim Tragen helfe. Ich fühle mich wie nach einem Autounfall …“, brummte sie. „Scheiße, wie viel haben wir getrunken? Ich dachte, wir hatten nur noch zwei Flaschen Wein.“ Rhea schüttelte den Kopf und ließ Otis‘ Beine los, die unsanft aber ohne weitere Konsequenzen zurück auf die Matratze fielen. „Ja, das kann ich mir vorstellen, so wie du aussiehst. Kannst du dann jemanden anrufen, der die Schnapsleiche wegschafft? Ich habe die ganze Feierei verpasst, es ist also nicht fair, wenn ich das aftermath aber dafür ausbaden muss“, brummte Rhea und sah vorwurfsvoll in Richtung der beiden verkaterten aber noch immer halbwegs zurechnungsfähigen StudentInnen. Und einer davon, schien immerhin Muskeln in den Armen zu besitzen. Sanakos trainierte Tänzerbeine würden hier nämlich wenig bringen, die fühlten sich ohnehin nach Pudding an.
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