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 Serendipity ;; DIE KAPITEL

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MÄRCHENBUCH
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MÄRCHENBUCH

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BeitragThema: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptyFr Apr 18, 2014 12:04 pm

bist du bereit? ich bin bereeeeit! ✿
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Samuel Cohen
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptyFr Apr 18, 2014 12:05 pm

„… ja, ich bin mir SICHER, dass er sich bereit erklären wird. Es ist nicht gerade so, als hätte er etwas Besseres zu tun.“ Die hochgewachsene Gestalt schob sich geschickt durch die fließende Menschenmenge in den Straßen der ruhelosen Stadt. Obwohl sein bodenlanger Mantel in allen erdenklichen Farben schillerte, passierten die Menschen ihn, ohne ihn wirklich anzusehen, wichen ihm gerade einmal aus, wenn sie beinahe in ihn hineinrannten. Mundies. Während Magnus Bane, auch nach zwanzig Jahren noch immer oberster Hexenmeister von Brooklyn, den nervösen Worten seines Freundes - sie waren jetzt zwanzig Jahre zusammen, die kleinen Pausen nicht mitgezählt, und es klang immer noch so eckig, selbst in seinem Kopf - über das Handy an seinem Ohr lauschte, musterte er die Häuserfassaden vor sich. Einen Hexenmeister von Samuels Kaliber aufzuspüren bedurfte immer entweder extraordinärer Fähigkeiten oder eines alten Freundes. Glücklicherweise vereinte der katzenäugige Hexer beides in sich.
„Ich hab ihn gefunden“, stellte er fest, als Alec am anderen Ende der Leitung gerade eine Atempause einlegte. „Das bedeutet, ich bin heute Abend zuhause“, fügte er verheißungsvoll hinzu, während er auf das Gebäude zu trat. Er musste anerkennend zugeben, er hätte ihn nie gesehen, wenn die leise magische Vibration die von dem Haus ausging, ihm nicht so unendlich vertraut wäre. Alec atmete hörbar aus, und ermahnte ihn, auf sich aufzupassen. Magnus schnaubte. „Das ist Samuel. Er könnte mich nicht einmal töten, wenn ich ihn darum bitten würde. Sicher, er ist einer der eher furchteinflößenden Hexenmeister, aber so bekommt unsereins nun mal seinen Respekt. Und er ist SEHR respektiert, weshalb ich überhaupt hier bin. Genug Leute haben auch Angst vor mir“, hielt er pikiert fest. Alec lachte leise und machte einen Kommentar über Schmusekatzen, der Magnus gespielt empört aufkeuchen ließ. „Ich geh’ jetzt rein. Bis heute Abend.“ Er zögerte nur kurz. „Ich liebe dich.“

Die angenehme Kühle war ein prickelnder Kontrast auf der Haut zu der südländischen Schwüle, die es nicht über die Türschwelle zu schaffen schien. Die leise Melodie von Magie, eine, die man nur hörte, wenn der Ausübende einem so vertraut war wie Samuel und Magnus einander, klang hier drinnen noch heller und feiner. Eine Melancholie, die er so schon sehr lange nicht verspürt hatte, prickelte in seinem Brustkorb, und nistete sich hinter seinen Rippen ein. Ein gedämpftes Murmeln lag über dem Haus, das in ein angenehmes Halbdunkel getaucht war. Samuel hatte sich die Mühe gemacht, es gegenüber eventuellen Angriffen abzuschirmen - die Zauber, über die er ihn entdeckt hatte - was bedeutete, dass er entweder hier war, oder regelmäßig hierher kam. Beides wäre hilfreich. Überall räkelten sich auf verschiedensten Oberflächen Schattenwesen in verschiedenen Stadien der Bekleidung und verschiedenste Aktivitäten verwickelt. Magnus’ Mundwinkel zuckte. Samuel hatte sich auch die letzten zehn Jahre kein Stück verändert. Warum auch, zehn Jahre waren für ihrereins gewöhnlich kaum ein Wimpernschlag. Wenn man nicht gerade einen Munde liebte, erinnerte eine unwillkommene kleine Stimme in seinem Kopf ihn.
„Magnus.“ Die getragene Stimme, die immer einen Hauch Arroganz in sich mitschwingen hatte,  ob Samuel das wollte oder nicht, ließ sein Lächeln vollends aufgehen. Da er den besseren Teil seines Lebens damit verbrachte, über Leute zu spotten, stand diese Stimme Samuel gut zu Gesicht. Magnus drehte sich um, und musterte seinen alten Freund. „Samuel. Ich bin hier, um dich um etwas zu bitten.“

Samuel hatte Magnus schon gespürt, als dieser seinen Blick auf das Gebäude hatte fallen lassen. Eine warme Freude, deren Existenz er selbst unter Folter leugnen würde, hatte sich in seinem Magen eingenistet, und er hatte sogar die junge Elfe von seinem Schoß geschoben, um seinen ältesten Freund zu begrüßen. Das erfreute Grinsen über Magnus Anwesenheit hielt er gerade so im Zaum als ein vertrautes Lächeln. Wie eh und je schillernd wie ein Pfau drehte Magnus sich nun zu ihm um, und Samuel nahm einen langen Schluck aus dem Weinkelch in seiner linken um den Impuls zu unterdrücken, seinen alten Freund in die Arme zu schließen. Nur in seinen schwächsten Momenten gestand er sich ein, dass Magnus einer der einzigen war, an denen er wirklich hang. Was nicht weiter verwunderlich war, wenn die Theorie stimmte, dass man schwerer von einer Person loskam, je mehr Zeit man schon miteinander verbracht hatte. Und mit Magnus hatte er immerhin schon Rom brennen sehen, daher…
Wie immer las Magnus allerdings zwischen den Zeilen wie kein Zweiter, und überbrückte die Distanz mit drei eleganten Schritten, und zog ihn in eine brüderlich anmutende Umarmung. „There, there“, schmunzelte Samuel, als er den Rücken des nur wenig größeren Mannes tätschelte, ihn aber nichtsdestotrotz genauso fest umarmte wie er ihn. „Mich um etwas bitten, sagst du? Ich habe fast ein wenig Angst. Als du mich das letzte Mal um etwas gebeten hast, stand die Welt am Rande ihrer Vernichtung.“ Magnus lachte bei der Erinnerung. „Können wir uns privat unterhalten?“ Samuel überlegte kurz, dann klatschte er in die Hände und flutete den weitläufigen Salon mit Licht. „Die Party ist zu Ende“, verkündete er dann mit klarer Stimme, und trotz Murren und Zetern und Unwillen leerte sich der Raum langsam, aber sicher. Kaum hatte der letzte, sich hastig wieder bekleidende Gast die Tür hinter sich zugezogen, zwinkerte Samuel Magnus zu, und ließ mit einem Fingerschnipsen zwei gemütliche Sessel und eine Karaffe Elfenwein auf einem niedrigen Beistelltisch erscheinen ließ. „Ich bin ganz Ohr“, sagte Samuel amüsiert.

Das nächste, was er sagte, war: „Nein. Auf gar keinen Fall.“ Magnus seufzte, als hätte er das kommen sehen und es täte ihm sehr leid aber er hätte keine Wahl, und Samuel wiederholte mit Nachdruck: „No. Fucking. Way.“ Magnus rieb sich die Nasenwurzel, mit einem Blick der schein, als hätte er Schmerzen. „Sam…“, aber Samuel schnitt ihm das Wort ab. „Nein, nicht ‚Sam‘. Ich habe schon dargelegt, was ich davon halte, dass ich mit dem Rat zusammenarbeiten soll, als ihr mir einen Sitz angeboten habt. Und ich werde ganz sicher nicht an irgendeinem kleinen Integrationsprojekt teilnehmen. Ich bin integriert genug, danke.“ Langsam lehnte er sich in seinem Stuhl vor, die schwarzen Augen verengt. „Warum bist du damit überhaupt zu mir gekommen? Sicher, der Rat will mich, weil die Schattenwesen etwas darauf geben, was ich tue, das ist mir ganz klar. Aber wie haben sie gerade dich dazu bekommen, mich zu fragen?“ Magnus schwieg, peinlich berührt. „Ach, sag bloß du vögelst noch immer den Schattenjäger.“ Magnus Stimme klang gepresst, als er antwortete: „Alec, er heißt Alec.“ Samuel erhob sich, sichtlich verärgert. „Wirklich? Und wie lange, denkst du, tut er das noch? Wie alt ist er jetzt gleich, siebenunddreißig? Achtunddreißig?“ Magnus erhob sich ebenfalls, wütend angesichts Samuels Worten. „Es war seine Entscheidung!“ Selbst Magnus hörte den schlecht kaschierten Schmerz in seiner Stimme bei diesen Worten. Samuels Züge wurden wieder weicher, und er schloss einen Moment die Augen. „Verzeih“, murmelte er halblaut in den Raum. „Nur, es ist ein wirklich nicht besonders feiner Zug vom Rat, gerade dich zu schicken. Der einzige, dem ich nichts abschlagen kann.“ Er seufzte tief, und binnen dieses Atemzuges waren die Möbel von Leinentüchern bedeckt und Samuel trug einen langen, modisch geschnittenen schwarzen Mantel. „Ich mache es das veranschlagte eine Jahr. Nicht mehr, und nicht weniger. Und ich steige aus, sobald es mir nicht mehr passt.“ Magnus perplexen Dank winkte er mit einer Hand ab. „Ist gut. Bloß nicht emotional werden.“ Er grinste seinem ältesten, besten Freund zu, ehe sie beide nebeneinander durch das soeben von ihm erschaffene Portal nach Idris traten.

Samuel war klar, dass er diese Entscheidung bereuen würde. Es war ihm schon in dem Moment klar, als sie sich kurz vor den Toren der gläsernen Stadt Alicante materialisierten. Es war ihm in dem Moment klar, als sie von einer Garde, geleitet von Magnus’ kleinem Bettgespielen, in Empfang genommen wurden, und ihn ehrfürchtige Blicke streiften. Er würde das alles so sehr bereuen.
Zu seiner Überraschung war das Viertel der Halle, was an diesem Abend für Schattenwesen vorgesehen war, die an dem Projekt teilnahmen - so entnahm er die Einteilung zumindest den hilfreichen, schwungvoll beschrifteten Schildern - bereits gut gefüllt, noch vor Beginn der Zeremonie. Nicht wenige der dort sitzenden und unterschiedlich stark gelangweilt aussehenden Schattenwesen schienen von Rang und Namen zu sein. Einige von ihnen waren allerdings auch noch absolute Neulinge, und jeder von ihnen richtete sich in diesem Moment auf und starrte ihn an. Samuel hielt inne und zog fragend eine Augenbraue in Richtung Magnus hoch. Der schmunzelte. „Was? Keiner hat wirklich geglaubt, dass du hier auftauchen würdest. Nicht einmal ich.“ Samuel zuckte mit den Schultern und zog seinen perfekt sitzenden Mantel noch einmal gerade. „Dann profitiere ich ja immerhin in einer Hinsicht. Ich habe einen Ruf als Unberechenbarer zu wahren“, murmelte er. Mit einem Nicken zu einem hochrangigen Elfen und einem schmalen Lächeln zu einer jungen, ungewöhnlich attraktiven Vampirin ließ er sich auf einen Stuhl fallen. „Ich nehme an, du verlässt mich jetzt und gehst auf deinen bedeutungsschwangeren ‚Ich bin der Ratsvertreter der Hexenmeisterzunft‘-Sessel auf dem Podium?“, witzelte Samuel, und Magnus nickte. „Ich kann auch-“ aber Samuel verabschiedete ihn mit einem kurzen Kopfnicken. Das hier würde unangenehm genug werden. Magnus warf ihm einen skeptischen Blick zu, tippte sich kurz an die Schläfe und ging dann. Samuel chuckled. Telepathic gossip it was.

Das sind alles noch Kinder. Samuel bemühte sich gar nicht erst, seinen Unglauben und Zweifel aus dem Gedanken herauszufiltern, ehe er ihn zu Magnus hinüberschweben ließ. Ja, kam von Magnus zurück, Schattenjäger werden für gewöhnlich nicht alt. Da fängst du früh an und hörst früh wieder auf. Samuel schüttelte den Kopf, leicht, beinahe kaum zu sehen. Darum geht es mir nicht… was sie mit ihren ohnehin bedauerlich kurzen Leben, Magnus verzog schmerzhaft berührt auf der Seite des Raumes den Mund, oh, tut mir Leid. Richtig. Alec. Also, mich interessiert gar nicht so sehr, was sie mit ihrem Leben machen, mehr dass du nicht erwähnt hattest, dass ich zu allem Überfluss auch noch Babysitter für einen blutgeilen Teenager spielen muss. Und vermutlich auch den Ärger bekomme, wenn mein Neuer PARTNER, herrlich, wie viel besser man Emotionen wie leichte Abscheu in Gedanken vermitteln konnte, ungeplant das Zeitliche segnet? Magnus Mundwinkel zuckte kurz, sonst bewahrte er sein Pokerface und auch den Anschein, voll und ganz der Rede über eine neue Ära des gemeinsamen Kampfes zuzuhören, die an Samuel eher vorbeiplätscherte. Nein, das ist bei denen eher Berufsrisiko. Ich denke dafür kannst du, falls du dich reuevoll genug gibst, nicht belangt werden. Es sei denn, natürlich, du bist der Mörder. Also rate ich dir, arbeite an deinem Geduldsfaden. Und jetzt solltest du besser zuhören. Samuel verdrehte die Augen, lehnte sich aber leicht in seinem Stuhl vor, und richtete seinen Blick auf die Rothaarige, die jetzt anstelle des Redners getreten war. Clarissa Fray. Natürlich. Wer auch sonst. Bestimmt bekamen sie jetzt einen kleinen Runen-Zaubertrick für die Auslese präsentiert. Himmel und Hölle.
Tatsächlich lag er … falsch. Offenbar war sie nicht so ein Showoff, wie er zunächst angenommen hatte. Sie zückte nur unzeremoniell eine Liste und begann mit fester Stimme Namen zu verlesen. Schnell war klar, dass sie die Schattenwesen zuerst nannten, alphabetisch geordnet, und dann den zugehörigen Schattenjäger. Cohen. Das würde schnell vorbei sein. Belustigt stellte er fest, dass sein Name der erste war, nach dem Clarissa eine kurze Pause einlegte, ehe sie einen Namen in den Raum stellte: „Evangeline Saint-Claire.“
Interessiert ließ Samuel seinen Blick über die Reihen der stehenden Schattenjäger streifen, ehe er dem Blick eines wirklich noch sehr jungen blonden Mädchens begegnete, was ihn noch ein wenig fassungsloser anstarrte als alle anderen. Samuel grinste ihr spöttisch zu, und lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück. Das musste sie sein. Ihr habt mich TATSÄCHLICH zum Babysitter degradiert, sandte er einen belustigt-empört-resignierten Gedanken an Magnus, während die restlichen Namen verlesen würden. Aber warum sieht sie… sehen alle so fassungslos aus? Ich bin zwar einer der größten Namen in diesem Raum, aber…? Magnus neigte leicht den Kopf und sah Samuel quer durch den Raum an. Unter denen, die zugeteilt werden, geht es schon seit Tagen darum, ob du wirklich mitmachst, und wer denn das unglaubliche Glück im Unglück hat, dir zugeteilt zu werden. Samuel ächzte leise. Großartig. Er musterte das Mädchen noch einmal, was jetzt bemüht in Richtung Clarissa starrte. Nur so aus Interesse, ich darf vermutlich nicht…? Magnus lachte ungläubig. Nein, du darfst eure Partnerschaft NICHT in dieser Richtung ausnutzen. Sie ist die Tochter einer des inneren Rates. Und Pilotprojekt hin oder her, es wird immer noch nicht gerne gesehen, wenn Schattenjäger mit Schattenwesen schlafen. Samuel hob entschuldigend die Schultern, und wandte sich wieder von dem Mädchen ab. Na, ein echter Verlust war das nun auch nicht. Sie war ja wirklich noch fast ein Kind.

Die formelle Veranstaltung hatte sich gerade aufgelöst und die neu zugeteilten ‚Paare‘ - das Wort entlockte ihm ein kurzes Lachen - sollten sich jetzt in der Mitte des Raumes treffen und sich ‚beschnuppern‘. Jemand musste denen Nachhilfe in eloquenter Ausdrucksweise geben, das war ja deprimierend. Blondie - etwas in ihm weigerte sich jetzt schon, sie respektvoll mit ihrem vollen Namen anzusprechen - sah in die andere Richtung, klar nach ihm Ausschau haltend. Samuel trat hinter sie, erheitert grinsend. Beim nicht besonders gütigen Herren, er würde es nicht einmal eine Woche in diesem Projekt aushaltend. Als er ihr leicht auf die Schulter tippte, fuhr sie herum, und er lachte. „Suchst du mich?“
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Evangeline Saint-Claire
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptySo Apr 20, 2014 12:22 am

"Es macht wohl keinen Sinn darüber zu diskutieren?" Evangelines Mundwinkel gingen spöttisch hoch, gaben ihrem süßen Halbengelsgesicht einen maliziösen Schatten, während sie selbst sich an der Wand des Büros ihrer Mutter anlehnte und mit dem Fuß auf dem edlen Teppich scharte. In der Ecke des nobel anmutenden Zimmers begann eine Atmosphäre des Unmuts auch auf die restliche Umgebung zu wirken. Doch auf der anderen Seite des Zimmers, hinter dem dunklen Holz des Tisches saß eine streng dreinblickende Schattenjägerin, die jedoch diese strengen Blicke nicht auf ihre Brut richtete, sondern augenscheinlich wichtige Dokumente hin- und herzuschieben schien, die der Trotz einer Halbstarken nicht im Geringsten zu interessieren schien. Schließlich war es selbstverständlich, dass auch ein Spross ihrer Linie bei diesem Pilotprojekt teilnahm. Und da Evangeline das Glück und Pech zugleich hatte, der einzige Erbe zu sein, lag es an ihr, die Familie und den Rat mit einer hervorragenden Leistung stolz zu machen. Und niemand zweifelte, dass das blonde Ding ihre Arbeit zur vollsten Zufriedenheit aller, ihrer eigener nicht eingeschlossen, erledigen würde. Denn dass Evangeline Saint-Claire nicht mit der Wahl ihrer Mutter einverstanden war, konnte ein Blinder an dem wütenden Knacken ihrer Finger hören.
"Nein, eine Diskussion wäre nicht angebracht, ma chérie, und würde nichts an meiner Entscheidung ändern. Deine Wut würde sich nur steigern und dich blind und dumm machen.", winkte ihre Mutter mit schlanken blassen Fingern ab und hob zum ersten Mal den Blick. Ihre stahlgrauen Augen fixierten die wütend funkelnden ihrer Tochter; und ließen keine Widerrede mehr zu.

"Du auch?" Grazil und anmutig wie diese honigsüße widerwärtige Person auch war, strich sich Emily die nachtschwarze Lockenpracht aus dem Gesicht und blickte ihr Gegenüber abschätzend an. Wie gerne würde Evangeline diesem Gesicht eine neue Farbe verleihen. Ein sattes Blau oder ein dunkles Rot würden ihrer Meinung nach wundervoll passen. "Ich dachte, die Auswahl würde sich an den Fähigkeiten der Teilnehmer orientieren und nicht an deren Familienstatus.", fügte sie ihrer Frage hinzu, worauf Evangeline bereit war, ihr Make-Over zu beginnen; doch bevor sie hätte die Hände zu Fäusten ballen können, unterbrach eine schneidende Stimme ihre Unterhaltung, oder viel eher den Monolog und das stumme Drohen, mit einer Aufforderung, doch nicht im Flur herumzustehen und die anderen Schattenjäger und Schattenwesen daran zu hindern, in den Saal zu gelangen.
"Das gleiche habe ich mich auch gefragt, als ich dein so wohlbekanntes Gesicht in der Menge sehen musste.", sagte Evangeline knapp und folgte den hereingehenden Schattenjägern, ließ sich bereitwillig von der Masse auf irgendeinen Platz drücken; nur wollte sie weg von Emily und am liebsten auch weg von der Verpflichtung, der sie gerade entgegensah. Nur war es schwierig, aus einem Raum voller erfahrener und/oder Energie strotzender Schattenjäger zu fliehen. Zudem noch die Masse an Schattenwesen dazukam, die Evangeline kaum vertrauenswürdig vorkamen. Natürlich wusste sie, dass Misstrauen nach der ersten Vereinigung nicht mehr angebracht war, doch waren ihr diese Wesen nicht im Geringsten geheuer. Und beim Gedanken daran, mit einem dieser Subjekte ein ganzes Jahr lang arbeiten zu müssen, wurde ihr gesamter Körper von einem Unwohlsein ergriffen, das ihre Fluchtgedanken doch nur bekräftigte. Nie im Leben hätte sie sich freiwillig gemeldet; und wäre ihre Mutter nicht eine solche unausstehliche und hartnäckige Person, hätte sie sich auch mehr gegen den Entschluss und die Auswahl des Rates gewehrt. Doch so war Evangeline klug genug, nachzugeben und dieses Jahr mit Stolz und einer Engelsgeduld zu durchstehen. Nur hoffte sie, keinem allzu schwierigen Wesen zugeteilt zu werden.

Und doch wie das Schicksal so spielte, war das Gegenteil der Fall. Denn wer, wenn nicht Samuel Cohen war es, den Evangeline als Partner bekam? Das einzige Schattenwesen, das beinahe einen Tumult bei seiner Ankunft auslöste? Schließlich hatte niemand mit seiner Ankunft gerechnet. Und Evangeline gehörte zu denen, die ihn nicht einmal vermisst hätten oder auch nur einen Gedanken an seine Abwesenheit verschwendet hätten. Doch da er schon einmal da war, konnte sie es sich nicht nehmen, einen Blick über seine Gestalt schweifen zu lassen. Beeindruckend war er ja, doch ebenso war er in seiner Beeindruckendheit abweisend und unnahbar, als wäre er genauso begeistert wie Evangeline hier zu sein. Und in dem selben Augenblick, als sie ihn sah, schickte sie ein halbherziges Gebet an irgendeinen Gott, nicht an diesen Hexenmeister zu geraten. Sie hoffte auf einen gewöhnlichen und umgänglichen Partner, auf jemanden, der nicht bereits Marie Antoinette in seinem Bett hatte. Sie gelobte, ebenfalls ein geduldiger und zuvorkommender Partner zu sein, würde sie doch nur Glück bei der Zuteilung haben. Und die Götter waren ihr ungnädig.
Denn als Clarissa Fray, natürlich wer sonst sollte die offizielle Vereinigung einleiten, die Namen vorlas, war es Cohen, der als erster genannt wurde. Und Evangeline, die seinem Namen folgte. Einen kurzen Moment lang, wusste sie nicht mehr, wie sie hieß und dachte, Hailey oder Betty wären doch in dieser Sekunde ein schöner Name, den sie allzu gerne hätte angenommen. In der nächsten Sekunde verfluchte sie sich. Und in der darauf, drehte sie ihren Kopf in Richtung Samuel, der ihr breit grinsend entgegen sah. Auch alle anderen Blicke, jedenfalls derer, die sie beim Namen kannten, waren entweder mitleidsvoll oder fassungslos, kaum jemand sah sie stolz und aufmunternd an. So musste auch sie ihre blauen Augen weit aufgerissen haben, ehe sie zurück nach vorne sah und augenscheinlich interessiert die anderen Namen aufschnappte, obwohl kein einziger in ihrem Gedächtnis blieb.
Wer zur Hölle hat diese Aufteilung gemacht?

Nun sollten sie sich kennen lernen. Die ersten Worte tauschen, ehe sie eine lange Verbindung eingingen. Ein Jahr lang. Ein unendliches Jahr lang in der Menschenwelt. Unter Mundis. Sie wusste nicht, welcher Faktor, Evangeline mehr störte. Die Menschenwelt? Oder die Menschenwelt mit einem Hexenmeister? Nicht nur mit einem Hexenmeister. Mit einem der einflussreichsten.
Sie stand auf und folgte einem Mitschüler in die Mitte des Raumes. Dabei verlor sie ihren Partner aus den Augen und suchte nach ihm, wenig begeistert und wenig ernst, sollten sie sich doch verlieren. Doch ehe sie hätte wirklich nach ihm suchen können, spürte sie schon eine Hand auf ihrer Schulter und fuhr mit den Reflexen einer Katze herum und nach vorne, sah jedoch nur die Brust eines Schattenwesen und musste den Kopf in den Nacken legen, um auch das zugehörige Gesicht mustern zu müssen.
"Suchst du mich?"
"Oh, vielleicht. Ich weiß nicht, könnte sein - höchstwahrscheinlich.", sagte sie, sein Lachen mit einem zuckersüßen Lächeln quittierend. "Wenn ich mich vorstellen dürfte: Evangeline Saint-Claire, Tochter der Armynel Saint-Claire, Mitglied des Inneren Rates. Freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen.", sagte sie in der Manier einer doch im Rang hochstehenden Person und dem unschuldigen Lächeln eines Engelsprosses.
Ich freue mich riesig ein ganzes Jahr lang mit Euch ertragen zu müssen.
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Samuel Cohen
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptyFr Apr 25, 2014 6:41 pm

„Großer Name für so eine kleine Schattenjägerin“, sinnierte Samuel sichtlich amüsiert. „Und auch noch Tochter einer des inneren Rates? In Idris geboren und aufgewachsen, vermute ich dann mal…“ Er ließ den Satz in dem sie umgebenden Gemurmel verhallen und zog eine Augenbraue hoch. Wenn er Pech hatte, war das was ihnen nun bevorstand, der allererste wirkliche Außeneinsatz von Evangeline. Was, nun, anstrengend werden würde. Für sie beide. Wenn Samuel nicht einer der fleischgewordenen Beweise dafür wäre, dass es so etwas wie einen gütigen Gott nicht gab, hätte er sich beinahe zu einem halbherzigen Gebet hinreißen lassen.

„Gut. Da du ja Connections nach ganz oben zu haben scheinst“, ein humorloses Lächeln umspielte seine Mundwinkel, „sind, denke ich, Absprachen über Abreise oder ähnliches vermutlich vollkommen überflüssig.“ Samuel selbst hatte soeben von Magnus erfahren, dass sie schon morgen aufbrechen würden, offenbar war ihnen auch schon eine ‚Mission‘ zugestellt worden. „Wir werden nach Oxford fahren. Genaue Informationen bekommen wir vermutlich vor Ort als Lektüre.“ Abwägend ließ er seinen Blick über sie wandern und dann über die umgebenden Menschen. „Eine Frage hätte ich aber noch - ungefähr zwanzig Meter schräg hinter dir steht eine Schwarzhaarige und starrt uns an als würde sie gleich einen Mord begehen. Gibt es irgendwelche potentiellen Blutsfeindschaften deinerseits auf die ich mich gefasst machen muss?“ Leichter Spott schwang in seiner Stimme mit, immerhin sah sie nicht gerade aus wie jemand, der voller Elan eine Blutfehde anfangen würde. Aber hey, sie wäre nicht die erste Tochter hohen Ranges, die ein Biest unter lebenslang antrainierter Manieren versteckten. Das würde sie zumindest etwas interessanter machen…

„Nun, da du die Hochwohlgeborene von uns beiden bist, kannst du mich doch auch sicher einweisen, wie das korrekte weitere Verhalten hier ist? Muss ich dich noch zum Essen ausführen ehe ich mit dir ein Jahr in der Menschenwelt verbringen darf - oder muss ich bei deiner Mutter nachfragen, wie lange du Abends draußen bleiben darfst?“ Das Ganze machte ihm immer mehr Spaß, und Magnus resigniertes Kopfschütteln drei Menschentrauben weiter ignorierte er geflissentlich. Wenn man ihn schon mit einer Junior-Schattenjägerin ein Jahr lang einpferchen würde, dann durfte er doch wenigstens auf die wenigen Arten, die legal waren, seinen Spaß mit ihr haben. Abwartend schob er die Hände in die Taschen seines Mantels, grinste sie ironisch an und legte seinen Kopf schief.
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptyFr Mai 30, 2014 3:46 pm

Gezielt ignorierte Evangeline seine Kommentare. Kleine Schattenjägerin?! Sie hatte auf einmal das große Bedürfnis, Samuel hier und jetzt das Gegenteil zu beweisen. Sie hatte nicht jahrelang trainiert und studiert, um nun hier vor ihrem ersten großen Auftrag auf ihre Größe und ihr Aussehen reduziert zu werden. Doch schien Samuel nicht auf einen Schlagabtausch aus, eher wirkte er desinteressiert; das Geplänkel mit Evangeline schien er ebenfalls nicht allzu ernst zu nehmen.

Sowieso sprach er weiter, ohne wirklich auf ihre Reaktion zu achten. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihren Unmut sacken zu lassen und ihren Kopf zu neigen. Ja, sie wusste über die frühe Abreise, über den Reiseort Bescheid. Ihre Mutter hat es sich nicht nehmen lassen, ihr all das bereits unter die Nase zu reiben. Nur ihren Partner .. hatte sie ihr verschwiegen.
Erst als Samuel auf Emily deutete, horchte Evangeline richtig auf. Sie vermied es sich umzudrehen, schließlich wusste sie, wen er meinen könnte. Wen sollte er wohl sonst meinen?
Evangeline zuckte mit den Schultern. "Emily Blackwhin, eine reizende Person, wirklich.", sagte sie mit den Augen rollend und verlagerte ihr Gewicht auf das linke Bein. "Ich wünsche mir für sie, dass sie nach Alaska geschickt wird. Ein bisschen frische Luft würde ihrem Temperament gut tun."

"Nun für das ungehobelte Volk gebe ich mit Vergnügen ein paar Tipps.", spielte sie mit und ließ ihren Blick über die Menge wandern. Ein sanftes Lächeln zierte ihr Gesicht, während sie sich wieder Samuel zuwand. "Du solltest dich meiner Mutter vorstellen, einen Schwur leisten, ihr kostbarstes Gut mit allem was du hast zu beschützen und dich dann unters Volk mischen, ein bisschen Gesellschaftsfähig sein.", schlug sie vor und blickte an ihm vorbei.
Schattenjäger und Schatten schienen sich von ihnen zu distanzieren, ihnen einen gebührenden Abstand zu ermöglichen, instinktiv als würde von ihnen eine respekteinflößende Aura ausgehen. Nun wohl ehre von Samuel allein. "Es wäre vielleicht nicht ganz schlecht, würdet Ihr euch ein bisschen mehr Mühe um Kontakte in diesem Raum geben.", sagte Evangeline dieses Mal mit Ernst in der Stimme, das schelmische Blitzen in den Augen war verschwunden.
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptySo Jun 01, 2014 2:59 pm

„Tatsächlich“, stellte der hochgewachsene Hexenmeister fest, die Augen verengend. „Und ich nehme an, nebenbei sollte ich mich auch noch als möglichst … begeistert von diesem Projekt zeigen? Du verlangst viel Schauspielkunst, kleine Schattenjägerin.“ Ein Lächeln aus purer Ironie verzog seine Mundwinkel nach oben, und er nickte leicht. „Gut. Da das dein erster Tag in dieser Situation ist, werde ich eine Ausnahme machen. Aber du kannst dir schon einmal Notizen machen: Wenn man etwas von mir will, sollte man es mir entweder ausrechend schmackhaft machen, oder aber eine ansprechende Gegenleistung zu bieten haben.“ Obgleich er sich sehr sicher war, dass der laszive Unterton in seiner Stimme ihr nicht entgangen war, zwinkerte er doch noch einmal spöttisch. Dann machte er einen eleganten Schritt neben sie und wie aus dem nichts erschien vor ihnen eine schlanke Elfe mit exotischen Gesichtszügen. Ihre silbrig schimmernden Augen waren nicht halb so beunruhigend wie die nadelspitzen Zähne, die sie entblößte, als sie Samuel zulächelte.

„Tinnueth“, grüßte Samuel die Elfe mit respektvollem Ton. Ein Kichern wie das Plätschern von flachem Wasser über Kieselsteinen entwich ihr, und sie nickte, während sie Evangeline langsam musterte. „Deine Partnerin?“ Jedes Wort, was aus ihrem Mund kam, klang wie eine Melodie, eine, in der man sich verlieren konnte, wenn man nicht gut acht gab. Samuel ertappte sich dabei, wie er einen besorgten Blick in Richtung Evangeline warf, und mit einem gemurmelten Wort die heranschleichenden Schleier um ihre Augen lichtete und einen temporären Schutzwall vor der natürlichen elfischen Magie um ihren Geist errichtete. Eine Tat, welche ihm eine amüsiert hochgezogene Augenbraue von Tinnueth einbrachte, welche er mit einem Schulterzucken quittierte. Er konnte ja nun nicht in den ersten fünf Minuten des Projekts mit offenen Augen seine Partnerin in einen Schlamassel rennen lassen. „Ja“, stimmte er dann ruhig zu, „das ist meine neue Partnerin.“ Tinnueth lachte noch einmal, jetzt herzlicher. „Nun“, das Wort und seine süße Melodie hingen einen Moment in der Luft, „wer hätte das erwartet, und gerade von dir. Aber wisse, vielerorts ist die Überraschung über deine Annäherung an den Rat durchaus gemischt mit Wohlwollen. Viele respektieren dich. Viele werden sich an dein Beispiel erinnern, wenn sie selbst vor der Wahl stehen. Du hast gut getan, junger Hexenmeister.“ Mit einem weiteren, hellen Lachen mischte sie sich wieder unter die Umstehenden.

Unauffällig steuerte Samuel sich und Evangeline in Richtung des Pulkes aus Mitgliedern des inneren Rates, dem eingeschlagenen Kurs nachhelfend in dem er leicht eine Hand auf Evangelines Rücken ruhen ließ, die Handfläche knapp unterhalb ihres Schulterblattes, die Kuppen seiner langen Finger gerade das andere berührend. Auf ihrem Weg grüßte er noch andere Schattenwesen, solche, die es wagten einige Worte ihn zu richten. Sie waren nur noch einige Schritte entfernt von den Ratsmitgliedern, da entfernte Samuel seine Hand von ihrem Rücken. Das hatte seinen Zweck getan - es hatte vor allen Anwesenden den Eindruck erweckt, dass er wirklich voll und ganz hinter dieser Sache stand, und noch dazu hatte es klar gestellt, dass die Botschaft weiter getragen werden würde, dass dieses junge Mädchen zumindest teilweise unter seinem Schutz stand. Denn entgegen allem was Magnus ihm versichert hatte, Samuel hatte das Gefühl dass ihm gewaltiger Ärger bevorstehen würde, wenn dem jungen Mädchen etwas geschah. Amüsiert blickte er auf seine kleine Begleiterin hinab. „Nun, kleine Lady, machst du dir immer noch sorgen um meine Beziehungen?“ Während er sprach, neigte er sich zu ihr, bis er ihr so leise ins Ohr murmeln konnte, dass keiner der Umstehenden es verstehen würde: „Aber das hier ist jetzt dein Einsatz. Du musst mich deiner Mutter vorstellen, wir werden immerhin ein Jahr in wilder Ehe leben.“ Als er sich aufrichtete, lachte er in sich hinein und der Spott glitzerte lebendig in seinen Augen.
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Evangeline Saint-Claire
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptySo Jul 13, 2014 10:49 pm

Gegenleistung erwartete er also. Welcher Art ließ er deutlich machen, obschon der Spott diese Deutung abschwächte und Evangeline in ihrer Annahme schwanken ließ. Aus dem hochgewachsenen Hexenmeister wurde sie nicht schlau. Noch nicht. Sie hoffte, sie würde irgendwann fähig sein, durch seinen Spott, seine Arroganz und seinen Sarkasmus durchblicken zu können. Ein Jahr wurde so viel länger, wenn man vier Wände mit einem Rätsel teilen musste. Und sie hasste Rätsel.

Ihre Gedanken und ihr Unwillen dem Hexenmeister zu folgen wurden durch das Auftauchen einer wild anmutenden Elfe unterbrochen. Sie, als junge Schattenjägerin, trainert allem standzuhalten, sich nicht überrumpeln zu lassen, tat natürlich einen erschrockenen Schritt zurück und biss sich sogleich missmutig auf die Innenseite der Wange. Seine Anwesenheit und seine deutlichen Blicke ließen sie zu einem unsicheren Erstsemester werden und als noch die Elfe ihre Worte beinahe an Evangeline richtete, konnte sie nicht umhin, als sich in die fremdartige Melodie fallen zu lassen, jedem Ton gebangt in sich aufzusaugen, bis .. ausgerechnet Samuel Cohen sie aus den Fängen der Elfe "rettete" und seiner Partnerin ihre klare Sicht schenkte.
Widerstrebend dankend blickte sie in das Gesicht des Hexenmeisters und nickte, um den letzten Funken Stolz zu bewahren, den sie noch hatte, als die Elfe nach ihrem hochtrabenden Monolog verschwand.

Dieser Funken Stolz löste sich in Luft auf, als er sie sanft durch die Massen schob. Nicht nur, dass sie sich viel zu klein in seiner Gegenwart fühlte, nein er musste sie wie ein Kind behandeln, das nicht fähig war alleine durch eine Menschenmasse zu gehen. Hin und wieder wurde er gegrüßt, aber auch Evangeline kam nicht umhin, die "Glückwünsche", die insgeheim doch Anteilnahmen an ihrem Schicksal waren, entgegenzunehmen. Hin und wieder ein nettes Lächeln auszutauschen, wie es Gang und Gebe war.
"Sorgen?" Sie schüttelte den Kopf. "Scheint passabel zu sein.", antwortete sie nur kläglich an ihrem Spott scheiternd - neben den seinen, wirkten ihre Antworten eher plump und ein missglückter Versuch sich zu wehren. Als er sich wieder aufrichtete, atmete sie auf.
Wilde Ehe. Diesen Aspekt verdrängend nahm sie die Rolle als Tochter der hohen Ränge ein und streckte sich noch einmal, zog die Schultern zurück und setzte das höflichste und schönste Lächeln auf, das sie hätte zaubern können. "Aber natürlich."

Mit sicherem Schritt, an diesem Tag eine Premiere, ging sie auf die Gruppe, bestehend aus ihrer Mutter, einem Werwolfspaar und drei weiteren Ratsmitgliedern, zu und ohne dass sie sich hätte räuspern müssen, drehten alle Anwesenden ihre Gesichter der Blonden zu.
"Ich wünsche einen schönen Abend.", richtete Evangeline sich zunächst an alle, bevor sie sich ihrer Mutter zudrehte und respektvoll ihren Kopf neigte. "Wenn ich die Ehre haben dürfte, Euch meinen Partner vorzustellen  .. ", begann sie und grinste in sich hinein. Ihre Mutter hasste den Ton, den ihre Tochter an solchen Veranstaltungen anschlug - niemand konnte besser den Spott und die Respektlosigkeit herauslesen, wie Armynel Saint-Claire. "Ich nehme an, Ihr habt bereits von ihm gehört, Mutter. Das ist mein Partner, Samuel Cohen."
Sie blickte Samuel an, fragend und mit großen Engelsaugen. Erwähnt er unsere wilde Ehe, fliegt sie in die Luft. Ohnehin konnte sie nicht verstehen, wie ihre Mutter es zulassen konnte, dass man diesen Mann auf Evangeline losgelassen hatte, wollte sie ihren kleinen Goldschatz doch das Leben für gewöhnlich angenehm machen. Sehr angenehm sah das nächste Jahr in ihren Augen nicht aus.
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptyMo Aug 18, 2014 11:24 pm

In dem Moment, in dem Evangeline ihre irgendwie triefend süß klingende Stimme erhob, um Samuel den präsenten Semiprominenten vorzustellen, schien es so, als wäre in dem schwarzhaarigen Hexenmeister ein Schalter umgelegt worden. Der Spott und Hochmut schwanden von seinem Gesicht und wichen einer perfekten Maske von freundlicher Höflichkeit. Ein charmant wirkendes Funkeln in den Augen und einen sympathischen Anflug von einem Lächeln um die Lippen neigte Samuel leicht den Kopf in Richtung der Anwesenden, ehe er sich noch etwas tiefer verneigte und in einer fließenden Bewegung die Hand von Armynel Saint-Claire ergriff und einen federleichten Kuss auf den Handrücken von Evangelines Mutter hauchte. "Sehr erfreut", stellte er dann fest, das Lächeln auf seinen Lippen mit professionellter Präzision aufblühen lassend. "Es ist mir eine ausgesprochene Ehre, mit ihrer bezaubernden Tochter arbeiten zu dürfen", beteuerte er dann mit vollkommen ehrlich wirkender Stimme. An dem beeindruckten und geschmeichelten Blick, den Armynel nicht von seinem Gesicht nehmen zu können schien, las Samuel ab, dass seine Scharade ein Erfolg gewesen war. Sein Wunsch, sich über Evangeline lustig zu machen hin oder her - es sich mit einer der mächtigsten Vertreterinnen des Rates verscherzen wollte er nun wirklich auch nicht. Nicht, wenn er für ein ganzes Jahr zu engster Zusammenarbeit gezwungen war. Für einige Minuten - eine gute halbe Stunde, wenn er ehrlich war - führte er noch belanglosen Smalltalk mit Evangelines Mutter und den Umstehenden; wie angetan er von der Idee des Pilotprojektes war, was für eine Ehre es für ihn war, auf Evangeline Acht geben zu dürfen (er merkte sehr wohl, wie dünn Blondies Lippen wurden, als er es genau so formulierte, obwohl es ihre Mutter eher zu beruhigen als zu verärgern schien schien)... Das, was von ihm erwartet wurde zu sagen. Innerlich wünschte er sich allerdings nichts mehr als eine Fluchtmöglichkeit. Etwas, was er sehr eindeutig mit Blondie gemeinsam hatte. Mit einem galanten Lächeln legte er also kurz vor dem nächsten Themenwechsel eine Hand auf Evangelines Schulter. "Wir verabschieden uns besser für heute Nacht - wir haben einen anstrengenden Tag vor uns, da wir schon morgen in den Einsatz gehen, und Evangeline sollte ausreichend Schlaf bekommen." Entschuldigend neigte er den Kopf zu Armynel und drehte sich dann mit Evangeline halb weg, um ihnen einen Anschein von Privatsphäre zu gewähren. "Gute Nacht und bis morgen", grinste er dann, nur um über die thelepatische Verbindung die er wegen der Hand auf ihrer Schulter herstellen konnte, hinzuzufügen Wehe du verschläfst, Prinzesschen - ich werde nicht warten. Mit einem Nicken verließ er die Gesellschaft, und steuerte den nächstliegenden Ausgang an. Jetzt stand Alkohol für die Nerven auf dem Programm. Oder die Vampirin, die er vorhin ausgemacht hatte. Als er sie unweit vor sich erspähte, offensichtlich auch schon von ihrem Partner verabschiedet, entschied er sich für beides.

Evangeline und ihre Mutter am nächsten Morgen wiederzusehen war deutlich weniger angenehm als es gewesen war, sich von der nachtaktiven Vampirin einen schönen Start in den Tag gewähren zu lassen. Aber man konnte ja bekanntlich nicht alles haben. Nun ja, man konnte schon, aber nicht immer. Die Sonne ging gerade auf und tauchte den Hinterhof in dem sie sich verabredet hatten, in ein warmes orangenes Licht. Der Abschied von Mutter und Tochter war überraschend wenig tränenreich, Samuel hielt allerdings trotzdem einen respektvollen Abstand, sodass er nicht hörte was gesagt wurde. Den Dank, dass er versichert hatte, auf Evangeline Acht zu geben, winkte er lächelnd ab. "Sie ist jetzt meine Partnerin, das ist eine Selbstverständlichkeit", nur mit Mühe verkniff er sich ein Lachen in dem Wissen, wie sehr Evangeline in diesem Moment nach einem schnippischen Kommentar zumute sein musste. Genauso professionell höflich wie er sich vor nicht einmal einem Tag vorgestellt hatte verabschiedete er sich jetzt von Armynel. Mit einem leisen Murmeln und einer geschmeidigen Bewegung seiner langen Finger erschuf er ein Portal aus dem Nichts, bevor er sich, ganz in der Rolle des wohlerzogenen Gentlemans, Evangelines Tasche von ihrer Schulter nahm und über seine eigene hängte. "Da du, nehme ich an, noch nie in England gewesen bist schlage ich vor, dass ich den Weg angebe. Wir wollen immerhin nicht, dass du verloren gehst auf dem Weg." Mit einer selbstbewussten Ruhe nahm er ihre schmale, vom jahrelangen Waffentraining leicht raue Hand in seine, nickte dem Abschiedskomitee zu und trat, Evangeline mit sich ziehend, durch das Portal, ehe sie ihrem Unwillen verbalen Ausdruck verleihen konnte.

Samuel hatte jahrelange Erfahrung darin, mithilfe eines Portals zu reisen, weshalb er den magenverdrehenden Sog kaum wirklich wahrnahm, bis sie das Portal nur Sekunden später in einem weitläufigen, ungenutzt aussehenden Loft wieder ausspuckte. Evangelines Tasche jetzt, wo er keinen guten Eindruck mehr machen musste, auf dem dunklen Holzboden absetzend, blickte Samuel sich zufrieden um. "Sie hat nicht zu viel versprochen - damit kann man arbeiten." Evangelines verständnisloses Gesicht ob der -noch- leeren, zentral gelegenen Dachgeschosswohnung in einem der wenigen zum Wohnen gedachten Gebäude im Herzen der Universitätsstadt Oxford sah er gar nicht. Vielleicht hätte er sie informieren sollen, dass sie nicht im Institut leben würden. Dann wiederum - sie hatte doch nicht wirklich erwartet, dass er, ein Schattenwesen für ein ganzes Jahr mit Schattenjägern zusammenleben würde? Integration war eine gute Sache, aber in Maßen. Außerdem, selbst sie würde die Vorteile einer so zentral gelegenen Wohnung erkennen. Oder?
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptyDi Okt 28, 2014 9:29 pm

Evangeline war beeindruckt. Sehr sogar. Wo sie ihm doch mit Vergnügen eine Engelsklinge durch die Hexerhaut hätte rammen können, war sie selbst ganz angetan, von dem höfflichen und galanten Mann, der nun an der Stelle Samuels zu stehen schien. Er brachte die Gesellschaft zum Lachen, die Damen zum erröten und die Werwölfe ließen ihr grimmiges Gesicht abfallen. Sie alle waren in seinem Bann und fielen auf die Scharade herein. Welch Wandlung. Und das ohne Magie. Sie konnte noch viel von ihm lernen, schloss sie und würde das um keiner Kraft der Welt zugeben. Selbst ihre Mutter, die Königin des Sarkasmus und stichelnden Bemerkungen, schien nichts anderes zu sehen, als den anständigen und überaus mächtigen Hexer, der seine schützenden Flügel über ihre blutjunge Tochter breiten würde. Nicht dass Evangeline jemals gedacht hatte, Armynel würde die Entscheidung dieser Zusammenkunft bereuen, aber sie hatte doch immerhin gehofft, ihre Mutter würde so etwas wie Sorge empfinden, wenn sie diesen Mann neben ihren "kleinen" und hinzu noch einzigen Tochter sah. Doch nichts als Entzücken spiegelte sich in den Augen des Ratmitglieds und so zog sie gedanklich den Hut vor dem Hexer.
Doch so beeindruckend die Vorstellung war, begann Evangeline sich zu langweilen. Sie wollte gehen und das schnell und am besten diese ganze Sache für ein paar Stunden verdrängen. Als hätten sie den gleichen Gedanken gehabt, brach die Konversation in sich zusammen und das nur mit einer einzigen Bewegung - Samuels Hand auf Evangelines Schulter schien etwas Endgültiges zu haben.
Er verabschiedete sich und schien bereits jetzt wie ein Vormund die Sorge raushängen lassen. Also das kann er sich sparen, dachte sie und bevor sie dem etwas in ihrem Kopf hinzufügen konnte, ertönte nicht ihre zarte und von Honig triefende, sondern eine dunklere Stimme in ihrem Kopf und sie ließ sich diese Überraschung nichts anmerken. Er hatte sich mit ihr weggedreht und das Grinsen erwiderte sie wie einstudiert - Ertrinkt nicht im Wein, Ihr werdet sonst schwer zu finden zu sein. "Gute Nacht, ich freue mich schon."
Als er verschwand, drehte sie sich der Gruppe wieder zu und ließ ein entschuldigendes Lächeln auf ihren zarten Lippen erscheinen. Sie streckte sich und hielt sich die Hand vor den Mund, als wolle sie gähnen. "Ich sollte vielleicht wirklich schlafen, all diese Aufregung macht mich müde. Euch noch einen wundervollen Abend und ein gutes Gelingen.", verabschiedete sie sich und als ihre Mutter bestätigend nickte, ging auch sie.

Am Morgen warf Evangeline über Kaffeetasse und Toastbrot immer wieder vorwurfsvolle Blicke in Richtung ihrer Mutter. Einer gewöhnlichen Mutter wäre das Herz vor Schuldbewusstsein geschmolzen oder wenigstens eine Entschuldigung über die Lippen geschlichen, doch Armynel blätterte unnachgiebig in ihrem Notizbuch. Es sollte schließlich alles so ablaufen, wie sie es vorgehabt und niedergeschrieben hatte. "Du hast noch sieben Minute, mein Engel. Iss und wir brechen auf.", sagte sie ohne von der Seite aufzublicken und richtete ihre Brille.
Ihren Unmut unterdrückend, vergrabend und verschließend, da sie sonst wie eine dunkle Wolke über die Szene donnern würde, ging Evangeline neben ihrer Mutter her und hielt die Schultern wie immer gestrafft, den Schritt wie immer elegant forsch und den Blick auf ihr Ziel: Samuel Cohen, ihr neuer Partner, stand auffällig mit wenig Gepäck, nämlich keinem, in dem Hinterhof und begrüßte Mutter und Tochter auf die gleiche höfliche Weise, bevor er sich ein Stückchen entfernte. Er denkt wohl, wir fallen uns in die Arme.
"Ich zähle auf dich. Viel Verantwortung liegt auf deinen Schultern und ich bin mir sicher und verlange von dir, dass du sie mit Bravur meisterst. All dein Training hat dich auf diesen und kommende Momente vorbereitet. Ich vertraue dir und ich werde dich mit all meinem Herz vermissen, Eva."
Evangelines glasklare Augen wurden groß. Eva. So hatte ihre Mutter sie lange nicht mehr genannt. "Ich dich auch, Mum.", konnte sie daher nur hervorbringen, ehe ihre Mutter das blonde Kampfwunder in Samuels Richtung schob.
Evangeline schulterte ihre Tasche noch einmal nach, ehe sie sich mit einem Luftkuss von ihrer Mutter verabschiedete und dann, mit entschlossenem und harten Blick, Samuel zunickte, worauf er mit Leichtigkeit ein Portal erschienen ließ und zuerst Tasche und dann ihre Hand an sich nahm.
"Nun dann.", sagte sie, ehe sie hinter ihm durch das Portal trat.

Ihr war schlecht. Zum Brechen schlecht. Als sie spürte, dass ihre Hand nicht mehr gehalten wurde und fester Boden unter ihren Füßen war, öffnete sie die Augen und hielt sich den Magen.
"Gott sei Dank, ich bin nicht gestorben.", sagte sie beinahe sarkastisch jubelnd und wartete, bis sich ihr Magen, samt Toast und Kaffee, wieder beruhigt hatten.
Sie richtete sich auf und sah sich um. Sie hatte die Eingangshalle eines alterwürdigen Instituts erwartet. Mit Kronleuchtern, Läufern und vor allem anderen Schattenjägern.
"Moment. Wo sind wir?" Sie legte die Stirn in Falte, bevor es ihr dämmerte. "Nein.", sagte sie stockend. "Wirklich? Eine WG zu zweit?!" Sie nahm die Tasche wieder an sich und blickte Samuel mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Unmut an. Das Süßholzgeraspel, der triefende Honig von ihrer Zunge waren harten Worten, zwar immer noch mit einer zum Verlieben süßen Stimme gesprochen, gewichen.
"Ihr wollt wirklich ein ganzes Jahr - oder wie lange wir diesen Wahnsinn überstehen -, zusammen in einem Loft, alleine, ohne andere Wesen, die uns vor Dummheiten betreffend Streits über das Bad bewahren könnten, durchstehen?" Zudem war sie von dem Loft selbst nicht allzu angetan. Es war bewohnbar, ganz schön sogar, aber leer und sie konnte sich wirklich nicht vorstellen, mit einem Hexer Möbel in ikea shoppen zu gehen.
Wessen Idee war das?  
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptyMi Nov 12, 2014 1:56 am

„Noch nicht“, spezifizierte der hochgewachsene Magier spöttisch, als Evangeline ihr Überleben verkündete. „Und da mir etwas an meinem Kopf liegt, wird das hoffentlich auch so bleiben.“ Einen Moment musterte er den blonden Winzling kritisch, da sie doch etwas grün um die Nase wirkte, aber Schattenjäger wurden ja bestimmt auch darauf trainiert, ihr Essen bei sich zu behalten. Wer so viel Schwarz trug war bestimmt darauf bedacht, dieses Image von Coolness nicht zu verlieren, indem er sich übergeben musste wenn er mit verschiedensten humanoiden oder dämonischen Körperteilen konfrontiert wurde. Mit einem Schulterzucken ließ er den grauen Mantel, der eben noch bis zu seinen Knöcheln gehangen hatte, verschwinden. Darunter trug er einen schiefergrauen Waistcoat über einem taubenblauen Hemd, das bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt war und statt am Kragen von einem Schlips begleitet zu werden, standen die ganzen ersten vier oder fünf Knöpfe offen. Seine Hose war in nur einer Nuance dunklerem Grau gehalten und seine Schuhe fielen primär dadurch auf, dass das Wildleder genau den gleichen Blauton hatte wie sein Hemd.

„Hm?“ Sein amüsiertes Grinsen verriet ihn, als er mit deiner unterbewussten Bewegung seine Haare aus den Augen kämmte. „Ja, ziemlich wirklich. Erstens, von längeren Aufenthalten auf geweihtem Boden bekomme ich Kopfschmerzen. Zweitens, es reicht wenn ich täglich einen von eurer Sippschaft um mich habe. Abkommen hin oder her, selbst ein Naivchen wie du sollte mitbekommen haben dass ein gewisser Rassismus sich nun doch eher schwer ablegen lässt. Das brauche ich nicht ein ganzes Jahr. Drittens, wir befinden uns hier zentral gelegen auf dem Unigelände, was gar nicht so unpraktisch ist.“ Samuel beugte sich etwas runter, als er auf Evangeline zutrat und ihr eine Hand entgegenstreckte, an der er zwei Finger hochhielt. „Viertens, es gibt zwei Badezimmer, um eventuelle Inkommoditäten brauchen Mylady sich also gar nicht zu sorgen.“ Zufrieden richtete er sich wieder auf. „Was die Inneneinrichtung angeht - ich bin zwar durchaus versucht, dich auf dem Boden schlafen zu lassen. Aber man ist ja nicht umsonst beinahe omnipotent.“ Samuel schloss einen Moment die Augen. Geistig erfasste er in diesem Moment das (noch) leere Loft und erstellte in beängstigender Geschwindigkeit einen Plan zu der Inneneinrichtung. Eine Weile hatte er sich mit exakt dieser Sorte Tätigkeit die Zeit vertrieben - und war dementsprechend geübt darin, und wusste auch, von wo er die Möbel ‚leihen‘ konnte. Nicht einmal eine Minute später öffnete er also wieder seine Augen und klatschte einmal in die Hände. Binnen eines Wimpernschlages war das Loft gefüllt mit einer sorgfältig ästhetisch abgestimmten Auswahl an Möbeln.

[Die Bilder / Grundriss / etc hast du ja c: Weiter im Text!]

„Schön“, komplimentierte Samuel sich selbst, im Zuge einer kleinen Pirouette um sein Werk zu begutachten. „Sollte sich ein Jahr mit einer Teenagerin aushalten lassen.“ Beiläufig wies er auf eine angelehnte Tür. „Da drin ist dein Zimmer. Bei Sonderwünschen kannst du gerne einen Antrag einreichen oder selber einkaufen gehen. Shakira in übermäßiger Lautstärke nach elf Uhr abends wird nicht toleriert.“ Nachdenklich sah er sich um. „Der Kühlschrank ist voll, ich habe allerdings natürlich keine Ahnung was Mademoiselle so mundet - bedien’ dich einfach. Oh, und ehe ich es vergesse, die Ebene da oben“, er wies auf die schlichte Holzleiter, „gehört ganz dir. Ich habe gehört Heranwachsende brauchen Rückzugsorte. Ich komm’ da auch nicht hoch oder guck mir an, was du da machst, keine Sorge. Will ich vermutlich gar nicht wissen.“ Abschließend nickte er gedankenverloren, und blickte auf ihre Tasche. „Ich nehme mal an, du willst dich jetzt erst mal umsehen, beziehungsweise in dein Zimmer einrichten. Das passt, da ich mich umziehen muss. Mein Hemd passt leider nicht zu den roten Akzenten meiner famosen Inneneinrichtung. Wenn Mademoiselle gestatten?“

Knapp zwanzig Minuten später saß der Hexenmeister mit einer dicken Akte bezüglich ihres gemeinsamen Auftrages und einem Kaffe auf einem der Sofas, in Richtung der fest geschlossenen Tür von Evangelines blickend. Er war jetzt schlichter gekleidet, auf eine Art und Weise, die Magnus nun schon so oft als „beklagenswert öde“ bezeichnet hatte. Sein schlanker, aber muskulöser Oberkörper wurde akzentuiert von einem weißen T-Shirt mit V-Ausschnitt, und daran schloss sich eine schlichte schwarze, gut sitzende Designer-Jogginghose an. Zudem war der Hexenmeister barfuß. Einen Fuß hatte er auf das Sofa gezogen, den Fußballen innen gegen den Oberschenkel des anderen Beines gedrückt, sodass er seinen Kaffee auf dem somit exponierten Kniegelenkt balancieren konnte, ehe sein Arm Müde wurde, und gleichzeitig mit der freien Hand in der Akte auf seinem Schoß blättern konnte. „Wenn du da drin fertig bist, würde ich deine Gegenwart hier sehr zu schätzen wissen, da ich hier die Missionsdetails liegen habe, die dich bestimmt auch interessieren. Und noch dazu deine neue Identität für die Undercover-Nummer. Es sei denn, du willst erst noch ein bisschen weinen.“ Gelassen nahm er noch einen Schluck von seinem Kaffee, wohl ahnend, dass der letzte Kommentar sie aus ihrem neuen Zimmer locken würde.
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Evangeline Saint-Claire
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptyDo Nov 13, 2014 8:45 pm

Sie gab sich alle Mühe, mit ihrer Tasche nicht einfach aus der Tür zu spazieren. Schließlich hatte sie sich gestern noch mit dem Gedanken getröstet, mit anderen Schattenjägern in einem Institut wohnen zu können, womöglich neue Freunde zu finden und eben nicht rund um die Uhr das Gesicht des Hexenmeisters sehen zu müssen. Vor allem nicht die ganze Zeit mit ihm alleine sein zu müssen. Und sie war sich sicher, dass das so auch gar nicht vorgesehen war. Mit einem Blick auf sein Entkleiden der angeberischen Art konnte sie sich jedoch vorstellen, wie er auf diese Extrawurst beharrt hatte. Und wie man sie ihm brummend und unbegeistert serviert hatte. Bestimmt mit Bedingungen aus Seiten des Rates, die jedoch nach Evangelines Einschätzen nicht eingehalten werden würden.
Und auch seine Erklärung, inklusive affektiertes Grinsen, das ihm Evangeline liebend gerne aus dem Gesicht gestrichen hätte, konnten die junge Schattenjägerin nicht fröhlicher stimmen. Wie weit entfernt sie wohl von dem Institut waren, wenn sie schon im Herzen der Uniumgebung zu sein schienen? Wie weit der nächste Schattenjäger wohl war ... Ehe sie sich ihren melancholischen Gedanken hingeben konnte, kam ihr Samuel noch näher und beugte sich zu ihr herunter, obwohl sie für ein Mädchen ziemlich groß war, und streckte ihr die Finger ins Gesicht. Sie drehte sich weg und zuckte mit den Schultern, als er ihr eröffnete, dass sie sich kein Bad mit ihm teilen müsse.
"Wäre ja noch besser.", sagte sie unerfreut und ging durch das leere Zimmer, als Samuel hinter ihr verstummte und lange Zeit nichts sagte. Sie wollte nicht nachsehen, was er tat und so ging sie bloß durch die Wohnung und stand sich plötzlich einem Sofa gegenüber, das vorher nicht dagewesen war. Einen Schritt zurückspringend und in der Bewegung eine Drehung vollführend, blickte sie Samuel an und legte den Kopf schief, als er wie eine Ballerina sein Werk betrachtete.
"Wunderbar habt Ihr das gehext.", sagte sie und bemühte sich gar nicht ihre schlechte Laune zu verstecken. Aber sie musste zugeben, dass er an alles gedacht hat. Und auch wirklich einen guten Geschmack hatte. Wenn sie darüber nachdachte, wie der andere Hexenmeister, hinter seinem Rücken und in den Reihen der jungen Schattenjäger "Dumblegay" genannt, seine Ewigkeit in Glitzer und Glamour verbrachte, fand sie diese Art von Schöner Wohnen ganz ansprechend. Was sie natürlich niemals sagen würde.

"Mehr als gestattet.", sagte sie also und schulterte ihre Tasche, bevor sie in ihr Zimmer ging. Sie befürchtete wirklich eine einsame Matratze auf dem Boden, aber sogar hier war alles wie aus dem Ei gepellt. Gemütlich, hell, freundlich. Sie drehte sich um und sah den Schlüssel im Schloss hängen. Perfekt. So könnte es sich vielleicht ja doch leben. Die Ebene in der Wohnung würde sie sich noch ansehen, später  ..
Ihre schwarze Kleidung in dem Schrank packend und die wenigen Farbakzente in eine separate Kommode legend, überlegte sie sich, wie das alles weiterlaufen würde und als sie sie sich doch entschloss eine Pause auf dem überragend weichen Bett zu machen, nachdem sie sich etwas bequemeres angezogen hatte (ohne Leder, dieses Mal), merkte sie erst, dass sie eingeschlafen war, als sie gerufen wurde und aus ihrem Dämmerschlaf schreckte. Schnell band sie ihre blonde Haarpracht zu einem Knoten hoch auf dem Kopf zusammen und schlürfte mit weichen rosa Puschelsocken aus dem Zimmer. Genau vor ihr sah sie den Hexenmeister in überraschend lockerer Kleidung auf einem Sofa sitzen. Evangeline trug, außer den peinlich süßen Socken, eine graue Leggins und einen schwarzen Pulli, der ihr bis über den Po reichte und den "Ich-bin-müde-und-will-nur-im-Bett-Serien-schauen-also-sprich-mich-nicht-an"-Look hervorlockte.
Sie wollte gerade zu einem natürlich zerschmetternden Konter ansetzte, als sie die Kaffee in seiner Hand sah und roch. "Haben wir eine Kaffeemaschine?", fragte sie also stattdessen und versuchte sich ihren Eifer, der sie in die Küche lenkte, nicht anmerken zu lassen.

Auf einem Sessel lümmelnd, die Tasse mit beiden Händen haltend, blickte sie auf den Ordner vor Samuel. "Dann schießt mal los.", sagte sie und fragte sich, welche Identität man ihr gegeben hatte. Aber vor allem, wer Samuel in dieser Mission war. Von der sie übrigens auch noch nichts gehört hatte, aber sie war sich sicher, als Anfänger und Partner eines des Projekts skeptisch gegenüberstehenden Hexenmeisters, keine solch große Aufgabe zugewiesen bekommen zu haben.
"Ich bin mir sicher, wir werden eine Menge Spaß damit haben.", sagte sie dann und erstickte ihre sarkastische Freude im süßen Kaffee. "Aber bitte sagt mir, dass ich nicht Eure kleine Schwester bin.", murmelte sie und hielt die Tasse auf Höhe ihrer zu einem Schneidersitz verknoteten Beine. Oder schlimmer. Oh nein, das "schlimmer" wollte sie sich gar nicht vorstellen. Da klang kleine Schwester gar nicht so schlimm.
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptyDi Nov 18, 2014 2:20 pm

Samuel hob den Blick seiner nachtschwarzen Augen langsam von dem eng beschriebenen Papier, als Evangeline aus ihrem Zimmer getrottet kam - nur um sich prompt ein Lachen verkneifen zu müssen. Schnell hob er den Kaffeebecher an seine Lippen, um das nicht ganz verhinderte Grinsen zu verstecken, und wies in Richtung der Küchenzeile. Nicht nur dass die ach so abgebrühte Nachwuchs-Schattenjägerin pinke, flauschige Socken zur Schau trug, auch wurde ihre Wange geziert von einem recht vielsagenden Kissenabdruck. Erst als Evangeline sich in Richtung der Küche aufmachte, bemerkte Samuel, dass er diesmal ohne bissigen Kommentar davongekommen war… verwunderlich eigentlich. Während Evangeline auf ihren offenbar dringend nötigen Kaffee wartete, musterte Samuel gedankenverloren das Foto der klein geratenen Blondine. Sie blickte geradeaus in die Kamera, eine gewisse Spannung in der Art und Weise wie sie ihre Zähne zusammenbiss, eine Abwehrhaltung, die ihm auch schon am lebenden Gegenstück aufgefallen war. Etwas, was sie nicht einen Moment abzulegen schien. Was für ein Potential sie allerdings hätte, wenn sie sich mal an einem Lächeln versuchen würde… und diese kratzbürstige Persönlichkeit ablegen würde. Aber da Schattenjäger ja ganz besonders stolz auf ihr ruppiges Selbst zu sein schienen, sah Samuel da eher weniger Hoffnung. Nun ja. Sie waren hier in einer Universitätsstadt. Alles was er nicht unterrichtete durfte er flachlegen. Er hatte schon schlechtere Jahre verbracht in seinem langen Leben.

„Haben ihre Majestät sich dann auch mal aus dem Bett bequemt“, grinste er spöttisch, als seine neue Mitbewohnerin - Partnerin, ermahnte er sich in einem Versuch, sich an den Gedanken zu gewöhnen - schlurfend und mit beiden Händen fest um ihren Kaffee geschlossen zur Loftmitte zurückkam und sich auf dem gegenüberliegenden Sofa niederließ. „Oh, natürlich werden wir Spaß haben. Wer weiß, vielleicht findest du sogar Freundinnen, mit denen du dir gegenseitig die Nägel lackieren kannst - wenn sie gut aussehen, sind sie auch herzlich eingeladen, hier zu übernachten.“ Samuel grinste diebisch, dann zückte er die Akte und warf Evangeline ihr Porträtfoto zu - erst jetzt bemerkend, dass das Foto deutlich älter war, und ihre Haare noch um einiges kürzer in dem Bild. Also hatten sogar verbissene Kampfweib- ähm, Kinder, ein jüngeres Selbst. Beinahe niedlich. Ihre zum Ausdruck gebrachte Besorgnis angesichts ihrer beider Identitäten quittierte er mit einem Schulterzucken. „Ich denke uns in eine Ehe - und sei es der Tarnung willen - zu stecken, ist deinem Herzchen von Mutter zu riskant… immerhin wollen wir ja nicht, dass du dich am Ende noch in mich, wie sagt man bei euch kleinen Mundies noch, ‚verknallst‘. Was durchaus ein realistisches Szenario ist in Anbetracht der Tatsache, dass bei mir schon ganz andere schwach geworden sind.“ Das Beängstigendste an diesem Satz war vermutlich die Tatsache, dass Samuel es nicht wie jeder andere es getan hätte, in einem hochtrabenden Tonfall verlauten lies, sondern ruhig und sachlich. „Wie dem auch sei“, er nahm den letzten Zug von seinem Kaffee und stellte den Becher vor sich ab, „hier was ich der Akte entnehmen kann.“

„Du wirst ab morgen auf den Namen Eva Pierce reagieren, als hättest du es schon dein ganzes Leben lang getan. Nur um dir einen Schreck einzujagen: Ich bin übrigens Sam Pierce. Nein, du brauchst gar nicht so schockiert zu gucken, ich bin dein Cousin. Das macht in zwei Hinsichten Sinn: Die erste, ich bin ganz offensichtlich deutlich älter und reifer als du. Die zweite, wir wohnen zusammen auf dem Campus. Ich als Dozent für Geschichte - was definitiv amüsant wird, da ich bei den meisten als wichtig erachteten geschichtlichen Ereignissen vor Ort war - und du als profane Studentin. Russische Literatur, steht hier… du sprichst Russisch?“ Samuel warf einen überraschten Blick in Richtung der Blonden, zuckte dann aber nur die Schultern und vertiefte sich wieder in seiner Lektüre. „Also, Russische Literatur als Hauptfach. Weißt du überhaupt wer Dostojewski war? Wehe das endet darin, dass ich dir Nachhilfe geben muss. Und solltest du in meinem Geschichtskurs enden, würde ich dir freundlich raten, nicht durchzufallen.“ Nachdenklich fuhr er noch einmal mit dem Zeigefinger die Buchstaben nach. „Ja, das sollte zu unseren Identitäten vorerst alles sein, was für dich wichtig ist. Ein neues Geburtsdatum und Alter brauchte nur ich… Ah, richtig, was wir hier eigentlich tun.“ Samuel zückte ein weiteres Foto, und ließ es mit einem theatralischen Pusten in die Luft aufsteigen, sodass es schwebend vor Evangeline zum Stehen kam. Auf dem Foto abgebildet war ein junges, blondes Mädchen - in einem verdächtig rostroten Pentagramm liegend, ihr ganzer Körper von klaffenden, systematisch wirkenden Schnitten übersät. Gekleidet war sie in ein ehemals weißes Kleid, was nun allerdings Blutspuren trug. Irritierenderweise die einzigen, und dafür sehr sporadischen, Blutspuren des Tatortes. „Das hier wurde aufgenommen im neu ausgehobenen Keller einer Kirche. Der zuständige Pastor ist leider noch nicht zur Weihung des ‚neuen’ Bodens gekommen - ein gefundenes Fressen für den, wie ich vermute, finalen Teil eines Rituals.“ Mit einem Fingerschnippen Samuels reihten sich zwei andere Bilder ein. Alle hatten gemeinsam, dass brutal ermordete junge, blonde Mädchen in einem Pentagramm zu sehen waren. „Ein gewiefter Beobachter wie du“, fuhr Samuel in einem belehrenden Tonfall fort, „wird sicher schon erspäht haben, dass jedem dieser Mädchen etwas fehlt.“ Er ließ das erste Bild etwas näher auf Evangeline zuschweben. „Die erste, das aktuellste Opfer, ist komplett ausgeblutet worden, deswegen auch so bleich.“ Zweites Fotos, ein Mädchen dessen auffälligste Verunstaltung das Fehlen ihrer Augen war. „Ihr wurden sämtliche Organe entnommen, danach wurde sie wieder, na ja, zugenäht und mit Kies aufgefüllt.“ An dieser Stelle verzog sogar Samuel das Gesicht. Drittes Bild, ein Mädchen was bisher am unberührtesten aussah, allerdings irgendwie - seltsam? „Sie froh, dass ich dir die Aufnahme ihrer Rückseite erspare. Ihr sind systematisch alle Knochen entnommen und mit einem provisorischen Konstrukt aus Stahlstreben ersetzt worden.“ Samuel sah mit gerunzelter Stirn in die Mappe. „Es gibt ein viertes Foto, was ich dir allerdings ebenfalls ersparen werde - dem armen Ding wurde die Haut abgezogen.“ Mit einer Bewegung seiner schlanken Finger glitten die Bilder zurück in die Mappe, und er seufzte schwer.

„Der Rat ist - nun ja, ratlos. Was sogar in diesem morbiden Zusammenhang nicht eines gewissen Witzes entbehrt.“ Samuel grinste. „Ritualmorde sind nichts neues, auch nicht welche mit einer so hohen dämonischen Aktivität. Das Problem ist: Die dämonische Energie zentriert sich auf die Orte des Geschehens. Auch meine werten Kollegen - unter anderem Magnus, dessen Instinkt nicht zu unterschätzen ist - können weder ermitteln, woher der Dämon gekommen noch wohin er gegangen ist… oder was er ist.“ Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn. „Das wäre alles schon beunruhigend genug, aber diese Rituale… das sind keine Beschwörungen, was erklären würde, warum der Dämon die Mordstätten anscheinend nicht verlässt. In diesen Ritualen wird keine Verbindung zu anderen Dimensionen hergestellt. Das alles sind… Stärkungsrituale.“ Der Hexenmeister legte die Mappe neben sich. „Alles was ICH bisher weiß, ist, dass jemand hier etwas gebaut hat. Und er hat es vollendet. Vermutlich etwas humanoid Aussehendes. Da allerdings jede einzelne Tote von dieser Universität stammt und daher mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Mörder, ist jetzt unsere Aufgabe, ihn zu suchen.“ Samuel richtete sich auf, setzte beide seine Füße auf den Boden, und musterte seine Partnerin - zum allerersten Mal, seit sie sich getroffen hatten, vollkommen ohne Spott. „Ich bitte dich in diesem Falle tatsächlich um absolute Kooperation, solltest du etwas herausfinden, teilst du es mir unverzügliche mit. Wenn du in diesem Fall auf die glorreiche Idee kommen solltest, du könntest dem Tipp oder deinem Verdacht alleine nachgehen bin ich mir recht sicher, dich nicht mehr alleine zusammenflicken zu können, okay?“ Der Hexenmeister grinste schief. „Da kannst du auch noch so viel Erfahrung haben… die du, vermute ich einfach mal, hast. Sonst wäre es großkotziger Wahnsinn seitens deiner Mutter, dich auf so eine Mission zu schicken.“
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptySa Dez 06, 2014 1:46 am

Sie hatte die Beine über die rechte Sessellehne geschwungen, den Rücken an der anderen gestützt und die Kaffeetasse hielt sie locker in beiden Händen, die bis zu den Handflächen im warmen Stoff des Pullis bedeckt waren. "Natürlich würde ich sie nicht mit nach Hause nehmen." Nach Hause fühlte sich in diesem Zusammenhang gänzlich falsch, wie ein Fehler auf der Zunge an. "Ich möchte sie als Freundinnen schließlich gerne behalten, und nicht als deine Konkubinen sehen." Falls sie welche fand. Menschen konnten anstrengend sein, ignorant, hatte sie gehört und sie hatte mit aller Macht versucht, die Gerüchte aus ihren Gedanken wegzusperren. Evangeline wollte nicht einsam sein. Alles war erträglicher, nur isoliert .. Sie starrte in den Kaffee, der sich vom Rühren des Löffels noch immer drehte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Samuel etwas warf und instinktiv streckte sie ihre Hand aus und umfasste das Foto von ihr vor einem Jahr.
Nein, einer Scheinehe hätte ihre Mutter nicht eingewilligt. Da musste sie ihm zustimmen. Aber seiner weiteren Ausführung stimmte sie in keiner Weise zu. "Träumt weiter. Ein Ahiab Dämon hätte bessere Chancen.", sagte sie also, obwohl der neutrale, feststellende Ton ihres Gegenübers die Schattenjägerin in einer beunruhigenden Weise schon etwas stutzig machte.
Zur ihrer Erleichterung lenkte er die Aufmerksamkeit wieder auf die Akte.

"Eva Pierce.", prägte sie sich ein und nickte. Würde nicht allzu schwer werden, obwohl Pierce doch eine ganz andere Richtung einschlug, als ihr tatsächlicher Nachname. Sie fragte sich, warum sie ausgerechnet eine Amerikanerin sein musste. Von allen menschlichen Nationalitäten schienen Amerikaner die ignorantesten und unbeliebtesten zu sein.
Und natürlich sah sie schockiert aus. Also doch verwandt, eine Familie. Ein grausiger Gedanke, dass man sie womöglich für die Schwester des Dozenten halten würde, kam auf. Sie konnte sich die Fragen vorstellen, wenn den Menschen in den Sinn kommen würde, dass sich Eva und Sam (kurz und prägnant) nicht nur die selbe Wohnung, sondern auch den selben Nachnamen teilten. "Aber ihr seid doch nicht  ..?" oder "Ihr habt doch nicht?"  oder auch "Mit dem eigenen Bruder wohnen? Oh, gar nicht Geschwister, das  .." Sie hoffte bloß, Menschen konnten Eins und Eins nicht schnell genug zusammenzählen.
Als er auf ihr Fach zu sprechen kam, nickte sie bloß. "Fließend, ich dachte, das wüsstet ihr. Русский есть красивым языком, и я более красноречив, чем вы думаете. (Russkij jest krasiwji isjikom, I ja bolje kracnoretschiw, tschem wjie dumajtje - Russisch ist eine schöne Sprache und ich bin eloquenter, als ihr dachtet.) Über seine Fachwahl war sie nicht überrascht. Natürlich. Wer würde nicht die Geschichte lehren wollen, wenn er mit Marie Antonette selbst hätte einen Kuchen essen können? "Und ich bemühe mich, nicht in Euren Kurs zu kommen, gerne sogar."
Bevor sie hätte etwas anders sagen können, schwebten Bilder ihres Falles auf ihr Gesicht zu. Sie hob die Tasse an den Mund und schluckte schwer, als ein Mädchen nach dem anderen vor ihren Augen schwebte. Als Schattenjäger, wenn auch mit wenig Erfahrung, war sie hart im Nehmen. Blut und Gedärme waren nichts was sie hätte aus der Fassung bringen sollen. Doch je näher sie hinsah  ..
Junge Frauen, allesamt blond, wunderschön gewesen, Studentinnen  .. Sie hatten ihre Zukunft vor sich gehabt. Anwälte, Ärzte, Journalisten. Was wäre aus ihnen geworden, wären sie nicht Opfer eines Irren? Sie senkte die Tasse, wandte ihr Gesicht ab. Zudem sah Evangeline ihnen nicht unähnlich. Genauso gut hätte es sie erwischen können, wäre sie nicht zu einer kleinen goldenen Kampfmaschine ausgebildet worden.
Sie war froh, als die Bilder wieder verschwanden und sie hörte das schwere Ausatmen des Hexenmeisters. Auch er schien nicht unberührt. Eine drückende Stille breitete sich kurz über das Loft aus.

Samuel führte die Tatsachen noch einmal auf. Ritualmorde sahen anders aus, das hatte auch sie gesehen. "Er baut sich also etwas aus blonden Mädchen. Kommt es noch besser?", fasste sie zusammen. Es war nicht beruhigend, dass niemand nur den kleinsten Hauch einer Ahnung hatte, was hier vorging. Einen Moment lang fühlte sie sich überfordert. Gangaktivitäten von Werwölfen, ein Untergrundbordell betrieben von Elfen, auch gerne .. warum zum Namen Raphaels musste es unbedingt ein satanischer Stärkungsmord sein?
Sie hievte die Beine von der Lehne und setzte sich gerade auf den Sessel, so wie es Samuel tat. Die Anspannung in den Muskeln. "Ich bin kein Kind. Diese Sache ist todernst, ich werde nichts hinterschlagen, dieses Monstrum gehört in den Tartarus, ich tue was ich kann." Ihre Miene war hart. Die großen Augen zum ernsten Blick versteinert. Die schlanken Finger klammerten sich um die Tasse. Abscheu mischte sich mit einem Hauch von Angst und Ahnungslosigkeit. Sie konnte nicht umhin als sich als potentielles Zentrum eines solchen Pentagrams zu sehen. Wusste ihre Mutter, wohin ihre Tochter geschickt wurde?

"Nun meine Mutter scheint zum großkotzigen Wahnsinn zu tendieren, fürchte ich.", sagte sie und stand auf. Sie verschränkte die Hände hinter dem Nacken und trat durch das Wohnzimmer, das Herz des Lofts und blickte an die Decke.
"Ich fasse nur kurz zusammen: Wir wurden mit dem Auftrag belegt, einen wahnsinnigen Mörder, der einem Stärkungsritual nachgeht, um etwas beinahe menschliches zu bauen, zu fassen. Wir werden in Cambridge studieren und lehren und das in der Gesellschaft dieses Monstrums. Das klingt nach mordsmäßigem Spaß.", sagte sie grinsend, fegte ihre Befürchtungen zur Seite, ließ die Arme sinken und wippte auf den Fußballen hin und her. Im Verstecken ihrer Gefühle waren Schattenjäger Meister. Das mussten sie auch sein, dachte sich Evangeline, wenn solche Situationen in ihren Tätigkeitsbereich fielen.
"Wie Fjodor Dostojewski einmal sagte: Feige ist, wer sich fürchtet und davonläuft, wer sich aber fürchtet und nicht davonläuft, der ist noch nicht feige.", sagte sie dann, als sie die Skepsis in dem Blick des Schattenwesens spüren konnte, und wandte sich ihrem Partner wieder direkt zu.
Auch er schien nicht allzu angespannt, so wie er in seiner bequemen Hose auf die Akte sah, in der die letzten Bilder der Studentinnen zu sehen waren.
Sie zog die Schultern hoch, ließ sie wieder fallen und fuhr sich durch das blonde Haar.
"Ich würde sagen, es ist Zeit für's Mittagessen, um diese angespannte Luft loszuwerden, aber mir ist verständlicherweise der Appetit vergangen und ich würde es dennoch begrüßen, wenn wir uns, bevor wir auf Monsterjagd gehen, in das Campusgeschehen eingliedern könnten.", schlug sie dann vor, als Evangeline einen Moment überlegt hatte. "Oder wir lassen den Tag ausklingen  ..", fügte sie hinzu.
Beide in ihren Zimmern, wie sie hoffte. Sie würde versuchen zu meditieren, wie Jaden es ihr beigebracht hatte, um die 'kniffligen Situationen zu meistern, die dir bevorstehen könnten', wie er es damals ausgedrückt hatte. Wenn du nur wüsstest, Jaden.
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptySo März 15, 2015 8:52 pm

Samuel konnte, seiner jahrhundertelangen Übung in der Kontrolle seiner Mimik zum Trotz nicht  verhindern, dass seine Augenbrauen nach oben zuckten. Was die kleine Blondine soeben in einem leicht bitteren Tonfall eingestanden hatte bedeutete - oh, beim Leibhaftigen. Ein leichter Kopfschmerz begann an seinen Hinterkopf zu pochen, eine schöne Metapher für die an der Tür klopfenden zukünftigen Schwierigkeiten. Nichtsdestotrotz kam der schicksalsgeschlagene Magier nicht umhin, die Ignoranz von Evangelines Mutter für einen Moment zu bewundern. Eine morbide Bewunderung, ähnlich der die man einer besonders raffiniert grausamen Krankheit entgegen brachte. Nun gut, man musste arbeiten mit dem, was man hatte. In einer fließenden Bewegung erhob der Schwarzhaarige sich aus seiner sitzenden Position, den Blick interessiert auf das halb abgewandte Gesicht seiner Partnerin geheftet. Sie selbst schien nicht unberührt von der Dimension des Geschehens in das ihre Mutter sie so optimistisch geworfen hatte, aber wie jeder andere Schattenjäger beherrschte auch sie die Kunst ihre Gefühle nach außen hin zu kaschieren perfekt. Natürlich. Regel Nummer Eins im Business der Dämonenjagd: Wer Angst zeigt, zahlt den Preis. Nummer Zwei? Wer früher stirbt, ist länger tot.

Mit einem unmerklichen Kopfschütteln riss Samuel sich aus dem sich anbahnenden Sog von Erinnerungen - ein zarter Körper unter seinen Händen, schwarze Male auf Sommersprossenhaut, pechschwarze Haare und strahlend blaue Augen, Paris vor ach so vielen Jahren - heraus, und ermahnte sich ungeduldig, sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. „Deine Mutter scheint ihre Ähnlichkeiten mit mir zu haben, was großkotzigen Wahnsinn betrifft. Vielleicht sollte ich sie gelegentlich auf ein Gläschen Wein in situ einladen“, bemerkte Samuel so trocken, dass nicht einmal die blonde Unschuld vor ihm es als Ernst missverstehen konnte. Mit einem tiefen Seufzen machte er zwei geschmeidige Schritte vor die deutlich kleinere Schattenjägerin, die sichtlich bemüht war, nicht zurückzuweichen. Eingehend musterte er sie, ehe er zufrieden nickte. „Eventuell kriegen wir dich hier auch ohne die jahrelange Erfahrung durch, die du eigentlich haben solltest.“ Er schenkte ihr ein schmales Lächeln. „Ich würde vorschlagen, wir wählen das, was ihr Schattenjäger so gerne zur Entspannung tut: Wir prügeln uns ein bisschen, und dann machen wir einen Spaziergang. Zu einem Restaurant.“

Mit entschiedenen, langen Schritten bewegte sich Samuel in die Raummitte. „Lektion Eins: Umgang mit der Frustration, einen überlegenen Gegner zu haben.“ Ihren überraschten Gesichtsausdruck quittierte er mit einem amüsierten Schieflegen seines Kopfes. „Oh, ich werde mir nicht anmaßen zu behaupten, ich könnte dich großartig lehren, wie man kämpft. Alles was du in dem Bereich noch lernen kannst wirst du lernen, wenn es passiert. Aber einige Dinge kann ich dir noch beibringen, oder es zumindest versuchen. Und Frustration ist ein mindestens ebenso ernstzunehmender Feind wie die Illusion von Überlegenheit.“ Mit einem Fingerschnippen ließ Samuel einen Tennisball in seinen schlanken Fingern erscheinen. „Wenn du mir den Ball wegnehmen kannst, geht alles was du nachher isst auf mich.“ Der Magier grinste herausfordernd, und blickte seiner Spontan-Schülerin direkt in die Augen.
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptySo März 15, 2015 9:50 pm

Sie sah zu, wie Samuel sich aus seinem Sessel erhob und musterte ihn aus den Augenwinkeln. Begeistert schien er nicht, aber was hinter seinem Jahrhundertealtem Gesicht lag, konnte Evangeline nicht sagen. Das Lächeln der Mona Lisa schien ihr eindeutiger zu sein, als der Blick dieses Unikats vor ihr. "Da mögt Ihr Recht haben.", sagte sie, als er den Größenwahn ihrer Mutter mit seinem eigenen verglich und drehte sich zu Samuel um, als dieser schnurrstracks zu ihr kam und sich vor ihr aufbaute. Wieso zur Hölle sind alle Magier so groß wie Bäume? Wachsen die ihr Leben lang  ... ? Es war ihr unangenehm, nach oben blicken zu müssen, nicht genug Abstand zu wahren ; und sogleich spannten sich ihre Muskeln an, bereit zur kurzzeitigen Flucht. Doch sie blieb, Schwäche zu zeigen fiel ihr nicht im Traum ein.

„Ich würde vorschlagen, wir wählen das, was ihr Schattenjäger so gerne zur Entspannung tut: Wir prügeln uns ein bisschen, und dann machen wir einen Spaziergang. Zu einem Restaurant.“, sagte er und Evangeline zog eine Augenbraue hoch. Offensichtlich verwirrt und abgetan von seiner Idee. Sie strich ihren Pony aus dem Gesicht und sah zu, wie Samuel sich von ihr entfernte und anmaßte, sich selbst einen überlegenen Gegner zu nennen. Sie musste sagen, dass er die Rolle eines Lehres gut einnahm. Mit all dem Hochmut, den er an den Tag legte. Nur dass sie keinen Lehrer brauchte und ihre Ausbildung nicht mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, um jetzt neue Formen des Lernens von einem Zauberer beigebracht zu bekommen.
"Ich soll um einen Tennisball kämpfen?", fragte sie skeptisch. "Normalerweise bringe ich meine Gegner um, als dass ich mit ihm 'Catch the Ball" spielen würde." Mit einem Blick auf die geschwungene Treffsicherheits-Rune auf ihrem Unterarm schien sie jedoch sicher zu sein, dieses lächerliche Spiel um ein Mittag- oder doch Abendessen zu gewinnen. Doch er schien fest von der Überzeugung zu sein, dass Evangeline dieses Spielchen hier nötig hatte und so nickte sie bloß einmal fest.

Natürlich kämpfte sie lieber mit ihrer Engelsklinge oder wenigstens mit einer anderen Art von Waffe, doch sie glaubte nicht, dass er sie in ihr Zimmer ließe. So verlagerte sie das Gewicht auf ihr rechtes Bein und schien ihn bloß untätig in der Kontrapost-Position zu betrachten. Bevor sie zu sprinten begann und ein Sofa nutzte, um über den Magier springen zu können. Im Flug, direkt über seinem Kopf, drehte sie sich um und griff mit der linken Hand auf seine Schulter, wandt sich in der Landung, sodass ihr Bein in seine Kniekehle trat. Mit der Hand zog sie gleichzeitig an seinem Oberkörper und ließ ihn wie ein Klappmesser nach hinten abknicken. Der Ball lag noch fest in seiner Hand, doch immerhin stand der Magier nicht mehr, und so war sie gerade dabei, seinen Arm zu ihr umzudrehen, indem sie Druckpunkte an seinem Oberarm reizte, der seine Hand zwingen würde, den Ball fallen zu lassen.
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptyMi März 18, 2015 11:28 pm

Während Evangelines enthusiastischer Turneinlage blieb Samuel vollkommen ungerührt. Ohne eine Reaktion ließ er den Nachwuchs über ihn springen, und gab sogar aus reiner Gutmütigkeit nach, als sie ihr Bein in seine Kniekehle schwang. Er wollte immerhin nicht direkt in die Vollen gehen. Das würde sie früh genug lernen. Geduldig ließ er sich also von ihr gen Boden zwingen - was nicht halb so erotisch war, wie es klang - einen Mundwinkel kritisch verziehend als sie keinerlei Anzeichen zeigte zu registrieren, dass sie ihn lediglich durch seine Mitarbeit in diese Position gebracht hatte. Samuel verdrehte die Augen. Hörte sie denn nie zu? Als sie seinen Arm schließlich nach hinten drehen wollte, um sich den von ihm ausgeschriebenen Preis zu sichern beschloss der latent amüsierte Hexenmeister, dass irgendwo eine Grenze gezogen werden musste, und ließ zum ersten Mal Kraft auf seine Muskeln wirken.

Für Evangeline äußerte sich diese Kraft primär darin, dass der eben noch so gut bewegliche Arm plötzlich in etwa so nachgiebig wie Zement war. In ihrem (zweifelsohne sorgfältig genau so antrainierten) Bewegungsablauf gestört, hielt sie einen winzig kleinen Moment inne. Irritiert. Samuel seufzte. Dieser eine, kleine Moment war mehr als genug. Mit einer kaum nennenswerten Kraftanstrengung wand er sich aus ihrem gelockerten Griff, federte in einer halben Umdrehung auf die Füße, und warf den Ball in die Luft. Was dann geschah spielte sich - mit voller Absicht, man war nie zu alt um anzugeben - in einer Geschwindigkeit ab, dass selbst ein höchst erfahrener Schattenjäger dem nicht hätte folgen können. In einer beinahe tänzelnden Bewegung sprang Samuel hinter die zarte Schattenjägerin, und erwiderte ihr den Gefallen, die Beine unter dem Körper weggezogen zu bekommen, fing sie aber - pflichtbewusster Betreuer Minderjähriger der er war - in der gleichen Bewegung mit einem sicheren Griff unter die Achseln auf, und setzte sie halbwegs sanft auf den Boden. Dann, einfach weil er für die i-Tüpfelchen praktisch lebte (Magnus’ schlechter Einfluss!) erschien er in einem kurzen Flackern von blauem Licht wieder vor ihr, gerade rechtzeitig um den Ball genau vor ihrer Nase aus der Luft zu schnappen. Nachsichtig, aber nichtsdestotrotz durchaus erheitert ging er vor seiner Schülerin in die Hocke und grinste in bester Jack-Sparrow-Manier: „Warlock.“

Ihren verdatterten Blick quittierte er mit einem Lachen. „Ich habe dich praktisch vorgewarnt, und du hast es einfach ignoriert.“ Samuel hob einen schlanken Finger der Hand, die nicht den heiß umkämpften Tennisball hielt, und präsentierte ihn ihr. „Erstens: Ich habe von vornherein angekündigt, dass ich dir physisch überlegen bin, und eigentlich solltest du so viel über Warlock’s meines Grades auch wissen. Magie lässt sich durchaus auch zur physischen Stärkung verwenden. Trotzdem bist du mich angegangen wie einen Gegner, dem du kräftemäßig gewachsen bist. Generell gilt: Wenn ein Gegner mit seiner Kraft zu prahlen meint, glaubst du ihm das auch. Zumindest solange, bis du eigenhändig das Gegenteil bewiesen hast. Das kann dir das Leben retten.“ Noch immer hockend, erhob der Warlock einen zweiten Finger. „Ein Zweitens noch, den Rest gehen wir später an: Das Kunstturnen, was du da gemacht hast, ist zwar eine feine Sache, aber wenn ich tatsächlich gewollt hätte, hätte ich dich aus der Luft pflücken und auf dem Boden deine Wirbelsäule in kleine Stücke schlagen können. Bis du einen Gegner einschätzen kannst, nimm dir niemals die Möglichkeit, die Richtung einer Attacke ändern zu können. Sprünge sehen gut aus und funktionieren im Trainingsraum auch wunderbar - oder bei Spezies ohne tatsächlich messbare Intelligenz - machen dich aber auch unwahrscheinlich verwundbar. Wenn du erst mal fliegst, bist du dem Gegner, sollte er schneller sein, ausgeliefert.“

Samuel ließ nach Beendigung seiner Belehrung den Tennisball in ihren Schoß fallen, erhob sich und streckte sich. „Das Üben wir noch. Ich will immerhin nicht schon beim ersten Ernstfall deine Innereien vom Boden abkratzen müssen… pardon, abkratzen lassen müssen.“ Der Schwarzhaarige zwinkerte. „So. Da ich von uns beiden der wohlhabende und gutaussehende junge Charmeur bin, lade ich dich trotzdem ein. Und fang’ bloß nicht an zu weinen, nur weil du verloren hast. Zieh’ dich lieber an. In einer Viertelstunde gehen wir, und Haare kämmen täte dir gut.“ Ohne ein weiteres Wort drehte sich Samuel weg und ging in Richtung seines Zimmers. Zu nett ging ja nun auch nicht.
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptySa März 21, 2015 8:59 pm

Es spielte sich so schnell vor ihren Augen ab, dass sie nur noch die Zeit hatte, sich einzugestehen, einen Fehler gemacht zu haben. Als er ihren Griff lockerte und ohne sichtbare Anstrengung Evangeline zu Fall bringen konnte, kochte es in der jungen Schattenjägerin bereits, bevor sie den Boden erreichte und somit den Tiefpunkt ihrer Laune. Er ließ sie schließlich eher unsanft auf den weichen Teppich fallen und stand einen Schowmoment später in einer blauen Wolke und einer süffisanten Weise vor ihr, sodass sie drauf und dran war, ihm tatsächlich an die Gurgel zu gehen.

Sie ließ ihn reden, seine ganze Belehrung auf sie einrieseln. Es fiel ihr schwer, ihm nun auch noch zuzuhören, obzwar er beinahe unerträglich direkt vor ihrem Gesicht hockte und seine langen schlanken Finger vor ihren Augen tanzen ließ. Vor allem weil sie es gar nicht wollte. Evangeline war nicht in der Lage, seiner Predikt objektiv lauschen zu können. Wie viel älter, erfahrener und besser er war. Wie naiv und einfältig und vor allem ungeeignet sie selbst war  .. Als ob sie das nicht wüsste. Als ob sie nicht wüsste, dass sie beide viel lieber wo ganz anders wären, als hier in dieser Situation. Obwohl Samuel ihre Schmach offensichtlich zu genießen schien. Warlocks  .. In eure verdammten Opium-Höhlen gehört ihr .. Er sollte nur seinen selbstgefälligen Worten erlauben, ein Ende zu finden.
Sie zog die Beine zu sich, machte es sich auf dem Bodem bequem, als wäre es ihr Ziel gewesen, dort zu landen. Diese Erniedrigung würde sich nicht wieder wettmachen lassen. So hielt sie stumm und steif still, während er ihre Fehler vor die Nase hielt und dabei immer wieder grinste.

Als er fertig war, plumpste der Tennisball in ihren Schoß und Evangeline musste sich beherrschen, ihn nicht direkt wieder von sich zu werfen. Zu gerne hätte sie dieses kleine Ding durch eine Fensterscheibe fliegen sehen.
Sie nahm den gelben Ball in die Hand und hielt den Mund geschlossen. Wie sagte noch einst ein kleiner Disneyhase? Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten. Und alles, was Evangeline jetzt hätte sagen wollen, fiel nicht unter die Kategorie des Netten. Als Samuel endlich aufstand und meinte, er wolle niemanden dafür anweisen zu müssen, ihre Innereien vom Boden abzukratzen, nickte sie nur und stand auf. Sie verzichtete auf das obligatorische Staubabklopfen. "Ich glaube, ich verzichte auf Euer so unglaublich großzügiges Angebot. Ich bete wohl lieber zu Gott, meinen Tod schnell und schmerzlos, aber vor allem sauber, werden zu lassen, wenn ich alsbald einer wirklichen Gefahr ausgesetzt bin. .", sagte sie so, als würde der Honig von ihren Lippen tropfen und zwang sich gleichzeitig zu einem Lächeln, das hätte aus dem Pinsel eines Pietro Antonio Rorari kommen können.

Sie drehte sich um und ging auf ihr Zimmer zu. Als sie die Hand an der Klinge hatte, drehte sie ihren Kopf noch einmal um. "Geht nur." Das Bitte klang messerscharf in der Luft mit, wenn auch ihre Stimme nichts an Sanftheit und Süße verloren hat. Sie wusste, dass er sie gehört haben musste, auch wenn er ebenfalls seinen Rückzück begonnen hatte.

Ohne auf eine Antwort zu warten, und im Wissen, ein "stolzgekränkter Schattenjägernachwach"-Klischee erfüllt zu haben, sah sie sich in diesem Moment nicht an einem Tisch mit diesem .. Warlock. Hätte sie diese Aktion nicht schon vor ihrer Anreise bereut, so bereute sie sie jetzt umso mehr und wünschte sich einen Grund, nach Hause reisen zu können. Sollten doch andere nach einem magischen und dazu mordenden Psychoathen suchen, und es mit diesem Soziopathen versuchen.
Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und achtete auf ihren Atemrhytmus. Sie brauchte einen Moment, um sich wieder in voller Kontrolle zu haben, um sich dann aufs Bett zu lümmeln. Was sollte sie auch sonst tun, in einem Zimmer, das nicht ihres war, in einer Stadt, die sie so schnell wie möglich verlassen wollte?
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Samuel Cohen
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptySo Mai 17, 2015 8:14 pm

Eine Hand schon auf die Klinke gelegt hielt Samuel überrascht inne, als er den ungekünstelten Schmerz in der hinter ihm erklingenden Stimme vernahm. Einen kleinen Moment rangen der verleugnete Funken Menschlichkeit in ihm und sein Stolz miteinander, aber wie schon seit Jahrhunderten gewann der Stolz die Oberhand. Ohne sich etwas anmerken zu lassen öffnete der Hexenmeister die Tür zu seinem Schlafzimmer und trat hindurch, sie hinter sich achtlos Wienerin Schloss fallen lassend. Erst jetzt drehte er sich um und musterte die lackierte Tür irritiert, als ob sie die soeben gedemütigte Schattenjägerin persönlich wäre. Sicher, er hatte eine ganz schöne Scharte in ihrem Stolz verschuldet, aber lieber ihr Stolz, als ihr Gesicht, oder? Langsam blinzelte er, und schüttelte noch langsamer den Kopf. Wer hatte schon die Muße, sich mit den hormonellen Absurditäten von Weibchen in diesem Alter zu befassen. Samuel sicher nicht. Den verletzten Ton seiner neuen „Partnerin“ verdrängend trat er zum Schrank, um sich auf die altmodische Weise ein neues Outfit zu beschaffen.

Die angekündigte Viertelstunde später trat Samuel mit auch - tatsächlich - gekämmten Haaren wieder in das Wohnzimmer und sah sich prüfend um. Keine Evangeline. Ein leichtes Ausstrecken seiner Sinne verriet ihm, dass sie sich noch immer in ihrem Zimmer befand, vermutlich zusammengerollt und ihre Wunden leckend. Sollte ihm Recht sein. „Ich bin weg“, versetzte er emotionslos und war mit wenigen langen Schritten zur Tür hinaus. Unten im Treppenhaus an der Haustür sog er begierig die Luft der englischen Dämmerung ein, und all die Gerüche, Farben und Geräusche und die leisen magischen Melodien, die an den Mundies einfach vorbeischwebten. Samuel, wie die meisten seiner Art, liebte alte Städte. Stein erinnerte sich besser als so mancher Mensch, wie ein altes Sprichwort sagte - und oh, wie Recht sie damit hatten. Wenn man den Sinn besaß - den siebten Sinn, das dritte Auge, nenne man es wie man wolle - dann war man in der Lage, an diesen Erinnerungen teilzuhaben. Man konnte das Schleifen von Füßen in den Gängen der Universität hören, den Duft längst überpflasterter Gärten vernehmen, aber vor allen Dingen jede einzelne Vibration von Magie. Wenn man den Schwarzhaarigen fragen würde, würde er es vermutlich weniger als einen Eindruck beschreiben, der im Rahmen der gewöhnlichen fünf Sinne aufgenommen wurde; mehr wie eine sanfte Schwingung, ein Kribbeln was unter die Haut fuhr und ganz plötzlich eine Erinnerung in einem weckte, die einem gar nicht gehörte.

Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen schlenderte der Warlock durch die belebten Straßen der Universitätsstadt, auf der Suche nach einem Café, dass seinen Vorstellungen entsprechen würde. Plötzlich, mitten auf seinem Weg, wusste er, dass er gefunden hatte, wonach er suchte. Zielstrebig betrat er das niedrige, von nachgemachten Gaslampen beleuchtete Restaurant, welches auf einer kalligraphisch beschrifteten Tafel mit ‚freiem WLAN‘ warb. Samuel wählte einen Ecktisch mit gutem Überblick über den Raum. Hier schienen sich zum Abendessen Studenten sowie Dozenten die Klinke in die Hand zu geben, auch wenn sich größtenteils höflich ignoriert wurde. Eine Runde an jungen Damen schräg gegenüber beäugte ihn neugierig, und Samuel rang sich ein strahlendes Lächeln ab. Irgendetwas sagte ihm zwar, dass Evangeline von Fremden in der Wohnung direkt am ersten Abend eher weniger begeistert wäre, aber Kontakte knüpfen schadete ja niemandem. Im Namen der Recherche. Erstaunlicherweise brauchte es gerade einmal zwei hektisch und mit immer wieder herüberflackernden Blicken geleerter Gläser Bier, ehe die aus der Gruppe, die sich ganz offensichtlich für die Attraktivste hielt, einen Vorstoß an seinen Tisch wagte.

„Hi. Dein Gesicht habe ich hier noch nie gesehen.“ Samuel nippte an seinem Bier, um die Reste seines halbverzehrten Mahls hinunterzuspülen, ehe er antwortete. „Ich esse eigentlich jeden Abend wo anders.“ Die Blonde zog eine geübt wirkende Schnute. „Ich meine hier, in der Stadt. Du hast ein Gesicht, an dass man sich erinnern würde.“ Diese durchaus umsubtile Aussage wurde von einem Blick unter langen - vermutlich unechten - Wimpern hervor nahezu klischeehaft untermalt. Samuel setze ein selbstbewusstes Grinsen auf und wand sich seiner Werberin halb zu, so gut es die Sitzbank eben zuließ. Ein schneller Check seinerseits bestätigte das Offensichtliche: Eine reinblütige Mundie. Eine der Sorte, die als attraktiv galt, weil die Schönheitsideale der Menschen sich so sehr auf das konzentrierten, was ihr Gegenüber trug oder sich in sein Gesicht zeichnete. Unter den sorgfältig zurechtgelegten Konturen lauerte ein höchstens mittelmäßiges Gesicht und unter dem frechen Auftreten ein unsicheres junges Mädchen. Allerdings unter so vielen Schichten, dass sie es vermutlich selbst nicht mehr wusste. „Dann scheine ich tatsächlich neu hier zu sein“, sinnierte der Hexenmeister, ohne seine neue Beute aus dem Blick seiner tiefschwarzen Augen entfliehen zu lassen. „Ich bin Sam“, rückte er schließlich heraus, zur sichtlichen Freude der Blondine. „Ich bin Lucy.“ Hastig streckte sie ihre Hand aus, langsam anscheinend verunsichert von seinem unbeirrbaren Blick. „Freut mich.“ Samuel ergriff die Hand, und hielt sie ein paar Herzschläge lang in seiner eigenen. „Und mich erst.“ Die Röte schoss dem jungen Mädchen in die Wangen, als hätte sie Janmaat dort hingemalt. In einem hintergründigen Teil seines Gehirns studierte Samuel das junge Mädchen. Blond, schlank… sie würde durchaus in das Muster passen. Er machte sich eine geistige Notiz, mit einem schnellen Blick auch ihre Freundinnen aufnehmend. „Also, ich - wir haben morgen leider ein frühes Seminar, aber wenn du willst kann ich dir danach ein bisschen was vom Gelände zeigen.“ Eine leise Stimme flüsterte Samuel, dass er nicht weiter auf ihr beharren sollte. Erstens, vielleicht sollte er sich doch um ein kleines Bisschen Frieden in seiner unfreiwilligen WG bemühen. Zweitens, und viel wichtiger, sollte er erst einmal herausfinden welche Studenten an dieser Universität seine Seminare besuchten und somit für ihn rechtlich unantastbar waren. Magie hin oder her, man konnte ja zumindest versuchen, sich das Gröbste zu ersparen. Lucy hatte ihm unterdessen ihre Nummer auf seine Serviette gekritzelt, und erhob sich fahrig, immer wieder zum Ausgang sehend und zu der Uhr gegenüber an der Wand. „Also dann, ich freue mich auf- morgen. Genau, morgen.“ Sie warf ihm noch ein nervöses Lächeln zu, dann hastete sie zu ihren wartenden Freundinnen, welche beinahe im Laufschritt mit ihr in der Mitte zur Tür hinaus verschwanden. Irritiert sah Samuel ihnen nach. Natürlich, er hatte es durchaus schon erlebt, dass er bis zu einem gewissen Grad einschüchternd auf das andere Geschlecht wirkte - Endorphine und dergleichen - aber das? Sie wirkte geradezu, als würde sie sich für ihm fürchten. Nachdenklich machte er sich über den Rest seines Essens her. Dann, plötzlich traf es ihn - ein einzelner, scharfer Ton, wie eine angeschlagene Saite, der metallen durch die Abenddämmerung schnitt. Fuck. Samuel legte so ruhig wie es ihm möglich war sein Geld auf den Tisch, bedankte sich bei der Kellnerin und schlenderte bemüht gelassen aus der Tür. Kaum war er draußen, hüllte er sich in einen dichten Zauberglanz und lief in seiner übermenschlichen Geschwindigkeit in die Richtung, die ihm sein Bauchgefühl vorgab.

Zu spät. Samuel atmete flach durch den Mund, selbst nach all den langen Lebensjahren waren literweise vergossenes Blut noch immer keines seiner bevorzugten Aromen. Mit einem geübten Blick inspizierte der hochgewachsene Warlock das Mädchen - oder eher das, was von ihr übrig war. Ihre Kehle war durchgeschnitten, ihr Mund seltsam eingefallen und die Augenhöhlen leer, ihr Inhalt präzise entnommen. Ein Blick zu den Fingerkuppen verriet Samuel, dass sie ebenfalls die Fingernägel mitgenommen hatten. Bevor er sich daran machte, das Mädchen genauer zu untersuchen, zückte er sein Handy und sandte ein stummes Stoßgebet, dass die beleidigte Teenagerin abheben würde. „Hey, Partnerin“, flötete er in den Hörer, während er den Heizungskeller in dem er sie gefunden hatte flüchtig musterte. „Ich fürchte es ist ganz gut, dass du noch nichts gegessen hast. Zieh’ dich an - ich meine deine Montur, ja - und dann nimm das Portal, was gleich an der Stelle deiner Tür erscheinen wird. Am Besten stattest du dich auch mit den grundlegenden Runen aus, vielleicht auch eine die den Magen stärkt. Und einen Zauberglanz, ich will dich nicht mittarnen müssen. Bis gleich.“ Ohne auf ihre Bestätigung zu warten brach er das Gespräch wieder ab, und kniff leicht die Augen zusammen, versuchend Konzentration zu erlangen, obgleich die Erinnerungen der hier gewirkten dämonischen Magie so penetrant auf ihn einprasselten, dass es fast an menschliche Kopfschmerzen erinnerte. Ein paar unverständliche Worte in seinem Kopf später spürte er, wie eine vertraute Wärme zwischen seinen aneinander gepressten Handflächen aufstieg. In einer unspektakulären Geste legte er sie an die Mauer vor ihm, ließ die gesammelte Magie in sie fließen und die Form annehmen, die er benannt hatte. Ein Gähnen unterdrückend - auch Magier seines Levels spürten unmittelbar nach einem Zauber leichte Erschöpfung - kniete er sich wieder neben die bedauerlich leblose Lucy. Vorsichtig hob er ihre Oberlippe an, und fluchte leise, als sich seine Befürchtung bewahrheitete. Nicht zu vergessen, dass sie das arme Mädchen skalpiert hatten.

Als Eva hinter ihm etwas desorientiert aus dem Portal stolperte, grüßte er sie mit einem knappen Nicken, ehe er die Fakten darlegte. „Es geht immer mehr um den Feinschliff. Haare, Augen, Zähne, Fingernägel und“, Samuel spreizte mit spitzen Fingern die Halswunde, „ihre Stimmbänder.“ Als er sich aufrichtete wurde das frische Blut auf seinen Händen mit einem bläulichen Flackern zu Asche, die von seinen Fingern zu Boden rieselte, als er sie leicht schüttelte. „Sie kommen also der Vollendung ihres perversen Werkes immer näher.“
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Evangeline Saint-Claire
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BeitragThema: Re: Serendipity ;; DIE KAPITEL   Serendipity ;; DIE KAPITEL EmptySa Jan 02, 2016 1:34 am

Evangeline hörte noch, wie die Tür ins Schloss fiel und atmete erleichtert aus. Sie hatte sich auf den Rücken gelegt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und angestrengt an die Decke gesehen. Mit ihm in dem Loft war es schwer sich zu entspannen, selbst wenn eine oder wahlweise mehrere Türen zwischen ihnen lagen, hatte er noch immer die Chance, sie zu spüren. Ganz privat war sie nie und so konnte sie auch nie ganz privat und ungesehen ihren Ärger ausleben. Doch als sie das Klicken hörte, sprang sie mit einem geschickten Satz auf und öffnete ihre eigene Tür, sah nach, ob auch wirklich niemand im Wohnzimmer saß. "Endlich  ..", seufzte sie in die Stille hinein und streckte ihre Arme nach oben, machte steife Schritte nach vorne, um auch ihre Beine zu strecken und grinste in sich hinein. Ja, die Wohnung an sich war sehr schön. Sie hatte nicht den alterwürdigen und sündhaft teuren Stil ihres eigentlichen Zuhauses, aber ihr gefiel das Moderne Menschenhafte. Alles schrie nach Designer und einem Geist, der unbedingt neu und steril schön sein wollte. Wo sich Samuel das wohl abgeguckt hatte?
Kaum dachte sie wieder an den Hexenmeister verzog sie ihre Lippen zu einer Schnute und schlurfte in ihren weichen Socken in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank und ließ ihren Blick schweifen. "Oh, lustig.", sagte sie trocken, während das kühle Licht ihre makellose Haut (wer sagte, dass meine Runen nicht auch weiterentwickeln und für niedere Zwecke benutzen konnte?) beschien und somit auch die ausdruckslose Miene der Schattenjägerin. Vor ihr sah sie rein vegetarische Kost. Obst, Gemüse, Käse, alles nur kein Fleisch. Selbst an Tofu wurde gedacht. " .. Ich werde doch nicht vegetarisch?", murmelte sie und drehte einen verpackten Klumpen Tofu in der Hand ehe sie ihn wieder in das Innere hineinwarf. "Okay, dann Kaffee."
Es fühlte sich merkwürdig an, mit sich selbst zu reden. Normalerweise war immer jemand in der Nähe, auch wenn es einer der Bediensteten war. Aber hier waren nur sie und der Hexenmeister und das nicht einmal freiwillig, nicht gewollt und in jeder Hinsicht nicht genossen. Und selbst wenn er nicht da war, spürte sie den Hauch Magie, der an den Wänden klebte. Bestimmt eine Schutzvorrichtung, von der Samuel ihr nichts gesagt hatte. Warum aber auch? Schließlich war sie nur seine Partnerin. Niemand Wichtiges also, nur jemand dessen Leben von ihm abhing.

Sie fand schnell heraus wie die Kaffeemaschine genau funktionierte. Stolz sah sie zu, wie ihr Caramel Mocca in die Tasse floss und einen wohligen Geruch verströmte. Zufrieden zog sich Evangeline auf das Sofa zurück und hielt die Tasse nah bei sich, während sie auf den ausgeschalteten Fernseher starrte. Sowas hatten sie nicht. Jedenfalls nicht in ihrem Haushalt. Sie stieß unartikulierte Laute aus, während sie nachdachte, was sie stattdessen machen sollte. Oder wie sie Samuel am besten fragte, wie das Ding funktionierte, ohne wie ein Hinterweltler dazustehen. Noch mehr Blöße konnte sie sich nicht geben.
Wenn man vom Teufel sprach .. ihr Hand klingelte laut und Evangeline warf ihren Kopf in den Nacken, stieß einen genervten Ton aus und war dann mit schnellen Laufsprüngen bei ihrem Handy, das noch im Zimmer gelegen hatte und nahm ab, nachdem sie sah, wer da anrief. Ob er sich entschuldigen würde? Gerecht wäre das nur alle mal, aber noch bevor sie diesen Gedanken zu Ende führen konnte, belehrte sie sich selbst eines Besseren. Ehe Samuel sich bei ihr entschuldigen würde, würden Werwölfe vegan werden.
Sie konnte nur einmal "Ja?" sagen. Alle anderen Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie ahnte Fürchterliches und als sie Eins und Eins zusammenzählen konnte, hatte er auch schon aufgelegt und sie war bereits daran das Leder über ihren Körper zuziehen. Kaum war sie fertig, fühlte sie sich wieder in ihrem Element, um einiges stärker und vor allem wohler. Doch ehe sie das weiter genießen konnte, tauchte hinter ihr an der Tür das Portal auf und Evangeline zeichnete eine weitere Rune auf ihren Unterarm. Wie Samuel gesagt hatte, befürchtete auch sie einen Magenumkrempler, wenn sie ankäme. Ansonsten hätte er sie nicht gerufen, oder? Alles andere könne er ja alleine regeln.

Sie nahm noch einmal tief Luft und trat dann durch das Portal. Sie schloss die Augen, spürte jedoch wie an ihr gezupft und gezerrt wurde. Nie würde sie sich daran gewöhnen, dachte sie als sie auf festen Boden stand und gleich vom muffigen Kellergeruch empfangen wurde. Sie richtete sich vollends auf und sah zu aller erst die Leiche hinter Samuel.
Sie schluckte. Einmal. Und legte dann die Hand auf ihren Mund. "Oh Gott, Erzengel .. ", hörte man sie zwischen der Hand sagen, nicht aber ohne den Blick von ihr abzuwenden. Sie konnte nicht als Schwächling dastehen. Nicht schon wieder. Und doch hatte niemand sie auf so etwas vorbereitet. In der Ausbildung kam das nicht vor.
"Wie ist sie gestorben?", fragte sie dann, nachdem sie ihre Schultern angespannt und sich selbst so komplett aufgerichtet hatte. Sie hoffte, dass dieses Mädchen starb, bevor sie zum Ersatzteillager wurde.
Nach dem Schock biss sie die Zähne zusammen. Ihr Magen hielt stand, doch dafür wallte ihre Wut auf. Diese Mädchen auf Fotos zu sehen war eines, aber direkt vor einem Opfer zu stehen, das starb, als sie in der selben Stadt ihren Kaffe getrunken hatte, eine andere.
"Und warst du nicht hier? Hättest du das nicht spüren müssen?", fragte sie plötzlich und reckte das Kinn nach vorne. "Hast du denn nichts gespürt? Sie muss doch gelitten haben .. " Sie wollte ihm nicht die Schuld daran geben, gewiss nicht. Aber irgendjemand musste doch verantwortlich sein? Und wenn nicht sie, dann wer sonst? Wenn er doch so ein großer Hexer war, musste .. Nein, sie konnte niemandem sonst als dem Monster die Schuld geben, der das Augenlicht und das Leben einer Unschuldigen nahm.
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